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Vereinigte Arabische Emirate bieten israelischen Ärzten Arbeitsplätze an 

Immer mehr israelische Ärzte wollen wegen der Justizreform das Land verlassen
Immer mehr israelische Ärzte wollen wegen der Justizreform das Land verlassen (© Imago Images / Panthermedia)

Die Zahl der Ärzte, die Israel wegen der jüngsten Justizreform verlassen wollen, ist alarmierend hoch und steigt von Tag zu Tag. Jetzt hat sich das israelische Gesundheitsministerium eingeschaltet.

Während israelische Ärzte darüber nachdenken, wegen der Justizreform der Regierung von Benjamin Netanjahu ins Ausland zu gehen, haben einem Bericht vom Montag zufolge Beamte der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) versucht, Mediziner für eine Übersiedlung in den Golfstaat zu gewinnen. Tausende Ärzten sind einer Chatgruppe beigetreten, in der sie Ratschläge für einen Umzug ins Ausland suchen, wobei einige von ihnen lukrative Angebote aus den VAE erhalten haben, berichtete die Times of Israel unter Berufung auf den Sender Channel 12.

Die Angebote stammten aus offiziellen Quellen der Vereinigten Arabischen Emiraten und aus Bahrain. Beide Staaten sehen durch die Turbulenzen in Israel und das Interesse an einem Umzug ins Ausland als Chance, ihren Bedarf an Medizinern zu decken, so der Bericht. Zum Angebot der VAE gehören dem Bericht zufolge ein Einkommen, das dreimal so hoch ist wie das in Israel übliche, großzügige Bildungsmöglichkeiten für die Kinder der Ausreisewilligen und ein »goldenes Visum«, das eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung und andere Vorteile ermöglicht.

Israelische Ärzte haben dem Bericht zufolge großes Interesse an diesen Einladungen bekundet. Es gibt aber auch Gruppen von Medizinern, die darüber diskutieren, wie und ob sie in Länder wie die USA, Portugal, Neuseeland und Kanada umziehen können.

Dringlichkeitssitzung

Die Berichte, dass viele Ärzte darüber nachdenken, ins Ausland gehen, hat die israelischen Gesundheitsbehörden alarmiert. Vergangene Woche hielt der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Moshe Bar Siman-Tov, eine Dringlichkeitssitzung mit Ärzten ab und forderte sie auf, das israelische Gesundheitssystem nicht aufzugeben. 

»Ich weiß, dass viele von ihnen heute sehr gemischte Gefühle hegen, und das ist verständlich. Auch die instinktiven Reaktionen auf das Thema sind verständlich. Allerdings weiß auch jeder, dass wir kein anderes Land oder Gesundheitssystem haben«, sagte er. Er glaube wirklich, »dass niemand von uns das Privileg hat, aufzugeben, weder das Land noch das System. Wir sind das Fundament der gesellschaftlichen Solidarität in Israel und zeigen, dass es möglich ist, gemeinsam zu leben, zu arbeiten und versorgt zu werden.« 

Die WhatsApp-Chatgruppe für Ärzte, die Ratschläge zum Umzug ins Ausland suchen, wurde gegründet, nachdem die Knesset letzte Woche ein Gesetz zur Einschränkung der gerichtlichen Aufsicht über die Regierung verabschiedet hatte, und hat bislang mindestens dreitausend Ärzte angezogen.

Der israelische Ärzteverband hatte in der letzten Woche einen eintägigen Streik ausgerufen, der dazu führte, dass die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen nur mit einer Notbesetzung arbeiten konnten. Ein Arbeitsgericht ordnete späterdie Wiederaufnahme der Arbeit im Gesundheitswesen an.

Beschäftigte des öffentlichen Gesundheitswesens haben davor gewarnt, dass die Vorschläge der Regierung zur Überarbeitung des Rechtssystems negative Auswirkungen auf ihren Berufsstand haben werden. Zusätzlich zu den Turbulenzen wegen der Justizpolitik der Regierung hat die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) davor gewarnt, dass Israel ein Mangel an Ärzten droht.

Die Organisation warnte schon im Juni vor einem Ärztemangel bereits im Jahr 2025 und wies darauf hin, dass Israel über kein angemessenes System zur Verwaltung der Arbeitskräfte im medizinischen Bereich verfügt. In dem Bericht wird Israel außerdem aufgefordert, die Zahl der Medizinstudenten zu erhöhen und eine zusätzliche neue medizinische Hochschule zuzulassen.

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