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Wie die Hamas in Gaza an die Macht kam

Mahmud Abbas gelobt im Jahr 2006 Hamas-Führer Isamil Haniyeh als palästinensischen Premierminister an
Mahmud Abbas gelobt im Jahr 2006 Hamas-Führer Isamil Haniyeh als palästinensischen Premierminister an (Imago Images / ABACAPRESS)

Seit ihrer Gründung im Jahr 1987 entwickelte sich die Hamas zu einer terroristischen Kampforganisation, die in Israel Anschläge durchführt und jeden Kompromiss, der die Anerkennung des jüdischen Staates beinhaltet, ablehnt.

Die Hamas – das Wort ist ein Akronym für »Islamische Widerstandbewegung«, das auf Arabisch zugleich »Begeisterung« oder »Kampfgeist« bedeutet – wurde Ende 1987 kurz nach Beginn der ersten Intifada als Zweig der islamistischen Muslimbruderschaft in Gaza gegründet. 

Am 18. August 1988 veröffentlichte die Hamas ihre antisemitische Charta, deren Artikel 7 auf das göttliche Jüngste Gericht hinweist, das sich laut der in einem Hadith festgehaltenen Worte des Propheten Mohammed, in einer apokalyptischen Schlachte ankündige: »Die letzte Stunde wird nicht schlagen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, sodass die Juden sich hinter Steinen und Bäume verstecken. Die Steine oder Bäume jedoch werden sagen: ›Oh Muslim, oh Diener Allahs, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm und töte ihn‹.«

Artikel 12 propagiert den Dschihad gegen Israel als einziges Mittel und erklärt Verhandlungen und Friedenslösungen für falsch und verräterisch. Artikel 22 bezieht sich auf Die Protokolle der Weisen von Zion und behauptet, die Handlungen des »Weltzionismus«, gegen den zu kämpfen sich die Hamas als Aufgabe gesetzt hat, zeugten von der Richtigkeit der antisemitischen Hetzschrift.

Die Hamas entwickelte sich im Lauf der ersten Intifada zu einer Kampforganisation, die in Israel Terroranschläge durchführte und jeden Kompromiss, der eine Anerkennung Israel beinhaltete, ablehnte; während die Fatah von Jassir Arafat aus taktischen Gründen und Rücksichtnahme auf die Weltöffentlichkeit flexibler war. In vertraulichen Rahmen wie etwa bei einem Vortrag in Südafrika betonte jedoch auch Arafat stets, es könne sich bei Friedensvereinbarungen wie jenen von Oslo nur um einen Waffenstillstand gemäß den Hudna genannten Vorbildern im Koran handeln.

Nach der Ablehnung der weitgehenden Konzessionen des damaligen israelischen Premierministers Ehud Barak bei den Verhandlungen von Camp David im Jahr 2000 durch Jassir Arafat initiierte der Palästinenserführer im Septemberdie zweite Intifada, in der die Al-Aqsa-Brigaden seiner Fatah die Hamas an Selbstmordanschlägen noch übertrafen.

Am 24. Juni 2002 schlug US-Präsident George W. Bush dem sogenannten Quartett, bestehend aus den USA, der Europäischen Union, der UNO und Russland, die Grundzüge eines Friedensplans für den Nahen Osten vor, der als »Road-Map« bekannt wurde. Die wesentlichen Punkte wurden am darauffolgenden 17. September veröffentlicht. Innerhalb von drei Jahren sollte der Plan verwirklicht werden, der die Etablierung einer neuen, demokratisch gewählten Führung der Palästinenser vorsah sowie den Rückzug Israels aus den während der Intifada besetzten palästinensischen Gebiete der Zonen A und B, weiters einen Siedlungsstopp und schließlich einen weitgehenden Rückzug Israels auf die Waffenstillstandslinie von 1967, was von Israel in schriftlich vorgebrachten Einwendungen abgelehnt wurde. Der finale Text wurde nie veröffentlicht.

 Wahlgewinner Hamas

Im Sommer 2005 räumte Israel einseitig seine Siedlungen und Militärstützpunkte im Gazastreifen. Nach dem Tod Arafats im November 2004 fand im Januar 2005 die erste und bis heute einzige Präsidentschaftswahl im Gebiet der palästinensischen Verwaltung statt, aus der Mahmud Abbas (Abu Mazen) als Sieger hervorging. Die Hamas hatte sich an der Wahl nicht beteiligt.

Am 25. Januar 2006 fanden schließlich Parlamentswahlen statt, die entgegen der Erwartung von Abbas’ und den USA von der Hamas mit 74 Mandaten gegenüber 45 Mandaten der Fatah-Fraktion gewonnen wurden. Es war der fundamentalistisch-islamischen Bewegung gelungen, sich gegenüber den korrupten Funktionären des herrschenden Machtapparats rund um Abbas als Vertreterin des »kleinen Mannes« darzustellen.

Die allein von Vertretern der Hamas gebildete Regierung, die am 29. März 2006 angelobt wurde, sah sich mit einer weitgehenden Einstellung der US-Hilfe konfrontiert. Die USA versuchten Mahmud Abbas dafür zu gewinnen, die Regierung aufzulösen und neu wählen zu lassen. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde entschloss sich jedoch, in Verhandlungen mit der Hamas einzutreten, die am 8. Februar 2007 mit der Bildung einer Koalitionsregierung abgeschlossen wurden.

Es gelang schließlich den USA, Abbas’ Sicherheitschef Mohammad Dahlan dafür zu gewinnen, einen Putsch gegen den von der Hamas repräsentierten Teil der Regierung vorzubereiten, was der Organisation allerdings nicht verborgen blieb. Als sich Dahlan einem ärztlichen Eingriff unterziehen musste und sich deswegen nicht in seiner Heimat befand, führte die Hamas in Gaza im Juni einen Präventivschlag gegen die Fatah durch und zerschlug in einem blutigen Bürgerkrieg deren Fraktion in Gaza. 

Mohammad Dahlan ging zunächst ins Exil in die USA und später in die Vereinigten Emirate. Mahmud Abbas entließ den Hamas-Ministerpräsidenten Ismail Haniyeh und regiert im Westjordanland seither mit Notverordnungen. In Gaza führt die Hamas ein religiöses Terrorregime

Fatah und Hamas haben ein gemeinsames Ziel, nämlich die Vernichtung Israels, wenngleich sie sich in der Taktik zur Erreichung dieses Vorhabens unterscheiden. So kritisierte die Fatah etwa im Jahr 2018 einen Versuch der UNO-Generalversammlung, die Hamas als Terroristen zu bezeichnen und belohnt Terroristen, die in israelischen Gefängnissen inhaftiert sind (im Todesfall deren Hinterbliebenen), mit hohen Rentenzahlungen, egal, ob es sich um Angehörige der Fatah, der Hamas oder einer anderen Terrorgruppe handelt.

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