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Fatah: Hamas tötet NGO-Mitarbeiter, um Nahrungsmittelkrise in Gaza zu schaffen

Fatah beschuldigt die Hamas, durch Hilfsgüterdiebstahl die Nahrungsmittelkrise in Gaza ausgelöst zu haben
Fatah beschuldigt die Hamas, durch Hilfsgüterdiebstahl die Nahrungsmittelkrise in Gaza ausgelöst zu haben (© Imago Images / CTK Photo)

Ein Fatah-Fernsehsprecher berichtete, die Hamas habe Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angegriffen, Lebensmittel und Wasser gestohlen und die Lebensmittelpreise im Gazastreifen in die Höhe getrieben.

Die Fatah-Fraktion von Mahmud Abbas, die mit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) die Regierung im Westjordanland stellt, beschuldigte die Hamas, vorsätzlich Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angegriffen und getötet, Hilfsgüter wie Lebensmittel und Wasser gestohlen und so die Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben sowie eine Nahrungsmittelkrise im Gazastreifen herbeigeführt zu haben. In einem am Sonntag veröffentlichten Bericht von Palestinian Media Watch (PMW) ist zu sehen, wie ein Fernsehsprecher der Fatah der Hamas all dieser Vergehen bezichtigt, die laut PMW ein dreifaches Verbrechen darstellen.

»Die Verfolgung derjenigen, die für die Verteilung der humanitären Hilfe oder deren Sicherung verantwortlich sind, durch die Hamas begann direkt mit dem Beginn des Kriegs, als die Hamas Mitte Oktober [2023] gegen bekannte Persönlichkeiten und Freiwilligenteams vor Ort vorging«, sagte der Sprecher. »Sie griff sie an und tötete einige von ihnen aus zwei Gründen: Erstens, um jegliche Aktivität einer [anderen] Partei im Gazastreifen zu verhindern, und zweitens, um ihre Kontrolle über die Hilfsgüter und deren Lagerung zu gewährleisten, was natürlich zu diesen verrückten und unwirklichen Preisen führt, die niemand im Schatten dieser Zerstörung [durch den Krieg] bezahlen kann.«

»Nachdem die Besatzung die von der Hamas kontrollierten Lagerhäuser bombardiert hatte«, fuhr der TV-Sprecher unter Bezug auf israelische Luftschläge fort, »wurde die Anhäufung von Tonnen verschiedener Nahrungsmittel und Hilfsprodukte deutlich, über die die Hamas die alleinige Kontrolle übernommen hatte, und das zu einer Zeit, in der der Gazastreifen unter Hunger leidet.«

Im Anschluss an die Kommentare des Moderators wurde Material aus einem Al-Jazeera-Interview gezeigt, in dem sich eine Frau in der Enklave darüber beklagt, dass »die Hilfe nicht alle Menschen erreicht«, weil sie »alle in ihre [der Hamas] Häuser geht. Soll die Hamas mich doch fangen und erschießen und mit mir machen, was sie will.«

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Humanitäre Krise in Gaza

Obwohl es zahlreiche Beweise dafür gibt, dass die Hamas im Gazastreifen Hilfsgüter stiehlt, behauptete der für die EU-Außenpolitik zuständige Kommissar Josep Borrell laut der Nachrichtenagentur Reuters im vergangenen Monat, es sei Israel, das nicht genug unternehme, um ausreichende humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen sicherzustellen und das Hungern als politische Waffe im Krieg einsetze.

Palästinensische Zivilisten beschwerten sich bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) darüber, dass die Hamas Hilfsgüter stiehlt, berichtete etwa die Jerusalem Post im Januar und fügte Aufnahmen von Zeugenaussagen von Zivilisten bei. In einem aufgezeichneten Gespräch sagte ein Zivilist aus dem Gazastreifen aus, die Hamas habe seinen Cousin ermordet, weil er versucht habe, bei der UNRWA Hilfe zu suchen. In einem anderen Gespräch erzählte ein Zivilist, dass er sein Haus nicht mehr verlasse, weil er befürchtet, dass die Hamas es beschlagnahmt und das Grundstück nutzt, um von dort Raketen auf Israel zu schießen und sein Haus zu zerstören.

Hamas-Führer Ismail Haniyeh rief Anfang Januar dazu auf, islamische Gruppen sollten als Beitrag zum Kampf gegen Israel Spenden für den Gazastreifen leisten. »Liebe Brüder und Schwestern, lasst es uns finanziellen Dschihad‹ nennen, sagte Haniyeh auf einer Konferenz in Katar. »Dies ist nicht nur eine humanitäre Angelegenheit, auch wenn sie immens wichtig ist und Gaza jede Hilfe braucht, die es bekommen kann. Es geht um den finanziellen Dschihad. Wir sollten diesen Grundsatz der islamischen Rechtsprechung in unserer islamischen Nation wiederbeleben: die Vorstellung, den Dschihad mit dem eigenen Leben und dem eigenen Geld zu führen.«

Ebenfalls im Januar ließ das Politbüro-Mitglied der Hamas Mousa Abu Marzouk die interessierte Öffentlichkeit wissen, es sei das Los der Palästinenser, zugunsten der Hamas zu hungern.

»Die Hilfsgüter, die nach Gaza gelangen«, hieß es in Abu Marzouks Ausführungen, »müssen an die Widerstandskämpfer verteilt werden« und nur das, was übrigbleibt, an die Bevölkerung des Küstenstreifens ausgegeben werden. »Die Versuche mancher Einwohner, sich dieser Hilfsgüter zu bemächtigen, so wie es heute in Rafah passiert ist, wird mit aller Macht bekämpft werden«, schrieb Marzouk in Anspielung auf einen kurz zuvor von der Hamas erschossenen Jugendlichen, der Hilfsgüter an sich nehmen wollte. Alles, sei es nun teuer oder billig, müsse dem »Wohl des Widerstands« zu Verfügung gestellt werden. »Die Bevölkerung darf die Lebensmittel des Widerstands nicht stehlen.«

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