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Israels Iron Dome – eine Bilanz nach 10 Jahren

Ein Batterie des Luftabwehrsystems Iron Dome, stationiert in der Nähe von Tel Aviv. (© <a href="http://www.imago-images.de">imago images</a>/Xinhua)
Ein Batterie des Luftabwehrsystems Iron Dome, stationiert in der Nähe von Tel Aviv. (© <a href="http://www.imago-images.de">imago images</a>/Xinhua)

2011 fing der Iron Dome die erste von bisher über 2.500 Raketen ab. Seitdem wurde das Luftabwehrsystem konsequent weiterentwickelt.

Yaakov Lappin, Jewish News Syndicate

Zehn Jahre sind vergangen, seit das von Rafael Advanced Defense Systems hergestellte Luftverteidigungssystem Iron Dome im Jahr 2011 zum ersten Mal eine Rakete aus dem Gazastreifen im israelischen Luftraum abgefangen hat. Seitdem hat das System mehr als 2.500 erfolgreiche Abfangmanöver durchgeführt und damit große Blutbäder in israelischen Städten verhindert.

Der Iron Dome hat eine Abfangquote von mehr als 90 Prozent erreicht und gilt als wesentliches Element der israelischen Sicherheitsarchitektur, das gegen feindliche Arsenale bereitsteht, die das israelische Kernland vom Norden bis in den Süden bedrohen. (…)

Der Zweite Libanonkrieg 2006 diente als „Weckruf“ und verdeutlichte die Notwendigkeit, Luftabwehrsysteme gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen anzuschaffen, erklärt Brigadegeneral i. R. und Rafael-Vizepräsident Shachar Shohat. Während der 30-tägigen Kämpfe hatte die Hisbollah rund 4.000 Geschosse auf Nordisrael abgefeuert.

Israels Luftabwehr hatte keine Antwort auf diese Bedrohung, obwohl die Israeli Air Force die totale Lufthoheit über dem libanesischen Himmel innehatte und in der Lage war, den Vorrat an Mittelstreckenraketen der Hisbollah zu zerstören, in deren Reichweite das Zentrum Israels lag.

„Das Arsenal an Kurzstreckenraketen der Hisbollah blieb während des darauffolgenden Krieges fast unberührt“, erinnert sich Shohat und sagt, dass Israel erkannte, dass es Lösungen gegen diese Art von Bedrohung finden musste – und zwar schnell.

Dennoch waren die Verantwortlichen in Israel auch von Vorstellungen geprägt, die defensiven Lösungen ablehnend gegenüberstanden. „Bis zu dieser Zeit wurde nur nach einer offensiven Lösung gesucht. Die Doktrin war der Angriff und weniger die Verteidigung“, erzählt Shohat.

Andere Einwände beruhten auf Zweifel an der technologischen Machbarkeit, Raketen mit kurzer Reichweite abzuschießen, während wiederum andere behaupteten, dass die Kosten unerschwinglich sein würden. (…)

Rafael hat es mit seiner Fähigkeit, in kurzer Zeit einen Durchbruch zu erzielen, geschafft, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass der Iron Dome die richtige Lösung ist“, sagt Shohat. Er gehörte damals einem Komitee an, das nach Lösungen für die Probleme der Luftabwehr suchte. Insgesamt 14 Optionen seien vorgestellt worden. Damals wäre selbst ein System, das eine Abfangquote von 70 Prozent erreicht hätte, als Erfolg gewertet worden, sagte er, „denn 70 ist viel mehr als null.“

Von 2007, als die Entscheidung für Iron Dome fiel, dauerte es keine vier Jahre, bis die erste Batterie einsatzbereit war – eine Zeitspanne, die jeden Entwicklungsrekord brach. (…)

Die erste Batterie wurde in der ersten Jahreshälfte 2011 an die IAF ausgeliefert, gerade als die südlichen israelischen Städte und Dörfer von ständigen „Nieselregen“ an Raketenbeschuss vom Gazastreifen aus getroffen wurde, der von mehreren palästinensischen Terrorgruppen abgefeuert wurde.

Im April 2011 führte das System seinen allerersten Abfangversuch durch. „Der Rest Geschichte“, so Shohat. „Es setzte sich die Erkenntnis durch, dass dieses System funktioniert, und zwar auf eine hervorragende Weise. Seine Leistung überraschte sogar die Erwartungen derer, die es geplant hatten.“

In den darauffolgenden Jahren wurde der Iron Dome kontinuierlich verbessert, da Rafael auf neue Anforderungen reagiert, die sich im Zuge des ständigen Einsatzes des Systems zeigen.

„Der Iron Dome von heute ist nicht mehr der Iron Dome von 2011. Er ist ein System, das neuere Fähigkeiten erhalten hat – höhere und niedrigere Abfangreichweiten sowie die Fähigkeit, mehr als bloß Raketen abzufangen. Heute ist er ein umfassendes Luftverteidigungssystem. Er kann eine manövrierende Streitkraft unterstützen; er kann auf See auf einer schwimmenden Plattform arbeiten. Das Image, nur zum Schutz großer Bevölkerungszentren eingesetzt werden zu können, hat sich geändert. Er kann wichtige strategische Einrichtungen schützen, mit Drohnen umgehen und schnell fliegende niedrige Ziele abwehren“, sagt er Shohat und fügt hinzu, dass das System global gesehen vergleichsweise erschwinglich ist. „Aufgrund dieser Qualitäten wurde es vom US-Militär für eine eingehende Prüfung als zukünftiges Luftverteidigungssystem auserkoren.“ (…)

Rafael arbeitet am Einsatz neuer Erkennungsmethoden, die über das Radar hinausgehen, wie z.B. Kamerasensoren. Darüber hinaus wird auch darüber nachgedacht, das System mit Lasertechnologie zu ergänzen.

Die Herausforderung, merkt Shohat an, besteht darin, „den Bedrohungen, die auf uns zukommen, immer einen Schritt voraus zu sein“.

(Aus dem Bericht „One decade since its appearance, Iron Dome has intercepted over 2,500 enemy rockets … and counting“, der vom Jewish News Syndicate veröffentlicht wurde. Übersetzung von Florian Markl.)

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