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Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten. Folge 1: Großbritanniens Doppelspiel

Chronologie verpasster Chancen: Briefwechsel zwischen Hussein ibn Ali und Henry McMahon in den Jahren 1915/16
Chronologie verpasster Chancen: Briefwechsel zwischen Hussein ibn Ali und Henry McMahon in den Jahren 1915/16 (Quelle: Youtube)

Warum kam es bislang zu keiner Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern? Eine Chronologie.

Während Theodor Herzl nach dem Ersten Zionistenkongress 1897 in Basel begann, sich um internationale Anerkennung der jüdischen Nationalbewegung zu bemühen, entstand eine arabische Nationalbewegung vorerst aus den Auseinandersetzungen zwischen dem Osmanischen Reich und den haschemitischen Herrschern in Mekka, die während des Ersten Weltkriegs akut wurden.

Großbritannien spielte dabei ein dreifaches Doppelspiel zwischen dem Hussein-McMahon-Briefwechsel, den Vereinbarungen der Alliierten und der Balfour-Erklärung.+

Der Hussein-McMahon-Briefwechsel bezeichnet die Korrespondenz zwischen dem Herrscher des Hedschas – jener Region auf der arabischen Halbinsel, in der Mekka und Medina liegen – Hussein ibn Ali von Mekka, und dem britischen Hochkommissar in Ägypten, Sir Henry McMahon, aus den Jahren 1915/1916, in der Hussein als Gegenleistung für einen Aufstand gegen die osmanische Herrschaft geografisch ungenaue Zusagen für ein von ihm zu errichtendes unabhängiges arabisches Reich gegeben wurden. England interpretierte die westliche Grenze des Reichs in der Folge als östlich des Gebietes Palästina und den syrischen Küstengebieten verlaufend. Die Zusage wurde durch das geheime Sykes-Picot-Abkommen im Mai 1916 gebrochen, durch das die von Hussein beanspruchten Gebiete zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt wurden.

Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten. Folge 1: Großbritanniens Doppelspiel
Die Balfour Deklaration

In der in Absprache mit dem Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, Chaim Weizman, vorbereiteten Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 bekundete Großbritannien seine Unterstützung für die Ziele des Zionismus mit der Zusage, in Palästina eine »nationale Heimstätte« des jüdischen Volkes zu errichten. Die britische Regierung versprach sich dadurch die Unterstützung ihrer Kriegsanstrengungen in finanzieller und moralischer Hinsicht, insbesondere durch die Juden Russlands und den USA, sowie strategische Vorteile. 

Im Faisal-Weizmann-Abkommen vom 3. Januar 1919 zwischen dem Sohn Husseins, Emir Faisal, und Chaim Weizmann wurden die Grenzen eines jüdischen Staates und dem geplanten arabischen Königreich einvernehmlich festgelegt. Im Text, in dem auf die gemeinsame verwandtschaftliche Herkunft als Nachkommen Abrahams hingewiesen wurde, wurde der arabischen Seite ungehinderter Zugang zu den islamischen heiligen Stätten zugesagt. Faisal machte die Realisierung des Vertragsinhalts allerdings von der Errichtung eines unabhängigen arabischen Reichs abhängig. 

Das Völkerbundmandat

Zwischen dem 4. und 7. April 1920 kam es in der Altstadt von Jerusalem zum Nabi-Musa-Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung, nachdem die Schaffung der Occupied Enemy Territory Administration (OETA), einer gemeinsamen Militärverwaltung der Siegermächte des Ersten Weltkriegs, Großbritannien und Frankreich, aus der heraus sich die Völkerbundmandate Frankreichs über den Libanon und Syrien und Großbritanniens über den Irak und Palästina entwickelten, publik gemacht wurde. Die Versprechungen hinsichtlich eines unabhängigen arabischen Königreichs gegenüber Hussein ibn Ali wurden dabei ignoriert, jene gegenüber den Juden vorerst eingehalten.

Nachdem Emir Faisal als syrischer König von den Franzosen vertrieben und auch in Palästina zu Demonstrationen aufgerufen worden war, wurde die arabische Nationalbewegung zu einer großsyrischen. Schließlich setzten die Engländer Faisal als König im Mandatsgebiet Irak ein. 

Teilung des britischen Mandatsgebiets 1922
Teilung des britischen Mandatsgebiets 1922 (Quelle: State of Israel, Ministry of Foreign Affairs)

Die Balfour-Erklärung erlangte durch die Aufnahme in den Friedensvertrag der Alliierten mit der Türkei von Sevres im Jahr 1920 internationale völkerrechtliche Anerkennung. Auch in das Völkerbundmandat für Palästina wurde die Erklärung am 24. Juli 1922 aufgenommen.

1923 wurden das Gebiet östlich des Jordans und damit etwa zwei Drittel des Mandatsgebiets Palästina abgetrennt und der neue Staat Transjordanien unter Abdallah ibn al Hussain geschaffen, der zugunsten seines Bruders Faisal auf den Thron im Irak verzichtet hatte. 1925 wurden die Haschemiten durch Ibn Saud aus Mekka und Medina vertrieben.

In der Reihe »Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten« erschienen:

Folge 1: Großbritanniens Doppelspiel
Folge 2: Großbritannien lässt die Juden im Stich
Folge 3: UN-Teilungsvorschlag von 1947 und Israelischer Unabhängigkeitskrieg

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