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Was ein Tanzvideo von Jugendlichen über Gaza erzählt

Jugendliche in Gaza tanzen ausgelassen auf einer Hochzeit
Jugendliche in Gaza tanzen ausgelassen auf einer Hochzeit (Quelle: Mohammed Altlooli)

Ein Video, das anlässlich einer Hochzeit fröhlich tanzende Jugendliche zeigt, will demonstrieren, dass im Gazastreifen die Sehnsucht nach einem unbelasteten Leben groß ist – sehr zum Unwillen der Hamas.

Mohammed Altlooli

Auf diversen Plattformen wurde in den vergangenen Tagen über einen in den sozialen Medien verbreiteten Videoclip diskutiert, in dem einige junge Männer während der Hochzeit ihres Freundes öffentlich auf einer Straße in Gaza tanzen. Große Verbreitung fand das Video dabei sowohl unter Gegnern, die es als Verstoß gegen die moralischen Werte bezeichnen, und Befürwortern, die meinen, die Bevölkerung von Gaza habe das Recht, ihrer Freude so Ausdruck zu verleihen, wie sie es für richtig erachte.

Die Verteidiger des Videos und der darin Tanzenden fragen, ob es nicht ihr Recht als Palästinenser sei, zu feiern und Freude zu zeigen, um ein anderes Bild von Gaza zu schaffen als bloß das von Krieg, Zerstörung und Blut, das normalerweise vorherrscht? Es brauche viel Freude, so die Fürsprecher, um mit den Auswirkungen der Hamas-Herrschaft auf die Bevölkerung des Gazastreifens fertig zu werden.

Die Kinder und Jugendlichen nutzten die Hochzeitsfeier, um öffentlich zu tanzen und zu singen – und so zu versuchen, der Krisenrealität, die sie tagtäglich belastet, zu entfliehen. Ich habe einen der Teilnehmer an dieser Party kontaktiert, sein Name ist Osama, der mir auf Nachfrage erzählte, er habe von der Hochzeit seines Freundes über eine Kommunikationsplattform erfahren. »Und als wir auf der Hochzeit unseres Freundes waren, haben wir auf der Party getanzt und alle haben mitgetanzt.«

Wir lieben das Leben, die Hamas liebt den Tod

Der Gazastreifen, der von der Hamas und den Medien so gerne als kriegslüstern und -begeistert dargestellt und vermarktet wird, ist in Wirklichkeit das Gegenteil. Hier leben zwei Millionen Palästinenser, die keinen sicheren Raum für ihre Ängste und Sorgen, ihre Bedürfnisse und Talente finden, weil die herrschenden Parteien versuchen, diese Generationen mit Hass, Krieg und Waffengewalt zu indoktrinieren und zu mobilisieren.

Galerien und Künstlerhäuser, Kinos und Cafés, Tanz und gute Lieder, die als Teil der Identität eines jeden Volkes in der Welt gelten, vermisst man in Gaza hingegen, obwohl die Menschen dort das Leben lieben und in der Lage wären, es zu genießen und zusammen mit ihren Nachbarn zu zelebrieren. Aber die ungerechten Machthaber versuchen, den Menschen in Gaza alles zu rauben, und sei es das Leben selbst.

Es war gut, die Jugend von Gaza tanzen zu sehen, und ohne jede Frage besser, als sie bei den sogenannten »Marsch-der-Rückkehr«-Demonstrationen an der Grenze zu sehen, wo sie an Armen und Beinen verletzt wurden, weil sie von der Hamas in die Konfrontation mit Israel getrieben wurden.

Viele in Gaza sind der Meinung, dass die Hamas in den vergangenen Jahren ihrer Herrschaft darauf hingearbeitet hat, der Jugend die Energie zu entziehen und sie in den Tod, den Selbstmord oder die Emigration zu treiben. Das ist es, was die Menschen von der Hamas nicht erwartet haben, als diese 2006 die Wahlen gewann und 2007 die Macht in Gaza übernahm, aber die Terrororganisation hat es ihnen angetan.

Das vieldiskutierte Tanzvideo ist also eines, das zum Ausdruck bringt, wie sehr die Menschen in Gaza Kunst und einen sicheren Raum brauchen, um das Leben und ihre Liebe zu diesem Leben mit allen Mitteln auszudrücken, die ihnen zur Verfügung stehen sollten. Eine Hochzeit bot die Gelegenheit für die an ihr Teilnehmenden, ihr dringendes Begehren nach Freiheit in allen Bereichen auszudrücken, in denen junge Menschen ihren Bedürfnissen und ihrer Kreativität nachgehen.

All das begräbt die Hamas unter dem Deckmantel der Religion, während sie zugleich öffentlichen Freiheiten nur dann Raum gibt, wenn es ihr Geld einbringt, so wie sie alles Mögliche erlaubt, solange sie dafür nur Steuern einheben kann.

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