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Was ein Betroffener von Amnesty Internationals Israel-Diffamierung hält

Kann mit dem jüngsten Bericht von Amnesty International nichts anfangen: Ahmad Mansour. (© imago images/Emmanuele Contini)
Kann mit dem jüngsten Bericht von Amnesty International nichts anfangen: Ahmad Mansour. (© imago images/Emmanuele Contini)

Ahmad Mansour ist in einer arabischen Familie in Israel aufgewachsen. Einen »Apartheidstaat« hat er dabei nicht kennengelernt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Israel vor, nicht nur in den umstrittenen Gebieten, sondern auch im israelischen Kernland ein System rassistischer Unterdrückung zu betreiben. In der anschließenden Debatte wurde u. a. beklagt, dass die »Betroffenen« selbst nicht zu Wort kämen: die Palästinenser in den umstrittenen Gebieten und die in Israel lebenden Araber.

In der Tageszeitung Welt meldet sich jetzt einer der »Betroffenen« zu Wort, der als Araber in Israel aufgewachsen ist und deshalb aus eigener Erfahrung weiß, wie es um die Lebensrealität der arabischen Minderheit im jüdischen Staat tatsächlich bestellt ist. Den Amnesty-Vorwurf, Israel sei ein Apartheidstaat, hält er sowohl historisch als auch praktisch für falsch. Besonders in Deutschland müsse solchen Behauptungen »entschieden entgegengetreten werden«.

Der bekannte Psychologe Ahmad Mansour, der seit bald zwanzig Jahren in Deutschland lebt und deutscher Staatsbürger ist, wurde in Kfar Saba, einer Stadt nördlich von Tel Aviv, in eine israelisch-arabische Familie geboren. Seine ersten 28 Lebensjahre hat er in Israel verbracht. Sein Großvater, so erzählt Mansour, war stolz auf die Narben, die er vom Kampf gegen den gerade gegründeten Staat Israel davongetragen hatte, und auch sein Vater sei geprägt gewesen von den Kindheitserinnerungen aus der Zeit des israelischen Unabhängigkeitskriegs.

Mansour erinnert sich an die Freude der Menschen in seinem arabischen Dorf über die Unterzeichnung des sogenannten Oslo-Abkommens zwischen Jitzchak Rabin und Jassir Arafat, und an den Schock und die Trauer, die auch die arabischen Israelis verspürt hätten, als Rabin zwei Jahre später ermordet wurde. Und auch an den Schock in den Gesichtern der Menschen, die in dem von Arafat im September 2000 vom Zaun gebrochenen Terrorkrieg Angehörige und Freunde verloren hatten.

In Israel erlebte Mansour das durchaus alltägliche »friedliche Zusammenleben« von Arabern und Juden, das von Verleumdern Israels (wie Amnesty International) stets ausgeblendet wird. Es habe zwar auch Hass und Diskriminierung gegeben, aber trotz dieser negativen Aspekte wolle kaum ein arabischer Israeli freiwillig lieber in einem arabischen Staat als in Israel leben. »Denn demokratische, rechtsstaatliche Bedingungen und Wohlstand wie in Israel – das ist nirgendwo sonst im Nahen Osten zu finden.«

Erst in Deutschland sei es ihm möglich gewesen, den israelisch-jüdischen Blickwinkel auf den Konflikt zu verstehen, den Wunsch nach einem Leben in Sicherheit in einer überwiegend feindlichen Umgebung, in der »die Angst vor einer erneuten Vernichtung (…) leider nicht unbegründet ist« angesichts all der Staaten und Terrorgruppen, die dem jüdischen Staat und seinen Bewohnern nach dem Leben trachten. Dass unter diesen Umständen »demokratische Grundwerte erhalten geblieben sind, grenzt an ein Wunder«.

Dass Israel ein vielfältiger, lebendiger Staat sei, der selbstbewusst und entschlossen für sich und seine Rechte kämpft, mache es für Amnesty International unleidlich, das nur bereit sei, Israel als perfekten Musterstaat ohne jeden Makel zu akzeptieren. Juden als bemitleidenswerte Opfer – das gehe; ein aktiv um Selbstbehauptung bemühter jüdischer Staat dagegen gar nicht. Sich gegen seine Feinde zu verteidigen ist für Mansour »das legitime Bedürfnis des jüdischen Volkes«.

Mit dem Apartheid-Vorwurf, den Doppelstandards, der Dämonisierung, der Delegitimierung sowie der ausschließlichen Darstellung des jüdischen Staates als »Täternation«, die aus dem Amnesty-Bericht sprächen, kann er dagegen gar nichts anfangen.

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