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Palästinensischer Politologe: Menschen im Gazastreifen unzufrieden mit der Hamas 

Der palästinensische Politologe Zaid al-Ayoubi kritisiert Vorgehen der Hamas
Der palästinensische Politologe Zaid al-Ayoubi kritisiert Vorgehen der Hamas (Quelle: MEMRI TV)

Der politische Analyst Zaid al-Ayoubi meinte, immer mehr Menschen im Gazastreifen seien der Ansicht, sie würden nicht nur von Israel, sondern auch von der Hamas getötet.

Der palästinensische Politologe Zaid al-Ayoubi kritisierte in einem Ende Januar auf dem emiratischen Sender Sky News Arabia ausgestrahlten Interview die Hamas und sagte, in Gaza seien alle unzufrieden mit der Terrororganisation. »Seit Beginn des Krieges beschweren sich viele Menschen in Gaza und sagen, dass [Yahya]Sinwar, [Ismail] Haniyeh und die Hamas-Führer dafür verantwortlich sind, dass der Krieg auf diese Weise geführt wird«, meinte der Politologie.

Die Häuser der Menschen seien zerstört und Tausende Menschen vertrieben worden. Einige hätten dabei ihre gesamte Familie verloren und von Hunderten Familien sei keine Spur mehr übrig, schilderte al-Ayoubi die Lage und die Stimmung: »Heute sagen die Menschen in Gaza: Es stimmt, Israel tötet uns, aber die Hamas tötet uns auch.«

Darüber hinaus habe die Hamas auch die Kontrolle über die in den Gazastreifen gelangende humanitäre Hilfe an sich gerissen und die Hilfsgüter nach ihren eigenen Vorstellungen verteilt. »Die Hamas übernimmt die humanitäre Hilfe, die für die Vertriebenen in Rafah, Khan Yunis und im Gazastreifen insgesamt bestimmt ist. Die Behandlung der Menschen durch die Hamas ist tyrannisch« und die Organisation verteile die Hilfe nach eigener Lust und Laune und nach ihren eigenen Kriterien. 

Ende Dezember hatte der Hamas-Funktionär Moussa Abou Marzouk klar gemacht, was diese Kriterien sind, als er erklärte, »die Hilfsgüter, die nach Gaza gelangen, müssen an die Widerstandskämpfer verteilt werden« und nur das, was übrigbleibt, könne an die Bevölkerung des Küstenstreifens ausgegeben werden. Alles müsse dem »Wohl des Widerstands« zu Verfügung gestellt werden. 

»Die Bevölkerung darf die Lebensmittel des Widerstands nicht stehlen« und jeder Versuch, sich nicht an diese Vorgaben zu halten, »wird mit aller Macht bekämpft werden«, schrieb Marzouk damals, kurz nachdem Hamas-Sicherheitsleute einen jugendlichen Palästinenser erschossen hatten, um ihn daran zu hindern, Hilfsgüter entgegenzunehmen, die sie für sich selbst beanspruchten.

Wut explodiert

Infolge dieser misslichen Lage explodiere die Wut der Bevölkerung, sagte al-Ayoubi gegenüber Skky News Arabia. Und diejenigen, die erklärten, »nicht nur die Besatzung tötet uns, sondern auch die Hamas, haben Recht. Dieses Gefühl wird von allen Menschen in Gaza geteilt. Der gesamte Gazastreifen spricht auf diese Weise«, meinte der Politologe gar. In der Tat waren in jüngster Zeit immer wieder Berichte und Bilder über Proteste und Demonstrationen von Gaza-Bewohnern gegen die Hamas öffentlich geworden.

An den Hamas-Führer Ismail Haniyeh gerichtet, wandte al-Ayoubi ein, dieser habe kürzlich einen »Stopp der Aggression, mit anderen Worten: einen Waffenstillstand« und den Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen gefordert. Derselbe Haniyeh, der den Angriff vom 7. Oktober als »Befreiungskrieg« bezeichnet habe, sage also jetzt, »nach all der Zerstörung, den Massakern, den Opfern und den Märtyrern«, dass er ein Ende der Kämpfe wolle. Da könne al-Ayoubi nur fragen: »Wo ist die Befreiung, die Sie uns versprochen haben? Wo ist die Flut von Jerusalem‹? Wo ist sie?«

»Als Palästinenser und nicht als Gegner der Hamas«, schloss der Politologie seine Ausführungen, wolle er den Hamas-Führer auffordern, ihm »die politischen Ergebnisse der ›Al-Aqsa-Flut‹« zu zeigen, und ihn fragen: »Wie hat Palästina davon profitiert?«

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