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Warum nennen Medien Terroristen nicht Terroristen?

Mitglieder von Terrororganisationen in Jenin geben Pressekonferenz nach israelischem Einsatz in Nablus
Mitglieder von Terrororganisationen in Jenin geben Pressekonferenz nach israelischem Einsatz in Nablus (© Imago Images / APAimages)

Für viele Medien, egal, ob in Europa oder den USA, ist der Begriff »Terrorist« ein Tabuwort, selbst, wenn Mitglieder der Hamas oder des Palästinensischen Islamischen Dschihad gemeint sind. 

Stephen M. Flatow

Die US-Regierung von Joe Biden nennt die Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) Terroristen. Die Europäische Union, Japan, Kanada, Australien und viele andere Länder ebenfalls. Es ist keine Frage zwischen Republikanern und Demokraten. Es ist keine Kontroverse zwischen Konservativen und Liberalen. Es ist ein Thema, bei dem sich alle vernünftigen Menschen einig sind. Warum also wollen so viele Medien das »T«-Wort nicht verwenden?

Es war die Clinton-Regierung, die am 8. Oktober 1997 die allererste Liste der ausländischen Terrororganisation erstellte, die zunächst dreizehn Gruppen umfasste. Fünf davon waren palästinensische, darunter die Hamas und der PIJ. Im Laufe der Jahre wurde eine Handvoll terroristischer Organisationen von der Liste gestrichen. Nicht aber die Hamas und der PIJ. Bis heute werden sie von den USA, sei nun eine demokratischen, sei eine republikanische Regierung an der Macht, offiziell als terroristische Gruppen betrachtet.

Die EU erstellte 2001 ihre eigene Liste terroristischer Vereinigungen. Sieben der 21 dort aufgeführten Gruppen sind palästinensische, darunter die Hamas und der PIJ. Die Hamas legte 2010 Einspruch gegen ihre Aufnahme in die Liste ein und gewann kurzzeitig aufgrund einer Formalität, verlor dann aber in der Berufung.

Trotz dieses breiten internationalen Konsenses weigern sich viele große Medien immer noch, das Wort »Terroristen« zu verwenden, wenn es um die Hamas oder den PIJ geht. Egal, wie viele Busse sie in die Luft jagen, wie viele ältere Menschen sie bei Pessach-Sedern mit Maschinenpistolen erschießen, wie viele Bomben sie in Lebensmittelgeschäften und Kinos legen, wie viele Kinder sie erschießen, erstechen oder steinigen – ein Großteil der Medien wird das »T«-Wort immer noch nicht in den Mund nehmen.

Eigentlich eine klare Sache

Am 21. Februar verbarrikadierten sich bewaffnete Terroristen der Hamas und des PIJ in einem Haus in Nablus. Wie üblich weigerte sich die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), Maßnahmen zu ergreifen. Obwohl sie pro Kopf gerechnet über eine der größten Sicherheitskräfte der Welt verfügt; obwohl diese PA-Sicherheitskräfte jahrelang von den Amerikanern ausgebildet wurden und über große Mengen amerikanischer Waffen verfügen; und obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde in den Osloer Verträgen ausdrücklich aufgefordert wird, Terroristen zu verhaften, weigerte sie sich, dies umzusetzen.

Also drangen israelische Truppen kurzzeitig in die Stadt ein, um die Flüchtigen zu verhaften. Aus dem Inneren des Hauses schossen die Terroristen auf die Israelis, weitere bewaffnete palästinensische Terroristen eilten zum Tatort und eröffneten ebenfalls das Feuer, woraufhin die Israelis zurückschossen. Das Ganze war ein klarer Fall: es handelte sich um bewaffnete Terroristen, die mit automatischen Waffen versuchten, diejenigen zu töten, die gekommen waren, um sie zu verhaften.

Nur »Bewaffnete«

Für die BBC und die Nachrichtenagentur Reuters waren diese Hamas- und PIJ-Mitglieder jedoch keine Terroristen, sondern nur »Bewaffnete«, für die Associated Press (AP) »Militante«. Zwei AP-Korrespondenten, die ihre Voreingenommenheit kaum verbergen konnten, schrieben in ihrem Artikel, die Aktion der israelischen Polizei sei »dreist« gewesen. 

Die New York Times nannte die Terroristen »Palästinenser«, »palästinensische Bewaffnete« und »bewaffnete palästinensische Gruppen«, während CNN sie ebenfalls nur als »Palästinenser« bezeichnete, aber zumindest einräumte, dass sich unter den Todesopfern »zwei Kommandanten des Islamischen Dschihad« befanden. Im selben Bericht wurde vom PIJ jedoch als einer »militanten Gruppe« gesprochen.

Das Merriam-Webster-Wörterbuch definiert Terrorismus als »kalkulierte Anwendung von Gewalt oder Androhung von Gewalt, um Angst zu erzeugen«. Es ist nicht schwierig zu verstehen, warum und inwiefern die Hamas und der PIJ dieser Definition entsprechen. Wie man sieht, haben die USA, die EU und viele andere Regierungen keine Probleme, dies anzuerkennen.

Verwendeten Medien den Begriff »Terrorist«, um die Hamas und den PIJ zu beschreiben, so wäre das also keine parteiische politische Stellungnahme: sie würden schlicht die Wörterbuchdefinition verwenden, wie sie von einem breiten internationalen Konsens akzeptiert wird.

Doch so viele Medien wollen das »T«-Wort einfach nicht verwenden. Warum ist das so? Die naheliegende Erklärung ist die einfachste: Viele Redakteure und Journalisten sympathisieren mit der palästinensisch-arabischen Sache und wollen keine Sprache verwenden, die die palästinensische Sache schlecht aussehen lässt. Daher wählen sie Worte, die das Image der Palästinenser schönfärben und ihr Verhalten legitimieren.

Leider scheinen für Journalisten, die solche eine Agenda verfolgen weder die grundlegenden Fakten noch Wörterbuchdefinitionen von großer Bedeutung zu sein.

Stephen M. Flatow, Anwalt in New Jersey, ist der Vater von Alisa Flatow, die 1995 bei einem vom Iran finanzierten palästinensischen Terroranschlag ermordet wurde. Er ist Autor von A Father’s Story: My Fight for Justice Against Iranian Terror(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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