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Kurden geben Türkei Schuld an Wassermangel in Nordostsyrien 

Die Kurden im Nordosten Syrien beschuldigen die Türkei, ihnen zu wenig Wasser zu liefern
Die Kurden im Nordosten Syrien beschuldigen die Türkei, ihnen zu wenig Wasser zu liefern (© Imago Images / Sipa USA)

Die türkische Militäroffensive im Oktober 2019 beschädigte die Wasserstation in Sari Kani und schnitt die Gebiete der Kurden von der Wasserversorgung ab, was noch immer zu gravierenden Problemen für die dortige Bevölkerung führt. 

Der stellvertretende Vorsitzende des Wasserdirektorats im kurdisch verwalteten Hasaka im Nordosten Syriens, Issa Younes, erklärte am Montag gegenüber lokalen Medien, Ankara habe die Wasserzufuhr aus der Alouk-Wasserstation in Nordsyrien in nur acht Monaten mehr als vierzig Mal unterbrochen.

Die Türkei und ihre syrischen Verbündeten übernahmen die Kontrolle über die Alouk-Wasserstation während der Militäroperation Friedensfrühling im Oktober 2019, nachdem sie die Städte Sari Kani/Ras al-Ain und Gire Spi/Tal Abyad unter ihre Kontrolle gebracht hatten, die in Gebieten liegen, die zuvor von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert worden waren. Die Militäroffensive beschädigte die Station in Sari Kani und schnitt die südlich gelegenen Gebiete von der Wasserversorgung ab. 

»Die anhaltende Unterbrechung der Wasserversorgung durch die Türkei hat das Leiden der Bewohner, die eine wahre Tragödie erleiden, noch vergrößert«, wurde Younes von der North Press Agency (NPA) zitiert. Er fügte hinzu, man habe die Station seit dem 18. April mit Strom versorgt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, doch der Versuch sei erfolglos geblieben. Die NPA berichtete auch, die kurdische Regierung und die von der Türkei unterstützten Kämpfer hätten am 3. Juni durch Vermittlung der Vereinten Nationen eine Vereinbarung getroffen, die vorsieht, dass die Kurden die von den Rebellen gehaltenen Gebiete mit Strom versorgen, die im Gegenzug Wasser aus der Alouk-Station nach Hasaka pumpen. 

Der Co-Vorsitzende des Wasserdirektorats beschuldigte Ankara jedoch der Verletzung des Abkommens. »Das Andauern dieser Katastrophe ist das Ergebnis einer mit dem Segen des syrischen Regimes geschlossenen Vereinbarung zwischen Russland und der Türkei, um unser Volk zu unterdrücken und sein demokratisches Projekt zu vernichten«, so Younes in seiner Erklärung. Der Beamte beschuldigte die internationale Gemeinschaft zu schweigen, während ein »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« begangen wird. 

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) erklärte in seinem Cholera-Bericht vom November 2022, dass eine halbe Million Menschen in Hasaka zu diesem Zeitpunkt keinen Zugang zu »ausreichenden Mengen an sicherem Wasser« habe.

Bis zu einer Million Menschen sind aufgrund der schwerwiegenden Unterbrechungen der Alouk-Wasserstation« im auch als Rojava bekannte Nordosten Syriens gefährdet, warnten der residierende humanitäre Koordinator der Vereinten Nationen für Syrien, der regionale humanitäre Koordinator für die Syrien-Krise und der UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika im Juli 2021 in einer gemeinsamen Erklärung. Ohne die Türkei und ihre Stellvertreter zu erwähnen, forderten die drei UN-Beamten die Wiederaufnahme der Wasser- und Stromversorgung. »Wir erinnern alle Parteien daran, dass es sich bei den Wasserwerken um zivile Infrastrukturen handelt, die jederzeit geschützt werden sollten«, erklärten sie.

Das türkische Außenministerium reagierte einen Tag später und erklärte, man stehe in regelmäßigem Kontakt mit den Vereinten Nationen bezüglich der humanitären Lage in Syrien und behauptete, die UN-Erklärung enthalte »sachliche Fehler sowie unvollständige und irreführende Informationen«.

Lokale Beamte in Hasaka haben in den vergangenen Jahren darauf zurückgegriffen, Wasser aus Brunnen zu schöpfen, was das Problem jedoch nicht gelöst hat. Türkische Beamte machen währenddessen die kurdischen Behörden für das Problem verantwortlich, die ihrer Behauptung nach die Stromzufuhr nach Sari Kani/Ras al-Ain und Gire Spi/Tal Abyad unterbrochen hätten, sodass die Station Alouk keinen Strom mehr habe.

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