In einigen Spielarten antirassistischer Theorie werden Juden, wenn sie nicht dezidiert antizionistisch sind, die Attribute „weiß“ und „privilegiert“ attestiert, womit sie zu Unterdrückern erklärt werden.
Anastasia Tikhomirova, taz
In den vergangenen Monaten erweckte es den Anschein, als würden antirassistische Demonstrationen zunehmend von antiimperialistischen und antizionistischen Gruppierungen vereinnahmt, um unter dem Deckmantel des Antizionismus gegen Jüd:innen zu agitieren.
Dabei greifen Aktivist:innen und Bündnisse auf eine effektive Sprache zurück, indem sie nach dem Vorbild der postkolonialen Theorie, zu deren Vordenkern unter anderem Edward Said und Frantz Fanon gehören, in der Debatte um Israel und die palästinensischen Gebiete mit Begriffen wie „Apartheid“, „Siedlerkolonialismus“ oder gar „Genozid an den Palästinenser:innen“ um sich werfen. (…)
Da im antirassistischen Kontext Zionismus oftmals eine Gleichsetzung mit Rassismus erfährt, Antisemitismus als Unterform des Rassismus verstanden und Antizionismus somit zu einem unbedingten, antirassistischen Standpunkt erklärt wird, erfolgt eine manichäische Aufspaltung in „gute“, also antizionistische, und „schlechte“ Juden. (…)
Inhaltlicher Widerspruch in dieser komplexen Debatte und differenzierte Kritik werden energisch abgewehrt. Sowohl Migrantifa Berlin als auch Palästina Spricht lehnten eine Interviewanfrage der taz zu diesem Thema ab.
Weiterlesen in der taz: „Safe Spaces auch für Jüd:innen“