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Taliban verbieten Frauen Handykameras

London: Demonstration afghanischer Frauen gegen die Taliban
London: Demonstration afghanischer Frauen gegen die Taliban (© Imago Images / ZUMA Press)

Die afghanischen Taliban setzen ihren Krieg gegen Frauen und alle, die nicht ihren Vorstellungen einer islamischen Gesellschaft entsprechen, fort.

Nachdem Frauen bereits u.a. von weiterführenden Schulen, Universitäten und dem öffentlichen Dienst ausgeschlossen worden waren und ihnen das Tragen „unislamischer“ Kleidung verboten wurde, wurden nun weitere willkürliche und schikanierende Vorschriften erlassen.

Wie das Middle East Research Institute (MEMRI) mit Sitz in Washington D.C. berichtet, hat eine Taliban-Kommission „für Rekrutierung und Einladung“ im Distrikt Nijrab in der nordöstlich der Haupstadt Kabul gelegenen Provinz Kapisa im September zehn neue Anordnungen erlassen, darunter ein Verbot westlicher Frisuren.

Alle Menschen beiderlei Geschlechts haben eine Kopfbedeckung zu tragen, Frauen den Hijab. Männer dürfen den Bart nicht mehr scheren, Frauen nicht ohne Begleitung eines „Wächters“ das Haus verlassen oder ein Smartphone besitzen. Im einzelnen lauten die Vorschriften:

1. Englische, amerikanische und französische Frisuren zu haben, verstößt gegen die Scharia und die Jugendlichen müssen diese Praktiken einstellen. Die Barbiere sollten auch aufhören, Bärte zu rasieren, da das Rasieren des Bartes im Islam eine große Sünde ist.

2. [Männer] müssen eine Mütze auf dem Kopf tragen, besonders wenn sie beten.

3. Das Sitzen von Frauen und Mädchen am Straßenrand ohne Kopfbedeckung ist strengstens verboten. Sie sollten dies unterlassen. Anderenfalls werden juristische Schritte gegen ihre Wächter – Väter, Brüder, Onkel mütterlicherseits oder väterlicherseits – unternommen.

4. Frauen und Mädchen sollten keine Handys mit Kameras tragen.

5. Frauen und Mädchen können ohne Mehram (Wächter) nicht ausgehen oder verreisen, und sie müssen den islamischen Hijab tragen.

6. Alle Fahrer und Autobesitzer werden aufgefordert, Frauen ohne Einhaltung des islamischen Hijab nicht zu erlauben, in ihren Fahrzeugen zu fahren.

7. Gebetsleiter in Moscheen werden ernsthaft aufgefordert, den Menschen [die Bedeutung] des islamischen Hijab im Lichte des Korans und der Hadithe [der Aussprüche und Taten des Propheten Mohammed] zu erklären.

8. Gebetsführer in Moscheen werden dringend aufgefordert, den Menschen die Verpflichtung zum Dschihad im Lichte des Korans und der Sunna [Traditionen] des Propheten Mohammed zu erklären.

9. Das Vorhandensein von Liedern und unmoralischen Filmen auf Mobiltelefonen von Jugendlichen ist verboten.

10. Die Vorbeter in den Moscheen müssen diejenigen identifizieren, die nicht beten oder nicht in die Moschee kommen.

In der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Sharif – ehemals Stützpunkt der deutschen Bundeswehr – wurden vor wenigen Tagen vier Frauen ermordet. Eine davon soll die Frauenrechtlerin und Dozentin Frozan Safi gewesen sein, meldet die Nachrichtenagentur AFP. Drei Quellen erzählten gegenüber AFP, dass den Frauen ein Evakuierungsflug in Aussicht gestellt worden sei, dann seien sie mit einem Auto in ein angeblich sicheres Haus gebracht worden – offenbar eine Falle.

Wie es um die von den Taliban hochgehaltene „Sexualmoral“ bestellt ist, zeigen die beiden folgenden Nachrichten:

Das Wall Street Journal berichtet von einem unverheirateten Mädchen namens Ayesha, bei deren Familie eine Woche nach der Machtübernahme der Taliban im August ein Geschäftsmann und Funktionär der neuen Regierung auftauchte und sagte, die Familie habe Schulden in Höhe von 250.000 US-Dollar. Anstelle des Geldes, das die Familie nicht hatte, forderte der Mann Ayesha und ihre vier Schwestern.

Der amerikanische Nachrichtensender CNN berichtet auf seiner Website von Eltern, die ihre neunjährige Tochter an einen 55-jährigen Mann verkaufen, um Lebensmittel kaufen zu können. Ihre zwölfjährige Tochter hätten sie schon vor einigen Monaten verkauft, so der Bericht. „Wir sind acht Familienmitglieder“, sagte der Vater gegenüber CNN. „Ich muss verkaufen, damit die anderen überleben.“

Unterdessen haben alle 24 Frauen im US-Senat unter Führung von Dianne Feinstein (Demokraten)  und Joni Ernst (Republikaner) einen offenen Brief an US-Präsident Joe Biden geschrieben, in dem sie ihn dazu „drängen, einen behördenübergreifenden Plan zu entwickeln, um die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und grundlegenden Menschenrechte afghanischer Frauen und Mädchen zu wahren“.

Dort heißt es:

„Letztes Jahr gingen schätzungsweise 3,5 Millionen Mädchen zur Schule, wobei 100.000 Frauen an öffentlichen und privaten Universitäten eingeschrieben waren. Frauen begannen auch, in Wirtschaft und Regierung erfolgreich zu sein.

Da es jedoch an einer legitimen afghanischen Regierung und Militärkräften zu ihrem Schutz fehlte, leiden Frauen und Mädchen jetzt unter den Raubzügen eines Taliban-Regimes, das eine Erfolgsbilanz darin hat, sie zu brutal Behandlung auszusetzen, sie zu isolieren und ihnen Leben und Freiheit zu verweigern.”

Die Senatorinnen erinnern Präsident Biden daran, dass dieser sich verpflichtet hatte, die Taliban zu drängen, die Rechte von Frauen und Mädchen zu wahren. Weiter schreiben sie:

„Sie haben erklärt, dass Amerika eine dauerhafte Partnerschaft mit dem afghanischen Volk aufrechterhalten wird, das sich der Taliban-Herrschaft widersetzt. Wir beraten, unterstützen und ermöglichen diese Bemühungen durch Gesetzgebung und Zusammenarbeit mit Ihrer Verwaltung. Afghanische Frauen und Mädchen brauchen jetzt unser Handeln.“

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