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Wurde die Berlinale wirklich »gehackt«?

Der Berlinale-Bär, Symbol des Filmfestivals. (© imago images/Funke Foto Services)
Der Berlinale-Bär, Symbol des Filmfestivals. (© imago images/Funke Foto Services)

Auf einem Instagram-Kanal der Berlinale wurde die Auslöschung Israels gefordert. An der offiziellen Erklärung dafür wachsen jedoch Zweifel.

Der Eklat gegen Ende des Filmfestivals Berlinale verläuft in den mittlerweile bestens einstudierten Bahnen. Da waren einerseits die im Kulturbetrieb zum guten Ton gehörenden Diffamierungen Israels von der Bühne der Schlussgala. Es fiel kein Wort der Solidarität mit Israel und es herrschte fast völliges Schweigen über den Terror der Hamas und das Schicksal der israelischen Geiseln.

Nicht einmal David Cunio war der Leitung des Festivals oder den Preisträgern eine Erwähnung wert, jener israelische Schauspieler, der 2013 selbst auf der Berlinale vertreten war und seit dem 7. Oktober letzten Jahres als Geisel der Hamas im Gazastreifen festgehalten wird. »Die Berlinale, sonst nie um ein Statement in politischer Sache verlegen, sah hier offensichtlich keinen Bedarf«, stellte die Neue Zürcher Zeitung über das ohrenbetäubende Schweigen fest.

Auf den Rummel am Abschlussabend folgten die üblichen Distanzierungen der Verantwortlichen, die bekundeten, der auf ihrer Bühne zelebrierte Israelhass gebe »in keiner Form die Haltung des Festivals wieder«, aber gegen die Äußerungen der von ihnen prämierten Künstler sei man halt machtlos. Und auch der unvermeidliche Meron Mendel meldete sich zu Wort, um zu tun, was er in all diesen Affären immer tut: »Berlinale-Eklat: Mendel sieht keinen Antisemitismus«, meldete der Bayerische Rundfunk. So weit, so üblich.

»From the River to the Sea«

Zum Eklat gehörten aber nicht nur die auf der Bühne vorgetragenen Dämonisierungen Israels, sondern auch einige Postings auf Social-Media-Profilen der Berlinale. Ein Beitrag klagte einen herbeifantasierten »Genozid« in Gaza an, in einem weiteren, mit dessen bildlicher Gestaltung Psychoanalytiker ihre Freude haben müssten, war unter dem Berlinale-Logo zu lesen: »FREE PALESTINE. From the River to the Sea«.

Die Berlinale-Leitung distanzierte sich auch von diesen Postings, die sie als »antisemitische Hetze« bezeichnete, stritt aber jegliche Verantwortung ab: Der Instagram-Kanal sei »gehackt«, dieser »kriminelle Akt« zur Anzeige gebracht worden.

Doch an dieser Behauptung mehren sich mittlerweile Zweifel. Auf Nachfragen von t-online bei der Festivalleitung über das angebliche Hacking des Accounts wurden offenbar keine konkreten Antworten gegeben. Offen blieb vor allem auch, warum die Berlinale überhaupt von einem illegalen Hacking spricht und »eine naheliegendere Erklärung ausschließen kann. Die wäre: Eigene Mitarbeiter könnten das Posting abgesetzt oder die Zugangsdaten weitergegeben haben.«

Israelfeindliche Aktivisten

Der Verdacht, dass der Instagram-Kanal in Wahrheit gar nicht gehackt wurde, wird laut t-online dadurch genährt, dass just der für die Betreuung des Kanals zuständige Mitarbeiter zu jenen Beschäftigten gehört habe, die schon im Vorfeld der Berlinale für eine »stärkere pro-palästinensische Ausrichtung des Festivals« eingetreten sind. Eine »internationale Plattform« wie die Berlinale, hieß es in einem offenen Brief, müsse »unseren Unmut über die aktuellen Angriffe auf das palästinensische Leben zum Ausdruck bringen«. Veröffentlicht wurde der offene Brief auf einem Instagram-Kanal mit dem Namen »Berlinale Workers Voice«.

Die Unterzeichner des Briefs hatten kurz vor Ende des Festivals darüber hinaus mit Aktivisten einer Gruppe für ein Foto posiert, dem der Text beigefügt wurde: »Was muss passieren, damit die Berlinale gegen den Genozid aufsteht?«

Was ist wirklich geschehen?

t-online weist jedenfalls darauf hin, dass die Betreuer professioneller Instagram-Accounts (wie dem der Berlinale) sofort darüber informiert werden, wenn sich unautorisierte Personen Zugriff verschaffen. »Sollte dies der Fall gewesen sein, wüsste es die Berlinale, auch Ort und Zeit des Zugriffs zu solchen Vorgängen sind ermittelbar. Doch auch Fragen dazu lässt die Berlinale unbeantwortet.«

Bis es konkretere Informationen seitens der Berlinale gibt, steht zumindest der Verdacht im Raum, dass das zur Auslöschung Israels aufrufende Posting nicht von außen illegal auf dem Instagram-Kanal des Festivals landete, sondern von innen von jemandem hochgeladen wurde, der ganz regulär Zugriff auf den Account hatte oder jemand anderem den Zugriff ermöglichte.

Die Behauptung, »gehackt« worden zu sein, könnte sich bloß als bequeme Ausrede der Berlinale erweisen: Was Künstler in ihren Redebeiträgen auf der Berlinale-Bühne an Israel diffamierenden Unsinn von sich geben, liegt nicht in ihrer direkten Verantwortung. Wenn eigene Mitarbeiter auf offiziellen Kanälen der Berlinale den Aufruf zur Auslöschung Israels gepostet haben, aber sehr wohl.

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