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Katarischer Beamter: Juden sind Prophetenmörder und der 7. Oktober war nur ein Vorspiel

Das Mitglied des katarischen Schura-Rats Essa Al-Nassr bei seiner Rede vor der Arabischen Liga
Das Mitglied des katarischen Schura-Rats Essa Al-Nassr bei seiner Rede vor der Arabischen Liga (Quelle: MEMRI TV)

Die Rede des katarischen Funktionärs war voll von antisemitischen Stereotypen islamischer Prägung, Lob für die Hamas und Androhung weiteren Terrors gegen gegen Israel.

Ein Mitglied des Schura-Rats, einer beratenden Versammlung der katarischen Legislative, gab in seiner Rede auf der Sitzung der Arabischen Liga am Montag heftige antisemitische Äußerungen von sich und rief zu Gewalt und Terrorismus auf. Nach Angaben auf der Website des Schura-Rats ist Essa Al-Nassr Brigadegeneral bei der für die Nachrichten- und Sicherheitsdienste zuständigen Garde des katarischen Emirs sowie Mitglied des Finanz- und Wirtschaftsausschusses und des Ausschusses für Kultur und Medien.

»Es wird keinen Frieden und keine Verhandlungen mit dem zionistischen Gebilde geben, und zwar aus einem Grund: weil ihre Mentalität keine Verhandlungen kennt, sondern nur das Brechen von Versprechen und das Lügen. Sie kennen nur eine Sache, nämlich das Töten, denn sie sind Mörder der Propheten«, erklärte der hochrangige katarische Funktionär in seiner Rede.

Islamischer Antisemitismus

Die Beschuldigung der Juden als »Prophetenmörder« ist eine antisemitische Trope, die in diversen islamischen Texten vorkommt und von vielen, auch von Al-Nassr selbst, als eine für alle Ewigkeit gültige Anklage gegen das gesamte jüdische Volk verstanden wird. Die Behauptung erinnert an den Vorwurf des Gottesmordes, mit dem Juden in klassischen christlichen Texten beschuldigt wurden, und stellt so etwas wie eine islamische Version dieses Vorwurfs dar, wo die direkte Übernahme des Gottesmordsvorwurfs dadurch verunmöglich wird, dass Jesus zwar als Prophet, aber nicht als Gottes Sohn angesehen wird.

Neben der antisemitischen Rhetorik, die in solchen Anschuldigungen zum Ausdruck kommt, wird die Projektion von realen oder fiktiven Verfehlungen der Juden in der Antike auf den modernen Staat Israel als eine Form des Antisemitismus angesehen, die heutzutage in vielen religiösen und nationalistischen Kreisen praktiziert wird, hält die Jerusalem Post in einer Analyse der Aussagen Al-Nassrs fest.

Al-Nassr begnügte sich jedoch nicht mit diesen Äußerungen, sondern lobte in seiner Rede auch die »Operation der Al-Aqsa-Flut«, womit er sich auf die Bezeichnung der Hamas für ihr Massaker vom 7. Oktober letzten Jahres bezog. Der katarische Beamte erklärte, die Geschehnisse seien nur ein »Vorspiel für die Vernichtung der Verderbnis der zweiten zionistischen Entität› auf Erden«, nach dem antiken jüdischen Staat, der nach einem Aufstand gegen die Römer mit der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. sein Ende fand.

Abschließend verwies Al-Nassr auf eine göttliche Verheißung, nach der die neuerliche Sammlung der Juden im »Land Palästina« der Vorbereitung auf die »Schlacht der nächsten Generation« diene, die laut Al-Nassr das endgültige Ende der jüdischen Entität herbeiführe. Diese Äußerung bezieht sich auf eine weitere in islamistischen Kreisen verbreitete religiös-nationalistische Sichtweise, welche die Sammlung der Juden im Heiligen Land als Teil eines göttlichen Plans für eine epische Schlacht der Muslime gegen die Juden betrachtet, in der die Judenheit als Ganzes einen tödlichen Schlag erleiden würde.

Die Rolle Katars im Krieg gegen die Juden

Der katarische Schura-Rat, dem Al-Nassr angehört, setzt sich aus fünfundvierzig Mitgliedern zusammen, von denen fünfzehn direkt vom Emir ernannt werden. Die Mitglieder des mit einem Verfassungsreferendum im Jahr 2003 eingeführten Rats verfügen über begrenzte Befugnisse, die es ihnen unter anderem erlauben, den Haushalt des Landes zu überwachen und den Premierminister zu seiner Politik zu befragen, sofern zwei Drittel des Rats zustimmen. Sie haben lediglich beratende Funktion, aber keine legislative Gewalt, die bei Emir Tamim bin Hamad Al Thani liegt, der zugleich auch Chef der katarischen Exekutive und Judikative ist.

Das katarische Regime geriet in den vergangenen sechs Monaten häufig in die Schlagzeilen, weil es die Hamas unterstützt und beherbergt. Eine unlängst veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass Katar seit mehr als einem Jahrzehnt über die militärische Strategie der Hamas Bescheid weiß und diese aktiv unterstützt, und die Hamas-Finanzierung seitens Dohas »direkt zum 7. Oktober« geführt hätte. So hätten der Emir und seine Regierung stets gewusst, »dass der überwiegende Teil der Gelder, die Katar in den Gazastreifen schickte, der Terrorinfrastruktur, den Waffen und der Ausbildung der Hamas zugutekam«.

Das Golf-Emirat hat sich in den letzten Monaten auch bemüht, als Vermittler zwischen Israel und der Terrororganisation aufzutreten, um Abkommen auszuhandeln, im Zuge derer israelische Hamas-Geiseln gegen wegen terroristischer Handlungen verurteilte Palästinenser ausgetauscht würden.

Der aktuelle Fall ist auch nicht der erste, bei dem Katar als Proponent und Förderer von Antisemitismus in Erscheinung tritt. Vor allem der staatliche Sender Al Jazeera steht immer wieder in der Kritik. In einem Bericht des israelischen Zachor-Instituts vom März 2023 wurde detailliert aufgezeigt, wie der Sender auf seinen verschiedenen, vor allem arabischsprachigen Kanälen Verschwörungstheorien, Holocaust-Leugnung und antisemitische Stereotypen propagiert.

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