Während die Zahl der Binnenflüchtlinge in Afghanistan auf über 3,5 Millionen stieg, machten sich Tausende auf den Weg über den Iran in die Türkei.
Bethan McKernan, The Guardian
Nach dem Abzug der US- und Nato-Truppen nach 20 Jahren Kampf gegen die dschihadistische Bewegung ist in Afghanistan schnell Chaos ausgebrochen: die Taliban behaupten, 85% des Landes zu kontrollieren, was die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg schürt.
Obwohl es noch zu früh ist, um zu sagen, ob der Vormarsch der Kämpfer einen neuen Exodus afghanischer Flüchtlinge außerhalb der Landesgrenzen auslösen wird, sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks seit Januar etwa 270.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen, was die Zahl der Binnenvertriebenen innerhalb Afghanistans auf mehr als 3,5 Millionen Menschen erhöht. (…)
Eine größere Anzahl von Menschen macht sich aber auch auf dem Landweg auf den Weg in den Iran und dann in die Türkei: Der Guardian sah vergangene Woche in zwei Nächten mindestens 1.900 Menschen, die die Grenze zwischen dem Iran und der türkischen Provinz Van überquerten, und von denen die meisten Afghanen zu sein schienen. (…)
Ebenfalls vergangene Woche versuchte der Sprecher des türkischen Innenministeriums, İsmail Çataklı, die Berichte über eine neue Flüchtlingswelle herunterzuspielen, indem er sagte, dass Videos und Fotos von langen Schlangen von Menschen, die sich im Gänsemarsch auf iranischen Straßen bewegen, nur 700 Meter von der türkischen Grenze entfernt, nicht bedeuten, dass diese in die Türkei einreisen können.
Die laufenden Arbeiten zur Errichtung von Sicherheitsmauern, Beobachtungstürmen, Flutlichtern und drahtlosen Sensoren entlang der türkischen Grenzen zum Iran und Irak seien zu 90 Prozent abgeschlossen, sagte Çataklı und fügte hinzu: „Wenn das Projekt abgeschlossen ist, werden Terrorismus, illegaler Grenzübertritt, Schmuggel und grenzüberschreitende Verbrechen verhindert werden.“
(Aus dem Artikel „Afghans flee to eastern Turkey as Taliban takes control amid chaos“, der im Guardian erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)