„Ein der Freien Syrischen Armee (FSA) nahestehender Nachrichtendienst hat Bilder veröffentlicht, die belegen sollen, dass türkische Soldaten in Afrin Menschenhandel betreiben. Der Sender hatte Anfang vergangener Woche damit gedroht, die Informationen zu veröffentlichen, nachdem es wegen eines inhaftierten, mit der FSA affiliierten Journalisten zum Streit mit türkischen Truppen in Afrin kam. Die Forderungen wurden nicht erfüllt, und am Sonntag veröffentlichte der Sender Fotos türkischer Soldaten und ihrer Ausweise zusammen mit Bildern der Opfer. Einem Post zufolge gebe es noch nicht veröffentlichte Videos, die die Beteiligung weiterer türkischer Soldaten am Menschenhandel belegten.
Quellen vor Ort behaupten, seit der vollständigen Besetzung der Region seien mindestens 200 Frauen und Mädchen von Angehörigen der an der Operation Olivenzweig beteiligten Streitkräfte entführt worden. Diese Zahl lässt sich nur schwer verifizieren und könnte zu gering sein. Manche der Frauen und Mädchen seien gegen ein Lösegeld wieder freigekommen, aber in den meisten Fällen sei das Schicksal der Entführten unbekannt. Etliche Menschen, die mit der Situation in Afrin vertraut sind, haben davor gewarnt, dass Menschenhändler dort aktiv sein könnten.
Das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs stuft ‚Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei [oder] Nötigung zur Prostitution‘ als Kriegsverbrechen ein. Die Vereinten Nationen haben zwar einen vorläufigen Bericht veröffentlicht, in dem auch auf Kriegsverbrechen in Afrin verwiesen wird, doch bislang hat kein internationales Gremium ernsthafte Anstrengungen unternommen, um das Ausmaß, die Größenordnung und die Intensität der Beteiligung türkischer Regierungstruppen an dortigen Gräueltaten zu untersuchen.
Kurdische Aktivisten hatten davor gewarnt, dass die türkische Invasion Afrins zu einer massiven Zunahme der Gewalt gegen Frauen führen würde. An der Operation Olivenzweig waren auch ehemalige Kämpfer des Islamischen Staats und anderer islamistischer Milizen beteiligt, die für eine Kampagne systematischer sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen verantwortlich sind. Im Februar zirkulierte in den sozialen Medien ein gruseliges Video, in dem zu sehen war, wie Milizionäre der FSA johlend und voller Stolz die Leiche eines kurdischen Kämpfers der Volksverteidigungseinheiten verstümmelten.“
(Meghan Bodette: „Turkish forces operating human trafficking ring in Afrin“)