Mit der Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion ist die letzte Hürde für die Teilnahme des jüdischen Staates am Eurovision Song Contest im Mai genommen.
Israel darf beim heurigen Eurovision Song Contest mit dem überarbeiteten Beitrag Hurricane antreten, teilten die Organisatoren am Donnerstag in Jerusalem mit. Nachdem die Europäische Rundfunkunion (EBU), die das jährliche Musikspektakel organisiert, damit gedroht hatte, die zwei ursprünglich eingereichten israelischen Beiträge wegen vermeintlich politischer Botschaften zu disqualifizieren, arbeitete Israels TV-Sender Kan daran, den Text zu ändern, um die Teilnahme des Landes im Mai zu gewährleisten.
Die letzten Zeilen des ersten eingereichten Beitrags October Rain beschreiben den Zustand der Israelis während der Anschläge vom 7. Oktober 2023, bei denen etwa 1.200 Menschen getötet wurden: »Es gibt keine Luft mehr zum Atmen/Kein Ort, kein Ich von Tag zu Tag.« In einer der Strophen gebrauchte die israelische Teilnehmerin Eden Golan das Wort »Blumen«, das im Sprachgebrauch der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) für gefallene Soldaten steht, aber für die europäischen Zuschauer nicht diese Konnotation hat.
Der zweite von Israel gewählte Song, Dance Forever, war eine offensichtliche Anspielung auf das Massaker beim Supernova-Musikfestival in der Nähe des Kibbutz Re’im, wo Hamas-Terroristen am 7. Oktober 364 Menschen ermordeten.
Kan erklärte, der nunmehr dritte Beitrag des jüdischen Staates erzähle die Geschichte einer »jungen Frau, die eine persönliche Krise durchlebt«. Das Lied, dessen Texte auf die Melodie von October Rain gesetzt ist, wird der israelischen Öffentlichkeit während einer Live-Fernsehsendung am Sonntag vorgestellt.
Kein Contest zwischen Regierungen
Vergangenen Monat bekräftigte die EBU, dass Israel auch während des Kriegs gegen die Hamas im Gazastreifen am Wettbewerb teilnehmen darf und wies Parallelen zurück, die von pro-palästinensischen Aktivisten mit dem Ausschluss Russlands wegen dessen Invasion in der Ukraine gezogen worden waren. »Vergleiche zwischen Krieg und Konflikt sind komplex und schwierig und als unpolitische Medienorganisation steht es uns nicht zu, sie zu ziehen«, stellte EBU-Generaldirektor Noel Curran damals gegenüber der Nachrichtenagentur AFP fest.
Eine Überprüfung durch die EBU-Gremien habe ergeben, »dass die israelische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Kan alle Wettbewerbsregeln für dieses Jahr erfüllt und wie in den vergangenen fünfzig Jahren teilnehmen kann«, so Curran weiter.
Der EBU-Chef erklärte, seine Organisation sei sich zwar der Stimmen bewusst, die einen Ausschluss des jüdischen Staates vom diesjährigen Wettbewerb forderten, »der Eurovision Song Contest ist jedoch eine unpolitische Musikveranstaltung und ein Wettbewerb zwischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die Mitglieder der EBU sind. Es handelt sich nicht um einen Wettbewerb zwischen Regierungen.«
Der Eurovision Song Contest 2024 findet im schwedischen Malmö statt, nachdem das skandinavische Land den Wettbewerb im vergangenen Jahr gewonnen hat. Letztes Jahr belegte der israelische Popstar Noa Kirel beim Eurovisionsfinale in Liverpool den dritten Platz hinter Schweden und Finnland. Seit der ersten Teilnahme des jüdischen Staates an der jährlichen Veranstaltung im Jahr 1973 hat Israel den Song Contest viermal gewinnen, das bislang letzte Mal im Jahr 2018, als Netta Barzilai mit ihrem Song Toy als Siegerin von der Bühne ging.