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Russisch-afrikanisches Gipfeltreffen als Zeichen gewünschter Harmonie

Vorbereitungen für den russisch-afrikanischen Gipfel in St. Petersburg
Vorbereitungen für den russisch-afrikanischen Gipfel in St. Petersburg (© Imago Images / ITAR-TASS)

Heute geht in St. Petersburg der zweite russisch-afrikanische Gipfel über die Bühne, nachdem der erste in Sotschi im Jahr 2019 stattgefunden und eine Kontroverse über den russischen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent ausgelöst hatte. 

Auf dem Gipfel wird der russische Präsident Wladimir Putin mehrere Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Ländern empfangen, um die Möglichkeit beiderseitiger Beziehungen zwischen Russland und Afrika zu demonstrieren und Moskaus globale Isolation nach dem Ukraine-Konflikt zu durchbrechen. 

Der russische Gesandte für Sondermissionen, Oleg Ozerov, sagte am Dienstag, das afrikanisch-russische Treffen werde sich auf Moskaus Exporte von Getreide und Düngemitteln nach Afrika konzentrieren, nachdem die Verlängerung des Getreideexportabkommens durch das Schwarze Meer gescheitert ist. Am Gipfel würde die Einrichtung logistischer Korridore und Zentren für Lebens- und Düngemittel sowie für andere Produkte aus der Russischen Föderation erörtert werden, so Ozerov. 

»Das Treffen wird einen Vorschlag für eine Resolution beinhalten, die es den afrikanischen Nationen ermöglichen wird, St. Petersburg mit einem umfassenden Verständnis darüber zu verlassen, wie diese Probleme angegangen werden können«, so Ozerov, der abschließend anmerkte, dass Russland den afrikanischen Staaten bereits geholfen und immer einen Kanal offengehalten habe, »diese Fragen mit unseren afrikanischen Freunden zu diskutieren«.

Das Gipfeltreffen in St. Petersburg erfolgte wenige Woche nach der Revolte der Gruppe Wagner, die Spekulationen über ihre Zukunft hat aufkommen lassen. Die Söldnertruppe ist ein Schlüsselinstrument bei Russlands Bemühungen, Einfluss in Afrika zu gewinnen. Militärisch präsent ist sie in afrikanischen Ländern wie Mali, der Zentralafrikanischen Republik und Libyen

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow behauptete, die westlichen Staaten versuchten, die Afrikaner von der Teilnahme am Gipfel abzuhalten. »Praktisch alle afrikanischen Staaten wurden von den Vereinigten Staaten unter beispiellosen Druck gesetzt, und auch die französischen Botschaften waren nicht untätig, um die Einberufung dieses Gipfels zu behindern«, erklärte er im Vorfeld.

Mit dem St. Petersburger Gipfeltreffen versucht Moskau, sein wachsendes Interesse an Afrika zu stärken, nachdem der russische Außenminister Sergej Lawrow den Kontinent im heurigen Jahr schon zweimal besucht hat. Darüber hinaus versucht Präsident Putin, das Erbe der ehemaligen Sowjetunion auf dem afrikanischen Kontinent zu nutzen, indem er in einem am Montag auf der Kreml-Website veröffentlichten Artikel schrieb, dass »wir die afrikanischen Völker in ihrem Kampf um Befreiung von imperialistischer Unterdrückung immer unterstützt haben«.

Putin bestätigte, dass Moskau einen Ausgleich für ukrainisches Getreide leisten werde, das aufgrund des Scheiterns des Getreideexportabkommens durch das Schwarze Meer nun nicht nach Afrika geliefert werden kann. »Ich möchte dem afrikanischen Volk sagen, dass unser Land ukrainisches Getreide auf kommerzieller oder kostenloser Basis ersetzen kann. Wir erwarten dieses Jahr eine Rekordernte.«

Wachsender russischer Einfluss

Laut einer vom Thinktank ESBAB veröffentlichten Analyse bemüht sich Russland darum, seine Rolle in Afrika zu stärken, um zu einem unverzichtbaren Akteur auf dem Kontinent zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Moskau bestrebt, alle Maßnahmen gegen die westliche Präsenz in Afrika zu unterstützen und Mechanismen für die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit einzurichten, die Russland zur primären Quelle für Rüstungsgüter machen würden und die innere Sicherheit in mehreren afrikanischen Ländern durch private Unternehmen gewährleisten könnten. 

Die Analyse geht davon aus, dass die Rolle Russlands auf dem Kontinent zwar wachsen wird, es aber drei Faktoren gibt, die das Tempo dieses Wachstums voraussichtlich verlangsamen und unbeständig machen werden:

  • die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Russlands Fähigkeit zu Waffenlieferungen und die Bereitstellung von Söldnern,
  • der Druck des Westens auf die afrikanischen Staaten, die Zusammenarbeit mit den Russen zu beenden,
  • die Turbulenzen und die Fragilität in einigen Ländern des Kontinents, die den Aufbau langfristiger Allianzen zu einem problembehafteten Prozess machen.

Einem Forschungspapier des Emirates Center for Policies, einem Thinktank in Abu Dhabi zufolge sind die Beziehungen zu Afrika eine der bedeutendsten Prioritäten der russischen Außenpolitik. Dem Papier nach kann die russische Präsenz auf dem Kontinent zwar nicht mit der derzeitigen chinesischen mithalten, aber Moskaus Vertrauen in die Mechanismen der militärischen und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit und die Unterstützung von Maßnahmen gegen die westliche Präsenz gewinnen zunehmend an Fahrt. 

Dir Analyse hält jedoch auch fest, dass Moskau mit erheblichen Hindernissen konfrontiert ist, wie zum Beispiel seiner mangelnden Fähigkeit, dem afrikanischen Kontinent die für seine Pläne notwendigen finanziellen Mittel zuzuführen und seine Zusagen zur Unterstützung der afrikanischen Nationen im wirtschaftlichen Bereich umzusetzen. Die Zukunft und das Wachstum der Präsenz Moskaus in Afrika »hängt von der Vertiefung der wirtschaftlichen Partnerschaften mit dem Kontinent ab, unter anderem in den Bereichen Energie, Getreide- und Medikamentenlieferungen, Digitalisierung und Technologie sowie bei der Umsetzung von Entwicklungs- und Kulturprojekten«.

Ziel des afrikanisch-russischen Gipfels ist es damit, den Einfluss Russlands auf dem Kontinent zu stärken und die globale Isolation Moskaus zu überwinden. Ob diese Ziele erreicht werden können, hängt davon ab, in welchem Umfang Russland angesichts der westlichen Sanktionen in der Lage ist, den afrikanischen Kontinent finanziell und sicherheitspolitisch zu unterstützen.

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