Der Prostest der „Initiative GG5.3 Weltoffenheit“ gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestags erinnert an das Desinteresse der deutschen Friedensbewegung an den irakischen Raketenangriffen auf Israel während des Golfkriegs 1991.
Vor dreißig Jahren griff der Irak Israel mit Raketen an. Während Israelis mit Gasmasken in Luftschutzbunkern saßen, forderte die deutsche Friedensbewegung „Kein Blut für Öl“. Eine Geschichte der Kaltherzigkeit, die sich in der „BDS-Mbembe-Debatte“ von heute fortsetzt. (…) [Andrei Markovits‘] Frage, wo denn die nun [1991] bundesweit zu „Antikriegs“-Protesten aufrufende Linke gewesen sei, als 1987 „Tausende von Kurden mit deutschem Giftgas ermordet wurden“, ist jedenfalls kein whataboutism.
Im Gegenteil: Sie zielt genau ins Zentrum jener Melange aus amoralisch selektiver Wahrnehmung und aufgeplusterter Empörungshaltung, die nun auch dreißig Jahre danach wieder wirkungsmächtig werden möchte. Und zwar in jener „Weltoffenheit“-Initiative, bei der zahlreiche deutsche Kulturinstitutionen sich wortreich darüber beklagen, dass nach dem BDS-Bundestagsbeschluss Antisemitismus nicht auch noch steuerlich bezuschusst werden soll.
Verblüffend ähnlich die Muster: Wie damals und heute jenes juste milieu geradezu manisch nach „jüdischen Stimmen“ forscht, die dem eigenen Ressentiment das Schmuddelige nehmen sollen. Denn so wie die gegenwärtigen Funktionäre und Petitions-Intellektuellen vermeintlicher „Weltoffenheit“, die doch nur Björn Höckes Forderung nach von einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ auf links ausbuchstabieren, lautstark auf „uns unterstützende Juden und Jüdinnen“ verweisen, geschah es bereits damals.
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