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Statistikexperte: Hamas manipuliert Daten der angegebenen Todesfälle in Gaza

Protest mit gefälschten Hamas-Zahlen: antiisraelische Demonstration in London
Protest mit gefälschten Hamas-Zahlen: antiisraelische Demonstration in London (© Imago Images / SOPA Images)

Aus einer aktuellen statistischen Analyse der Daten des Hamas-Gesundheitsministeriums in Gaza geht vor, dass diese zumindest manipuliert, wenn nicht gleich vollständig gefälscht wurden.

Professor Abraham Wyner hat in einem aktuellen Artikel für das Tablet Magazine nachgewiesen, dass das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen die Opferzahlen frisiert haben muss. Da es in Gaza keine unabhängigen Quellen gibt, ist es unmöglich, die Daten mittels solch unabhängiger Quellen zu überprüfen, und man muss auf indirekte Untersuchungsmethoden zurückgreifen wie jene jetzt in Tablet dargestellte.

Dort legte Wyner, Professor für Statistik und Datenwissenschaft an der Wharton School der University of Pennsylvania, eine detaillierte statistische Analyse der Daten des Hamas-Gesundheitsministeriums in Gaza vor, aus der hervorgeht, dass diese Daten zumindest manipuliert, wenn nicht gleich vollständig gefälscht wurden.

Statistikexperte: Hamas manipuliert Daten der angegebenen Todesfälle in Gaza
Stiegen mit metonymischer Linearität: Von Hamas angegebene Todeszahlen (Quelle: X)

Wyner befasst sich in seiner Untersuchung zunächst mit der Gesamtzahl der seit Kriegsbeginn gemeldeten Todesfälle, die nach seinen Angaben täglich konstant um 270 Menschen mit einer maximalen Schwankungsbreite von plus/minus fünfzehn Prozent anstieg, was statistisch unmöglich sei: »Es sollte Tage geben, an denen der Durchschnitt doppelt so hoch oder höher ist, und andere, an denen er nur halb so hoch oder niedriger ist. Das Diagramm der Gesamttodesfälle nach Datum steigt mit fast metronomischer Linearität an«, schreibt Wyner, das heißt mit einer regelmäßigen Rate, also wie ein Metronom.

In einem weiteren Schritt erklärte Wyner, dass die Schwankungen bei der Zahl der getöteten Kinder in etwa mit jenen der getöteten Frauen übereinstimmen sollten. Es liege in der Natur des Kriegs, dass die tägliche Gesamtzahl der getöteten Kinder und Frauen schwankt, aber der Gesamtprozentsatz und die Korrelation sollten relativ stabil bleiben, da Frauen vermehrt an Tagen sterben, an denen in zivilen Gebieten gekämpft wird – und diese ebenso für Kinder gelte. 

»An Tagen, an denen viele Frauen getötet werden, sollte es folglich eine große Anzahl von Kindern geben, und an Tagen, an denen nur wenige Frauen getötet werden, sollten auch nur weniger Kinder gemeldet werden«, erläutert Wyner diese statistischen Überlegungen. Die veröffentlichen Daten widersprächen dem jedoch völlig, indem se durch ein fast völliges Fehlen von Korrelationen gekennzeichnet sind, was laut Wyner ein deutliches Zeichen dafür sei, dass die Zahlen gefälscht wurden.

Unmögliche Korrelationen

Weiters erklärte der Statistikexperte, dass es eigentlich eine starke positive Korrelation zwischen den Todesfällen von Frauen und Männern geben sollte, er jedoch das exakte Gegenteil feststellen musste. In den vom Hamas-Gesundheitsministerin veröffentlichen Daten zeigt sich nämlich eine starke negative Korrelation zwischen Männern und Frauen, was Wyners Meinung nach der dritte wichtige Beweis dafür ist, dass die Daten gefälscht wurden.

»Würde es sich hierbei nur um bloße Meldefehler [bei den Opferzahlen] handeln, dann müsste an den Tagen, an denen die Zahl der Todesfälle bei den Männern offenbar falsch ist, die Zahl der Frauen typisch sein und etwa im Durchschnitt liegen.« Es habe sich jedoch herausgestellt, »dass an den drei Tagen, an denen die Zahl der Männer nahe Null liegt, was auf einen Fehler hindeutet«, die Zahl der Frauen außerordentlich hoch ist und weit über dem normalen Durchschnitt liegt. »An diesen drei Tagen sind die drei höchsten täglichen Opferzahlen bei den Frauen zu verzeichnen.«, was auf Manipulation schließen lasse.

Seine Beweise seien zwar nicht eindeutig, aber sie deuteten sehr stark darauf hin, dass die Zahlen nach einem Verfahren ermittelt wurden, das nichts oder nur wenig mit der Realität zu tun hat, kommentiert Wyner diese statistischen Anomalien. »Höchstwahrscheinlich hat sich das Hamas-Ministerium willkürlich auf eine tägliche Gesamtzahl [von Opfern pro Tag] geeinigt«, folgert er. 

»Wir wissen das, weil die täglichen Gesamtzahlen viel zu konstant ansteigen, um real zu sein«, erläutert Wyder seine Schlussfolgerungen. In Folge hätten die Behörden etwa siebzig Prozent der festgesetzten »Gesamtzahl Frauen und Kindern zugewiesen, wobei sie diese Zahl von Tag zu Tag willkürlich aufgeteilt haben«, was die mangelnde Korrelation erklärt. Zum Schluss füllten sie dann den Rest »mit der Anzahl an Männern auf, die durch die festgelegte Gesamtzahl vorgebeben wurde. Dies erklärt alle beobachteten Daten.«

Wyner weist darauf hin, dass nach eigenen Angaben der Hamas sechstausend Hamas-Kämpfer getötet wurden, was in Verbindung mit den Hamas-Angaben zu den Todesfällen insgesamt zeigt, dass zwanzig Prozent der gesamten Todesfälle Kämpfer sind, während siebzig Prozent der Gesamttodesfälle Frauen und Kinder sein sollen. Die übrigbleibende Differenz von zehn Prozent impliziere, dass »Israel entweder kaum nicht kämpfende Männer tötet oder die Hamas behauptet, dass fast alle Männer in Gaza Hamas-Kämpfer sind«.

Bemerkenswerter Erfolg

Zum Schluss meint Wyder, die exakte Wahrheit über die Zahlen könne angesichts der Umstände vor Ort zurzeit noch nicht bekannt sein und werde es vielleicht auch nie. Die Gesamtzahl der zivilen Opfer, die jetzt durch die Medien und die Öffentlichkeit geistere, sei aber »aller Wahrscheinlichkeit nach extrem überhöht«. Israel schätze, dass mindestens zwölftausend Hamas-Kämpfer getötet wurden, und wenn sich diese Zahl auch nur einigermaßen bewahrheitet, dann sei »das Verhältnis von Opfern unter den Nichtkombattanten zu den Kombattanten bemerkenswert niedrig: höchstens 1,4 :1 und vielleicht sogar 1 :1.« 

Nach historischen Maßstäben urbaner Kriegsführung, bei der die Kämpfer über und unter der Zivilbevölkerung eingebettet sind, sei »dies ein bemerkenswerter und erfolgreicher Versuch, unnötige Verluste an Menschenleben zu vermeiden und gleichzeitig einen unerbittlichen Feind zu bekämpfen«, der Zivilisten als menschliche Schutzschilde einsetzt, zieht Wyder Conclusio, die sich mit den Schlüssen deckt, zu denen etwa Experten in urbaner Kriegsführung auch kommen.

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