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Iran: US-Militär will Handelsschiffe in Straße von Hormus schützen

Schnellboote der iranischen Revolutionsgarden bei der Beschlagnahmung eines Öltankers in der Straße von Hormus
Schnellboote der iranischen Revolutionsgarden bei der Beschlagnahmung eines Öltankers in der Straße von Hormus (© Imago Images / UPI Photo)

Der Einsatz von Armeeangehörigen auf Frachtschiffen wäre eine noch nie dagewesene Maßnahme, um Schiffe vor iranischen Übergriffen zu schützen.

Das amerikanische Militär erwägt, bewaffnetes Personal auf Handelsschiffen zu stationieren, die durch die Straße von Hormus fahren, um den Iran daran zu hindern, zivile Schiffe aufzubringen und zu beschlagnahmen, erklärten amerikanische Beamte am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur The Associated Press. 

Seit 2019 hat der Iran eine Reihe von Schiffen in der Meerenge, der schmalen Mündung des Persischen Golfs, aufgebracht und beschlagnahmt, um den Westen bezüglich der Verhandlungen über einen US-Wiedereinstieg in das Atomabkommen unter Druck zu setzen. Die Entsendung von amerikanischen Truppen auf Handelsschiffe könnte den Iran davon abhalten, Schiffe zu beschlagnahmen – oder die Spannungen zusätzlich verschärfen, wie die Washington Post festhält

Der erwogene Schritt würde auch eine bedeutende Verstärkung des Engagement der US-Streitkräfte im Nahen Osten bedeuten, während das Pentagon eigentlich versucht, sich auf Russland und China zu konzentrieren. Die USA haben solch einen Schritt nicht einmal während des sogenannten Tankerkriegs unternommen, der 1988 in einer eintägigen Seeschlacht zwischen den USA und dem Iran gipfelte, die der größte Kampfeinsatz der US-Marine seit dem Zweiten Weltkrieg war.

Zwar wurden von offizieller Seite nur wenige Einzelheiten des Plans bekannt gegeben, doch sind bereits Tausende Marinesoldaten und Matrosen auf dem Angriffsschiff USS Bataan und dem Landungsschiff USS Carter Hall auf den Weg in den Persischen Golf geschickt worden. Diese Marineinfanteristen und Matrosen könnten das Rückgrat jeder bewaffneten Schutzmission in der Meerenge bilden, durch die zwanzig Prozent des weltweiten Rohöls fließen.

Während die staatliche iranische Nachrichtenagentur IRNA den US-Plan unter Berufung auf den AP-Bericht meldete, bestätigten fünf anonym bleibende amerikanische Beamte die allgemeinen Details. Allerdings betonten sie, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden sei und die Gespräche zwischen US-Militärs und Amerikas arabischen Verbündeten in der Region andauerten. 

Bevorstehende Eskalation?

Im Pentagon wollte Brigadegeneral Pat Ryder zu dieser Angelegenheit keine Erklärung abgeben, wies jedoch darauf hin, dass zusätzliche Schiffe, Flugzeuge und Marineinfanteristen in die Golfregion entsandt worden seien, um schneller auf iranische Provokationen reagieren zu können. Die Bemühungen der USA und ihrer Partner sollen sicherstellen, »dass die Straße von Hormus offenbleibt, die Schifffahrt frei funktioniert und wir jede Art von bösartiger Aktivität verhindern können«.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, unterstrich gegenüber Reportern die Bedeutung der Straße von Hormus und die Besorgnis der USA über iranische Belästigungen von Schiffen dort. »Die Straße von Hormus ist ein lebenswichtiger Seeweg, der einen enormen Einfluss auf den Seehandel auf der ganzen Welt hat. Sie ist ein kritischer Engpass in der maritimen Welt. Und wir haben gesehen, dass der Iran gedroht hat, diesen Engpass zu beeinträchtigen.«

Am Donnerstag traf Vizeadmiral Brad Cooper, Chef der 5. Flotte der Marine im Nahen Osten, mit dem Vorsitzenden des Golfkooperationsrats (GCC) zusammen. Zu diesem Sechs-Nationen-Block gehören Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. In einer GCC-Erklärung zum Treffen wurde der Vorschlag zwar nicht erwähnt, aber es hieß, Cooper und Beamte hätten über die »Stärkung der Zusammenarbeit zwischen dem GCC und den USA und die Zusammenarbeit mit internationalen und regionalen Partnern« diskutiert.

Die Bataan und die Carter Hall verließen Norfolk, Virginia, am 10. Juli zu einer Mission, die das Pentagon als Reaktion auf die jüngsten iranischen Versuche, den freien Handelsverkehr in der Straße von Hormus und den umliegenden Gewässern zu gefährden, bezeichnete. Ihr Einsatz hat bereits die Aufmerksamkeit des Irans erregt, dessen Chefdiplomat den Nachbarstaaten erklärte, die Region brauche keine »Ausländer«, die für Sicherheit sorgen. Letzten Mittwoch hielt die iranische Revolutionsgarde eine überraschende Militärübung auf umstrittenen Inseln im Persischen Golf ab, an der ihre in Schwärmen agierenden kleinen Schnellboote sowie Fallschirmjäger und Raketeneinheiten teilnahmen.

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