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Warum man im Nahen Osten kaum etwas zum Tod von Hamas-Führer al-Arouri gehört hat

Außer den üblichen Verdächtigen protestierte im Nahen Osten kaum jemand gegen die Tötung von Hamas-Führer al-Arouri
Außer den üblichen Verdächtigen protestierte im Nahen Osten kaum jemand gegen die Tötung von Hamas-Führer al-Arouri (Imago Images / ZUMA Wire)

Länder wie Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien oder die Golfstaaten hoffen, dass Israel die mit dem Iran verbündete Hamas möglichst schnell zerschlägt.

Bei einem Drohnenangriff auf eine Wohnung im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut starben am Dienstag mehrere Männer. Unter ihnen befand sich Saleh al-Arouri, einer der Mitgründer der Qassam-Brigaden, des militärischen Flügels der Hamas. Zuletzt war er der Kommandeur der Hamas-Truppen im Westjordanland und stellvertretender Chef des Hamas-Politbüros. Wenn Sie die Beiträge auf unserer Webseite regelmäßig lesen, dürfte al-Arouri Ihnen nicht unbekannt gewesen sein.

Die New York Times schreibt, mit dem Tod al-Arouris »verliert die Hamas einen ihrer fähigsten Taktiker, der dazu beitrug, Geld und Waffen an ihre Kader im Gazastreifen und anderswo im Nahen Osten zu verteilen und die Gruppe enger in das iranische Netzwerk von Kräften zu integrieren, die sich dem Kampf gegen Israel verschrieben haben.«

Im Gazastreifen seien die militärischen Kräfte der Hamas durch den Krieg seit dem Massaker in Israel am 7. Oktober »signifikant geschwächt«. Sollte die Hamas den Krieg überstehen, hätte al-Arouri »als de-facto-Botschafter der Hamas im Iran und bei der Hisbollah« eine zentrale Rolle bei der Wiederaufrüstung der Organisation gespielt. Israel hat nach dem 7. Oktober angekündigt, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für den größten Massenmord an Juden nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich waren. Man kann davon ausgehen, dass al-Arouri auf der Liste weit oben stand.

Nur Iran und Verbündete empört

Unter den Mitgliedern der pro-iranischen Achse im Nahen Osten ist die Empörung über al-Arouris Ableben erwartungsgemäß groß und die üblichen Drohungen mit Vergeltungsschlägen ließen nicht lange auf sich warten. Wie der Blog Elders of Ziyon bemerkt, beschränkte sich die Verurteilung des Anschlags auf den Hamas-Führer aber auf diese überschaubare Gruppe, zu der Vertreter des iranischen Regimes, der Huthis im Jemen, schiitischer Milizen im Irak und einiger regionaler Zweigstellen der Muslimbruderschaft gehören.

Im Nahen Osten jenseits des iranischen Regimes und seiner Terror-Handlanger ist von Empörung über den Tod al-Arouris genauso wenig zu hören wie über Israels Krieg gegen die Hamas. Und das hat einen einfachen Grund: Anders als man in Europa vielfach nach wie vor glaubt, haben Länder wie Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien oder die Golfstaaten kein Problem mit Israel, sehr wohl aber mit dem iranischen Regime und seinen Verbündeten wie der Muslimbruderschaft.

Offiziell mag gelegentlich Missfallen über das Leid der Palästinenser im Krieg geäußert werden, inoffiziell wünscht man in Riad wie in Amman aber, dass Israel die Hamas möglichst schnell auslöscht.

Deshalb sind auch alle Versuche des iranischen Regimes und Syriens gescheitert, in der Arabischen Liga oder in der weiteren islamischen Welt harte Maßnahmen gegen den jüdischen Staat wie den Abbruch politischer Beziehungen oder eine totale wirtschaftliche Blockade zu ergreifen. Der Großteil der arabischen Welt sieht sich nicht von Israel bedroht, sondern von den Umtrieben des iranischen Regimes – und dagegen erweist sich Israel ein ums andere Mal als verlässlicherer Verbündeter als die USA unter den zumindest letzten drei Präsidenten.

Gestatten Sie mir, zum Schluss den Verblichenen zu Wort kommen zu lassen. In einem Interview im August letzten Jahres erklärte al-Arouri: »Ich warte auf das Martyrium (den Tod) und ich glaube, ich habe zu lange gelebt.« Zumindest diese Sichtweise wurde offenbar auch noch von jemandem anderen geteilt.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 3. Januar. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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