„Erst vor wenigen Tagen verhinderte Moskau mit seinem Veto im Weltsicherheitsrat, dass die UN weiter nach den Verantwortlichen für die Giftgasangriffe im syrischen Krieg fahnden können. So schützt der Kreml das Assad-Regime, dem die UN-Experten den Einsatz chemischer Waffen gegen die Zivilbevölkerung nachgewiesen haben, vor Strafverfolgung – und sich selbst vor der Feststellung seiner Komplizenschaft. (…) Gebetsmühlenartig beschwören die westlichen Regierungen dennoch ein ums andere Mal, wie unverzichtbar die Zusammenarbeit mit Russland für den Kampf gegen Terrorismus und für die Herbeiführung einer Friedenslösung in Syrien sei. Inzwischen hält Putin die westlichen Staatslenker – zuletzt US-Präsident Trump – mit leeren Worthülsen über einen angestrebten Friedensprozess zum Besten.
Doch weder zeigt er die geringste Bereitschaft, seinen Schützling in Damaskus irgendwann fallen zu lassen, noch seine Waffenbrüderschaft mit den iranischen Revolutionsgarden und der proiranischen Hisbollah aufzukündigen. Diese besetzen jetzt die vom IS zurückeroberten Gebiete. Für Putin gibt es aber auch gar keinen Grund für Zugeständnisse – weiß er doch, dass sich der Westen mit seinem Triumph in Syrien insgeheim längst abgefunden hat. Doch damit wird mehr preisgegeben als nur Syrien. Das Land wird vielmehr zum Modell für eine kommende Weltordnung, in der autokratische Gewaltregime ohne Rücksicht auf Recht und Moral den Ton angeben.“ (Richard Herzinger: „Putin, Assad und die neue Ordnung in Nahost“)