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Dschenin: Palästinensischer Politiker prahlt mit Fatah-»Märtyrern«

Fatah-Führer prahlt mit »Märtyrern« unter den Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde
Fatah-Führer prahlt mit »Märtyrern« unter den Sicherheitskräften von Abbas' Autonomiebehörde (© Imago Images / ZUMA Wire)

Ein Fatah-Zentralkomitee-Mitglied, versicherte in einem Interview, dass viele der »Märtyrer« bei der jüngsten israelischen Militäroperation in Dschenin Angehörige der Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde waren.

Der palästinensische Politiker Azzam Al-Ahmad, Mitglied des Exekutivkomitees der PLO und des Zentralkomitees der Fatah, erklärte in einer Sendung des in den Vereinigten Arabischen Emiraten beheimateten Fernsehsenders Al-Mashhad TV am 4. Juli stolz, dass viele der »Märtyrer« der jüngsten israelischen Militäroperation in DscheninAngehörige der Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) gewesen seien. Wie Al-Ahmad betonte, sei der Einsatz von Waffen zur Verteidigung von Dschenin Pflicht aller Palästinenser:

»Wenn dein Feind dich mit Apache-Hubschraubern, Panzern, Drohnen und Raketen angreift und Hunderte von Soldaten versuchen, ein kleines Flüchtlingslager anzugreifen, sollen wir dann tatenlos zusehen? Es ist die Pflicht eines jeden, der sich dort aufhält, sei es ein normaler Bürger oder jemand von den [PA-]Sicherheitskräften, sein Volk mit jeder Waffe zu verteidigen, die er besitzt, von Steinen bis hin zu Gewehren.«

Die Behauptung, die PA-Sicherheitskräfte hätten während der israelischen Operation in Dschenin nicht eingegriffen, sondern »alles den jungen bewaffneten Männern überlassen«, sei falsch: »Hören Sie mir zu, das ist nur leeres Gerede. Der allererste Märtyrer gestern im Flüchtlingslager gehörte zu den Sicherheitskräften und zur Fatah. Er stammte nicht aus dem Flüchtlingslager, sondern aus der Stadt [Dschenin]. Sein Vater ist ein Mitglied der Fatah-Führung in der Stadt.« Es seien auch noch viele weitere Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet worden, behauptete der Politiker, der davon überzeugt ist, dass die Palästinenser »die arabische Welt gegen die Zionisten verteidigen«.

Die Nachfrage des Journalisten, dass kurz zuvor ein israelischer Autor geschrieben habe, »das Traurige an den Vorgängen im Flüchtlingslager Dschenin sei, dass die Waffen, welche die palästinensischen Kämpfer benutzen, die Waffen der israelischen Armee seien«, bejahte Al-Ahmad: Die meisten der von den palästinensischen Kämpfern verwendeten Waffen stammten aus Israel und seien von Schmugglern und Waffenhändlern erworben worden – eine Praxis, die auch dann fortgesetzt würde, »wenn wir das Zehnfache des realen Preises für die M-16, die Kalaschnikow und alle anderen Gewehre zahlen müssen. Wir wollen uns auf jede erdenkliche Weise bewaffnen«, sagte Al-Ahamd, der betonte, dies auch weiterhin tun zu wollen, und zwar »bei Händlern und auf dem Schwarzmarkt«.

Warnung vor Hamas-Putsch

Geht es nach General Akram Rajoub, dem Gouverneur von Dschenin, gilt dies allerdings nicht für die Hamas, von der er in einem Interview mit dem palästinensischen Quds News Network am 8. Juni sagte, sie dürfe keine Waffen besitzen, da die Organisation diese letztendlich gegen die Fatah einsetzen würde, wie sie es während der Übernahme des Gazastreifens im Juni 2007 getan habe.

»Ich erinnere mich an Menschen, die nach dem Putsch der Hamas zu Kollaborateuren und Verrätern erklärt, vor Gericht gestellt und durch ein Erschießungskommando hingerichtet wurden.« Diejenigen, die während des Putsches die Hamas-Trupps anführten, »töteten Mitglieder der Fatah und der Sicherheitsbehörden und schleppten ihre Leichen durch die Straßen. Ich möchte nicht, dass sich eine solche Szene im Westjordanland wiederholt. Ich sage aus Überzeugung, dass ich keiner Waffe trauen kann, die im Besitz der Hamas ist.«

Er könne es der Hamas nicht zugestehen, auch nur eine einzige Waffe zu besitzen, denn allem Gerede vom »Widerstand« gegen Israel zum Trotz könnte die Hamas ihrer Waffen schon morgen gegen die Palästinensische Autonomiebehörde einsetzen. »Die Hamas darf keine Waffen und keine Macht haben, denn sie hat ihre Waffen eingesetzt, um Mitglieder der Fatah und der Sicherheitskräfte im Gazastreifen anzugreifen. Deshalb bin ich von meiner Meinung überzeugt, die ich Ihnen hier darlege.«

General Rajoub, der Angreifer auf Zivilisten in Israel nicht für Terroristen hält, sagte, die Hamas leiste keinen »Widerstand« und habe den Palästinensischen Islamischen Dschihad während dessen jüngstem Konflikt mit Israel im Stich gelassen. Er habe »keinen Widerstand gesehen. In Gaza habe ich gesehen, wie die Hamas den Islamischen Dschihad sich selbst überlassen und ihm achtundvierzig Stunden Zeit gegeben habe.« Danach, so hätte sie gedroht »werden wir jeden erschießen, der noch auf der Straße ist. Ist es das, was Sie Widerstand nennen?«

Die Hamas wolle keine Partner, da sie nicht an eine Partnerschaft glaube, sondern »nur an den Ausschluss anderer durch Blutvergießen. Die Hamas hat [den salafistischen Scheich] Abdel Latif Moussa in einer Moschee abgeschlachtet, weil er nicht mit ihr übereinstimmte. Die Hamas hat alle Menschen getötet, die ihr bei ihrem Putsch geholfen haben, weil sie nicht will, dass es in dem Land, das sie regiert, eine [andere] Kraft gibt.«

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