Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman rügte den UN-Sonderbeauftragten für den Nahen Osten, Nickolay Mladenov, für sein Schweigen in den jüngsten Fällen getöteter Palästinenser im Libanon und in Gaza. Er sagte, dies zeige die „Heuchelei und die Doppelmoral“ der Welt gegenüber Israel.
Wie das Verteidigungsministerium in einer Stellungnahme bekanntgab, telefonierte Lieberman am Mittwoch mit Mladenov. Kürzlich wurden fünf Menschen bei Auseinandersetzungen im Flüchtlingslager Ain al-Hilweh im Libanon getötet, und in Gaza wurden drei Palästinenser aufgrund ihrer angeblichen „Kollaboration“ mit Israel von der Hamas durch Erhängen exekutiert. „Die Missachtung der Dutzenden Menschen die getötet und verletzt wurden, beweist einmal mehr die Tatsache von Heuchelei und Doppelmoral, mit denen die Welt vorgeht – indem sie schwerwiegende Fälle wie diese stillschweigend übersieht, während sie jede gerechtfertigte Aktion Israels gegen den Terrorismus öffentlich anprangert“, sagte Lieberman nach Auskunft seiner Geschäftsstelle. Der Verteidigungsminister fügte hinzu, er erwarte, dass die Exekutionen und Todesfälle dieser Palästinenser in einem der bevorstehenden Treffen des UN-Sicherheitsrats erörtert würden.
Die Auseinandersetzungen waren im Flüchtlingslager Ain al-Hilweh entbrannt, als palästinensische Gruppierungen einer gemeinsamen Sicherheitstruppe begannen, sich im südlichen Stadtgebiet von Sidon zu formieren. In einem Teil des Camps gerieten sie unter Beschuss einer lokalen islamischen Extremistengruppe. Bei den entstandenen Auseinandersetzungen wurden nach Aussage von libanesischen und palästinensischen Ärzten am Sonntag fünf Menschen getötet und mindestens 30 weitere verletzt, die meisten von ihnen Zivilisten.
Die libanesische Armee betritt keine palästinensischen Flüchtlingslager. Um die Sicherheit kümmern sich dort gemeinsame, aus palästinensischen Gruppierungen bestehende Sicherheitstruppen. Ain al-Hilweh beherbergt rund 61.000 Palästinenser, darunter 6.000 syrische Kriegsflüchtlinge.
Vergangenen Donnerstag gab das von der Hamas kontrollierte Ministerium für Inneres und Nationale Sicherheit in einer Stellungnahme bekannt, dass drei Männer erhängt wurden, weil sie dem israelischen Geheimdienst bei der Beschaffung von Informationen zu den Aktivitäten der Behörde geholfen hätten. Die Exekutionen ereigneten sich inmitten einer aktuellen Jagd der Hamas, auf „Kollaborateure“ mit Israel, nachdem vor Kurzem einer ihrer Terror-Chefs, Mazen Faqha, ermordet wurde, wofür sie den jüdischen Staat verantwortlich macht. Nach Auskunft des Ministeriums war jedoch keiner der drei getöteten Männer am Tode Faqhas beteiligt. Allen Dreien warf man vor, in den vergangenen drei Jahrzehnten Informationen zu den Aufenthaltsorten von Männern der Hamas sowie zu militärischen Standorten weitergegeben zu haben, die zum Tode von Hamas-Kämpfern geführt hätten.
Sarah Leah Whitson, Geschäftsführerin der Abteilung Naher Osten von Human Rights Watch, sagte in einer Stellungnahme: „Die verabscheuenswürdigen Exekutionen von drei Männern in Gaza, denen man Kollaboration vorwarf, durch die Hamas-Behörden zeigen Schwäche, nicht Stärke.“ „Die Hamas-Behörden werden niemals wahre Sicherheit oder Stabilität durch Erschießungskommandos oder durch den Galgen erlangen, sondern vielmehr durch Respekt gegenüber den international geltenden Standards und Rechtsgrundsätzen“, erklärte sie. Nach palästinensischem Recht kann für Kollaborateure (mit Israel), Mörder und Drogenhändler die Todesstrafe verhängt werden.
Quellen: The Times of Israel, Agenturen