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Eurovision Song Contest: Israel als Sündenbock

Eden Golan wird Israel beim Eurovision Song Contest vertreten
Eden Golan wird Israel beim Eurovision Song Contest vertreten (Quelle: JNS)

Eine Kurier-Redakteurin glaubt, der Westen könne sich selbst entlasten, wenn er Israel vom Song Contest ausschließt und stattdessen die Palästinenser mit einem Auftritt belohnt.

Keine Kulturveranstaltung kann in Zeiten wie diesen über die Bühne gehen, ohne dass vermeintlich pro-palästinensische, in Wahrheit aber schlicht israelfeindliche Aktivisten sie zu instrumentalisieren oder gleich ganz zu kapern versuchen.

Die Berlinale, bei deren Abschlussgala Israel von einigen der Preisträger von der Bühne herab diffamiert und auf deren Instagram-Kanal die Auslöschung Israels gefordert wurde, war kaum vorbei, da brandete schon eine Diskussion um die Biennale in Venedig auf: Eine »Art Not Genocide Alliance« forderte in einem offenen Brief dazu auf, Israel von der Kunstausstellung auszuschließen.

»Die Biennale ist eine Plattform für einen völkermordenden Apartheidstaat. Kein Tod in Venedig« ist am Ende des mittlerweile von 22.000 Menschen unterzeichneten Aufrufs zu lesen, einer kompakten Sammlung populärer (wenn auch falscher) israelfeindlicher Talking Points, in der der Einfachheit halber weder die Hamas noch das von dieser am 7. Oktober 2023 in Israel veranstaltete Massaker auch nur erwähnt werden.

So kann es nicht verwundern, dass auch der diesjährige Song Contest, der im Mai im schwedischen Malmö stattfinden wird, schon jetzt von Debatten über Israel überschattet wird. Da ist zum einen der israelische Beitrag zum Gesangswettbewerb, das Lied October Rain der Sängerin Eden Golan, dem vorgeworfen wurde, wegen möglicher textlicher Verweise auf Opfer des Hamas-Terrors »zu politisch« zu sein, weswegen ihm eine Disqualifikation drohte.

Fadenscheinige Gründe

Die Gründe dafür waren bestenfalls fadenscheinig. Laut den Regeln des Wettbewerbs sind »Texte, Reden, Gesten politischer oder ähnlicher Art« nicht erlaubt, aber in der Vergangenheit wurde dieser Passus nur selten zur Anwendung gebracht, und in der Geschichte des Song Contests lassen sich mühelos zahlreiche Beispiele für Beiträge finden, die selbstverständlich politisch waren.

Zu Recht verwies Martin Gasser am 3. März 2024 in der Kleinen Zeitung mit einem Beispiel, das in Österreich noch gut in Erinnerung sein dürfte, auf den insbesondere gesellschaftspolitisch oft exponierten Charakter der ESC-Darbietungen: »Als Conchita Wurst weiland dem regenbogenbunten Publikum vor den Schirmen ein ›We are unstoppable‹ – ›Keiner kann uns aufhalten‹ – entgegenrief, war das nicht nur ein Moment von fast schon peinlichem Pathos, sondern auch eine schöne Demonstration dafür, wie diese Show zur Plattform von Wertvorstellungen geworden ist.« Man braucht nur Länder wie Russland oder die Türkei fragen, ob sie derartige Auftritte für »unpolitisch« halten.

Als Reaktion auf den drohenden Ausschluss des israelischen Beitrags reichte die Israeli Public Broadcasting Corporation einen anderen Song ein, der aber prompt wieder ausgeschlossen zu werden drohte, weil in Dance Forever Bezüge auf die Hamas-Verbrechen beim Nova-Festival ausgemacht wurden. Im Raum steht jetzt eine textliche Überarbeitung eines der Songs; welcher Beitrag letztlich eingereicht wird, soll am 10. März bekannt gegeben werden.

Ein Sündenbock namens Israel

Für Israelfeinde geht es freilich nicht um diese oder jene Textzeile und mögliche unerlaubte, implizite politische Aussagen, sondern selbstverständlich um eine offen politische Frage: ob Israel nämlich überhaupt am ESC teilnehmen dürfen soll. Schon in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Aufrufe, Israel auszuschließen, seit dem 7. Oktober 2023 haben zahlreiche Künstler sich dieser Forderung an den Veranstalter, die European Broadcasting Union, angeschlossen.

Ganz in diesem Sinne argumentierte am 24. Februar 2024 auch die Außenpolitik-Redakteurin Caroline Ferstl der Tageszeitung Kurier, die ebenfalls einen Ausschluss Israels forderte. Damit »würde der von seinen Kritikern als ›scheinheilig‹ verachtete Westen (für den der ESC symbolisch steht) zeigen, dass er nicht mit Doppelmaß misst und Israels Kriegsführung in Gaza verurteilt«. Wenigstens sprach diese Journalistin offen aus, dass Israel als der sprichwörtliche Sündenbock herhalten sollte, um das Gewissen des »verachteten Westens« zu entlasten, nach dem Motto »besser fühlen auf Kosten des jüdischen Staats«.

Aber Ferstl hatte auch einen originelleren Vorschlag: Neben einem israelischen Beitrag könnte auch »eine palästinensische Stimme« eingeladen werden, um »die Bühne für eine wirkliche Botschaft des Friedens zu nutzen«. An die Opfer des Hamas-Massakers zu erinnern, stellt für die Kurier-Redakteurin offenbar keine »wirkliche Botschaft des Friedens« dar, sehr wohl aber, wenn man die Palästinenser für die Morde, Massenvergewaltigungen und Verschleppungen israelischer Geiseln durch die Hamas mit einem Aufritt beim Song Contest belohnen würde.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 6. März. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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