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Großbritanniens Linke, wo Antisemitismus zum guten Ton gehört

Großbritanniens Linke, wo Antisemitismus zum guten Ton gehört„[Die Labour Party] gilt seit dem Amtsantritt des prononciert linken Parteichefs Jeremy Corbyn im Herbst 2015 vielen als Nest von Antisemiten. (…) Bleiben oder gehen?, lautet nun die Frage, die sich viele jüdische Labour-Mitglieder stellen. (…) Jüdisch zu sein, das hieß in Großbritannien einmal, Labour zu wählen. Natürlich gab es immer auch jüdische Tories, doch die meisten Juden hielten zur Arbeiterpartei. In den Achtzigerjahren änderte sich dies langsam. Bereits 1967 hatte Israel den Sechstagekrieg gewon­nen, womit der jüdische Staat in den Augen mancher Linker vom David zum Goliath geworden war, doch den eigentlichen Umschwung brachte erst der Libanonkrieg von 1982: Von nun an wurde Israel von der britischen Linken zunehmend als Aggressor wahrgenommen, der Ton gegenüber den Juden wurde schärfer, und viele von ihnen begannen, sich Margaret Thatchers Tories zuzuwenden. Ende der Neunzigerjahre, unter Tony Blair, schwang das Pendel mit Macht zurück, doch mit Corbyn laufen die jüdischen Wähler der Partei in Scharen davon. Vor der letzten Unterhauswahl veröffentlichte der Jewish Chronicle eine Umfrage: Nur 13 Prozent der britischen Juden sprachen sich darin für Labour aus, mehr als 70 Prozent für die regierenden Konservativen.

Wie viele Juden in den letzten Jahren bereits aus der Partei ausgetreten sind, weiß niemand, denn Labour fragt seine Mitglieder nicht nach ihrer Ethnie oder Religionszugehörigkeit. ‚Die meisten sind gegangen‘, sagt John Mann, ein 58-jähriger Abgeordneter. (…) Das Muster sei immer dasselbe: Als der jüdische Komiker David Badiell letztes Jahr auf Twitter angegriffen worden sei, weil er als Jude für Israel einstehe, habe dieser geantwortet, er interessiere sich nicht für Israel, erzählt Mann. Wenn das so sei, dann sei er ein guter Jude, habe daraufhin Jon Lansman gesagt, der Vorsitzende von Momentum, der linken Kampagnenorganisation, der Corbyn seinen Aufstieg zum Parteichef zu verdanken hat. (…) Für junge Aktivisten sei es wichtig, sich gegen Israel auszusprechen, erklärt [Soziologe an der University of London und Labour-Mitglied David] Hirsh am Telefon. ‚Es bedeutet, radikal zu sein und ist damit Teil ihrer Identität.‘ Corbyn selbst sei ein militanter Israel-Feind. ‚Er bezeichnete Hamas und Hizbollah nicht nur als seine Freunde, sondern behauptete auch, sie seien gut für die Palästinenser und für den Frieden im Nahen Osten.‘ Parteimitgliedern, die sich wegen des Antisemitismus sorgten, werde gesagt, sie wollten doch nur Kritik an Israel unterdrücken.“ (Hansjörg Müller: „Exodus“)

Mehr zum Thema auf Mena Watch: „Die Linke“ Berlin: Bühne frei für Antisemitismus

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