Viele Details über den eintägigen Aufstand der paramilitärischen Gruppe in Russland sind noch unbekannt, insbesondere, was die Auswirkungen auf den Einfluss der Gruppe in Afrika und im Nahen Osten betrifft.
Letzten Samstag rebellierten die russischen Paramilitärs der Wagner Gruppe gegen die russische Armeeführung, indem sie die Kontrolle über Rostow übernahmen und sich im Anschluss daran auf Moskau zubewegten, bevor der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko ein Abkommen zur Beendigung der Rebellion vermittelte. Die Vereinbarung enthielt keine Einzelheiten über die Zukunft der Wagner-Gruppe, insbesondere nicht über ihre Rolle in verschiedenen Regionen wie Afrika und dem Nahen Osten.
Via Presseerklärungen ließ der russische Außenminister Sergej Lawrow unlängst jedoch mitteilen, die Gruppe Wagner werde ihre Operationen in Mali und der Zentralafrikanischen Republik fortsetzen. Lawrow erklärte, dass Europa und Frankreich, »indem sie die Zentralafrikanische Republik und Mali im Stich ließen«, die beiden Länder dazu veranlasst hätten, sich Russland und der Wagner-Gruppe zu öffnen, um Militärausbilder zu rekrutieren und »die Sicherheit ihrer Führer zu gewährleisten«.
Einem BBC-Bericht zufolge ist die Söldnertruppe in vielen Ländern Afrikas und des Nahen Ostens aktiv, darunter in Libyen, im Sudan, in Syrien, Mali, der Zentralafrikanischen Republik, Mosambik, Burkina Faso und Madagaskar. Den Wagner-Kämpfern werden dabei Gräueltaten in Libyen, Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und Mali vorgeworfen, die vielfach unbewaffneten Zivilisten angetan wurden. Russischen Berichten zufolge bilden sie jedoch lokale Kräfte aus und sorgen für Sicherheit.
Einflussreichster russischer Vertreter
In einem Forschungspapier des Future Center for Studies heißt es, Wagner gelte »als der einflussreichste russische Vertreter im Nahen Osten und in Afrika, da er sich für die Förderung russischer Interessen in den beiden Regionen einsetzt«. Die Operationen der Gruppe gingen »in der Regel über die Sicherheitsbemühungen hinaus und umfassen auch Sektoren wie Holzeinschlag und Bergbau«, heißt es in dem Papier weiter.
Einige afrikanische Länder hätten sich bei der Gewährleistung ihrer Sicherheit stark auf Wagner verlassen, weswegen ein Rückgang der Rolle der Gruppe oder gar ihre Auflösung diese Länder »in der Zukunft starken Erschütterungen aussetzen könnte«.
Eine diplomatische Quelle bei den Vereinten Nationen, die Wagner seit Jahren aufmerksam verfolgt, erklärte gegenüber der britischen BBC, die Einheiten der Gruppe in Afrika würden von den russischen Behörden nicht weiter unterstützt werden, schwelt der Streit mit der russischen Regierung weiter und wird nicht beigelegt. Die Wagner-Kämpfer könnten dann »ohne Einkommen, ohne politische oder militärische Unterstützung zurückbleiben, insbesondere in afrikanischen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik, Libyen, Sudan und Mali.« Dies, so die Quelle weiter, sei ein gefährliches Szenario, weil diese Söldner dann für die Zusammenarbeit mit lokalen Parteien in diesen Staaten zur Verfügung stehen, was interne Konflikte anheizen kann.
Eine Analyse von Sky News Arabia legt jedoch ein anderes Szenario für die Zukunft Wagners in Afrika nahe und sagt eine Fortsetzung der Aktivitäten der Gruppe auf dem afrikanischen Kontinent mit einem neuen und von Moskau unabhängigeren Ansatz voraus, der sich auf die großen Netzwerke stützen wird, die sie in der letzten Zeit aufgebaut hat.
Außerdem, so die Analyse weiter, »wird sich Wagner in Afrika weiter ausbreiten und wachsen, arbeiten die westlichen Partner nicht daran, die Beziehungen zu ihren afrikanischen Partnern besser zu gestalten, insbesondere angesichts des großen Sicherheitsvakuums, mit dem afrikanische Länder angesichts terroristischer Gruppen oder interner Bürgerkriege konfrontiert sind«.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wagner nach der jüngsten Rebellion nicht plötzlich und direkt aus Afrika und dem Nahen Osten verschwinden wird, sondern dass die Gruppe noch eine Zeitlang ihre alte Rolle weiterspielen wird, allerdings in einer unabhängigeren Weise, bevor Moskau sie im Zuge neuerer Sicherheits- und Militärformeln durch andere Akteure ersetzen kann.