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Erste Treibstofflieferung nach Gaza seit Kriegsbeginn

Der Tankwagen mit dem Treibstoff für Gaza überquert am Übergang Rafah die ägyptische Grenze
Der Tankwagen mit dem Treibstoff für Gaza überquert am Übergang Rafah die ägyptische Grenze (Imago Images / UPI Photo)

Am Mittwoch konnte erstmals seit dem Überfall der Hamas auf Israel Treibstoff von Ägypten über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen transportiert werden.

David Isaac

Wie die französische Nachrichtenagentur Agence France-Presse unter Berufung auf eine arabische Nachrichtenagentur berichtete, ist am Mittwoch ein Tanklastzug aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gelangt. Es ist die erste Lieferung dieser Art seit dem Beginn des Kriegs durch den Überfall der Hamas auf Israel, mit der die Lastwagen, welche die Hilfsgüter transportieren, auf der Grenzseite des Gazastreifens aufgetankt wurden, die »aus Mangel an Treibstoff nicht mehr fahren können«, so eine ägyptische Quelle.

Die für palästinensische Zivilangelegenheiten zuständige Abteilung des israelischen Verteidigungsministeriums für die Koordinierung von Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) bestätigte dies in einem Tweet: »UN-Lastwagen, die humanitäre Ausrüstung vom Rafah-Übergang in den südlichen Gazastreifen transportieren, werden heute (Mittwoch) am Übergang aufgetankt. Dies geschieht auf Ersuchen der US-Regierung und in Abstimmung mit den zuständigen Sicherheitsbehörden.«

Ein COGAT-Sprecher stellte gegenüber Medien klar, seine Behörde »möchte betonen, dass sich dies nur auf UNO-Lkw bezieht, nicht auf das Auffüllen von Tankwagen oder Treibstoffdepots.« Das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem bestätigte, dass die Betankung der UN-Lastwagen für Mittwoch geplant sei. »Wir sprechen von Lkw für humanitäre Hilfslieferungen, die am Grenzübergang Rafah aufgetankt wurden«, sagte der Sprecher Netanjahu-Büros, Eylon Levy.

Die Vereinten Nationen erklärten am Montag zum wiederholten Mal, dass ihre Hilfsmaßnahmen ohne Treibstoff für ihre Lastwagen »in den nächsten achtundvierzig Stunden zum Stillstand« kommen würden. Der am Mittwoch über die Grenze gelassene Tankwagen enthielt 24.000 Liter Treibstoff, berichtete Cairo News.

Diebstahl durch die Hamas

Der Vorgang deutet darauf hin, dass Israel seine frühere Position, keinen Treibstoff in den Gazastreifen zu lassen, bis die Terrororganisationen die Geiseln freigeben, aufgeweicht hat. Am 18. Oktober hieß es seitens der israelischen Regierung: »Israel wird humanitäre Lieferungen aus Ägypten nicht behindern, solange es sich nur um Lebensmittel, Wasser und Medikamente für die Zivilbevölkerung handelt.«

Hilfsorganisationen und die USA haben Israel jedoch gedrängt, auch Treibstoff ins Land zu lassen.  Am 30. Oktober meinte etwa das amerikanische Außenministerium, Treibstoff sei »für die Bereitstellung von humanitärer Hilfe, die Entsalzung von Wasser und die medizinische Versorgung unerlässlich und wir wünschen, dass er für diese Zwecke so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt wird.«

Israel äußerte daraufhin seine Besorgnis, die Hamas könnte den Treibstoff für ihre Kriegsanstrengungen konfiszieren und verwies auf einen Bericht des Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) vom 16. Oktober, wonach »eine Gruppe von Personen mit Lastwagen, die angeblich dem Gesundheitsministerium der De-facto-Behörden [d. h. der Hamas] in Gaza angehören, Treibstoff und medizinische Ausrüstung vom Gelände des Hilfswerks in Gaza-Stadt entfernt hat«.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) veröffentlichten ein abgehörtes Gespräch zwischen Hamas-Befehlshabern, die über den Transfer von Treibstoff aus Krankenhäusern an ihre Kämpfer sprachen.

Mit Blick auf die für Mittwoch geplante Betankung sagte Levy: »Wir werden natürlich weiterhin alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Hamas den guten Willen der internationalen Gemeinschaft nicht ausnutzt, um ihre Kriegsmaschinerie gegen uns aufzurüsten und aufzutanken.«

Von Hamas genutzt

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, Israel habe dem Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt, das nach eigenen Angaben keinen Treibstoff mehr zur Verfügung hatte, Lieferungen angeboten, doch die Hamas-Terroristen hätten sich geweigert, das medizinische Zentrum damit zu versorgen. Das Krankenhaus stand in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit, da Israel es abgeriegelt und umzingelt hatte und am Mittwoch in das Gebäude eindrang. Nachdem die Soldaten mehrere Terroristen außerhalb des Geländes getötet hatten, entdeckten sie Waffen und Terrorinfrastruktur im Inneren des Anwesens.

Israel sagte, die Hamas habe ihr »schlagendes Herz« in Form einer Kommandozentrale unter dem Krankenhaus untergebracht. Auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, verwies auf »eine Vielzahl eigener nachrichtendienstlicher Erkenntnisse«, die belegen, dass die Hamas Krankenhäuser im Gazastreifen, darunter das Al-Shifa, als Kommandozentralen und Munitionslager nutzt.

Am 29. Oktober veröffentlichte Israel Verhöraufnahmen von gefangenen Hamas-Terroristen, die bestätigten, dass die Organisation Tunnel unter dem Al-Shifa benutzt, um Waffen und Sprengstoff zu transportieren. »Das Al-Shifa-Krankenhaus ist nicht klein, sondern ein großer Ort, der als Versteck genutzt werden kann«, sagte ein Terrorist und erklärte, die Hamas nutze bewusst Spitäler im Wissen, dass Israel sie nicht angreifen werde. »Das Al-Shifa ist ein sicherer Ort, es wird nicht angegriffen werden. Es ist sicher vor ihnen«, sagte er.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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