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Wie jemenitische Kinder als Fußsoldaten der Huthis rekrutiert werden

Huthis nutzen Armut im Jemen, um Kindersoldaten zu rekrutieren
Huthis nutzen Armut im Jemen, um Kindersoldaten zu rekrutieren (© Imago Images / ZUMA Wire)

Jungen im Alter von sieben Jahren werden mit dem Versprechen auf Essen und Geld für ihre Familien in Sommerlager gelockt und anschließend gezwungen, sich der jemenitischen Miliz anzuschließen.

Im Jemen werden Kindern Lebensmittelrationen für ein Monat sowie täglicher Unterricht versprochen, wenn sie sich in die Sommerlager der große Teile des Landes kontrollierenden Huthi-Miliz einschreiben, wobei es allerdings nicht lange dauert, bis ihnen Gewehre in die Hand gedrückt werden.

Im Land gibt es tausende solcher Lager, in denen die Teenager vierzig Tage lang in Kriegsführung gedrillt und darauf vorbereitet werden, sich den Huthi-Milizen anzuschließen. Dabei werde ihnen beigebracht, wie man schießt, ein Lager sichert und Kontrollpunkte im Fokus behält, erzählen die Kinder über ihre Erlebnisse.

Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen haben in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass die Huthi das Justizsystem nutzen, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen. Erst kürzlich wurden von durch die Milizen kontrollierte Gerichte Todesurteile verhängt und sind Videos von Züchtigungsstrafen öffentlich geworden. Eine weitere Methode der Machtsicherung ist laut Menschenrechtsorganisationen die Ausbeutung von Kindern als Fußsoldaten.

Zwischen März 2015 und September 2022 habe UNICEF 3.995 Fälle von Kindern im Jemen bestätigt, die für Kämpfe rekrutiert wurden, obwohl die tatsächlichen Zahlen wahrscheinlich viel höher sind, berichtete unlängst die britische Zeitung The Telegraph. Einem UN-Bericht zufolge starben allein zwischen Januar 2020 und Mai 2021 rund zweitausend Kinder auf dem Schlachtfeld.

Andere Menschenrechtsorganisationen wie der Euro-Mediterranean Human Rights Monitor und SAM for Rights and Liberties schätzen sogar, dass mehr als zehntausend Kinder zwangsrekrutiert wurden. Die UNO geht davon aus, dass einige Kinder im Alter von gerade einmal sieben Jahren gezwungen werden, die Waffen der Terroristen zu reinigen.

Elend ausgenutzt

Die Huthi »nutzen die katastrophalen Lebensbedingungen der Familien in den von ihnen kontrollierten Gebieten aus, um sie zu zwingen, ihre Kinder in Sommerlager und dann an die Front zu schicken«, so Abdo Al-Hothifi, Direktor von Mayyun, einer Menschenrechtsorganisation im Jemen. »Die rekrutierten Kinder erhalten in den Sommerlagern zunächst ideologische Kurse, um ihre Loyalität zu sichern. Dann werden sie in Militär- und Kampftrainingslager gebracht, wo sie an verschiedenen Waffentypen ausgebildet werden.«

Schätzungen darüber, wie viele Kinder in diesen Lagern waren, sind angesichts der geheimen Natur der militanten Aktivitäten schwierig. Mayyun schätzt jedoch, dass Hunderttausende von Jungen und Mädchen die fast neuntausend Lager durchlaufen haben, die in den von den Huthi kontrollierten Gebieten des Jemen betrieben werden. Die Familien werden insofern dazu verleitet, ihre Kinder abzugeben, als die Huthi sie damit ködern, Lebensmittel und Geld an diejenigen zu verteilen, die ihre Söhne und Töchter dorthin schicken, was für viele arme Familien, die im kriegsgebeutelten Jemen ums Überleben kämpfen, ein Angebot darstellt, das sie nicht ablehnen können.

Die Tage in den Sommerlagern sind in zwei Abschnitte unterteilt: Am Morgen vermittelten Funktionäre die politische und religiöse Ideologie des verstorbenen Hussein Al-Huthi, einem der wichtigsten Anführer der Gruppe. Die Erzählungen reichen von Al-Huthis mutigen Kämpfen gegen die USA und Israel bis hin zur Bedeutung des Dschihads gegen den Westen wegen dessen antimuslimischer Rhetorik.

Wie eine UN-Untersuchung ergab, wird den Kindern auch der Slogan der Huthi, der zum Dschihad aufruft, beigebracht: »Tod für Amerika, Tod für Israel! Verflucht seien die Juden, Sieg für den Islam! Allah ist groß!«

Am Nachmittag und am Abend erhalten die Kinder eine Waffenausbildung und werden dazu angespornt, ihre neuen Fähigkeiten gleich an Ort und Stelle einzusetzen, indem sie das Lager über Nacht bewachen sollen. Als Teil der umfassenden Indoktrination werden die Jugendlichen in den Lagern isoliert und daran gehindert, mit Menschen außerhalb in Kontakt zu treten; auch ihre Familien dürfen sie nicht sehen.

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