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Palästinensische Propaganda, ungefiltert

Sehr geehrte Frau Wagner,

in Ihrem heutigen Bericht im Ö1-Morgenjournal warf der ‚Außenminister‘ der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) dem israelischen Premierminister Netanjahu vor, für die aktuelle Eskalation der Gewalt verantwortlich zu sein, weil „er Juden erlaubt hat, auf dem Tempelberg vor der al-Aqsa-Moschee zu beten“. Es verwundert nicht, dass Riyad al-Maliki als palästinensischer Politiker Israel die Schuld an einem Konflikt zuweisen will. Aber es verstört doch, wenn eine Nachrichtensendung ungeprüft und unwidersprochen palästinensische Propaganda wiedergibt.

Denn bei der Behauptung, Israels Premier habe es Juden erlaubt, auf dem Tempelberg zu beten, handelt es sich um eine schlichte Lüge. Tatsächlich hat Netanjahu bereits mehrfach öffentlich erklärt, dass der seit Jahrzehnten bestehende Status Quo am Tempelberg nicht geändert werde: Nicht-Muslime können den Tempelberg besuchen, dürfen dort aber nicht beten. Um die Spannungen zu verringern, hat Netanjahu darüber hinaus per Verordnung nicht-muslimischen israelischen Ministern den – ihnen prinzipiell erlaubten – Besuch des Tempelberg untersagt.

Wenn al-Maliki auf der Suche nach jemandem ist, der „einen politischen Konflikt mit einer möglichen politischen Lösung in einen endlosen Religionskrieg zu verwandeln [versucht], aus dem es keinen Ausweg gibt“, dann sollte er sich anhören, was sein eigener Chef zu der Sache zu sagen hat. Niemand geringerer als Mahmud Abbas war es nämlich, der in einer TV-Rede unter Bezug auf den Tempelberg ausführte: „Die Al-Aksa-Moschee gehört uns, die Grabeskirche gehört uns. Sie haben kein Recht, sie mit ihren dreckigen Füßen zu beschmutzen. Wir werden ihnen das nicht erlauben, und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Jerusalem zu beschützen.“ Was er darunter verstanden wissen wollte, machte Abbas klar, indem er unumwunden zur Gewalt aufrief und das Märtyrertum pries: „Wir segnen jeden Tropfen Blut, der für Jerusalem vergossen wurde. Es ist sauberes und reines Blut, Blut, das für Allah vergossen wurde, so Allah es will. Jeder Märtyrer wird das Paradies erreichen, und jeder Verwundete wird von Allah belohnt werden.“

Selbstverständlich ist es Teil der Berichterstattung, jemanden wie Herrn al-Maliki seine Sicht der Dinge darlegen zu lassen. Im Sinne der umfassenden Information der Ö1-Hörer wäre es aber nötig gewesen, sich nicht zum Sprachrohr palästinensischer Propaganda zu machen, sondern diese entweder an der Realität zu prüfen oder aber auch die andere Seite zu den haarsträubenden Vorwürfen Stellung nehmen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Alexander Gruber
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

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