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Klassische Nahost-Floskel (Teil 3): »Krieg gegen Terror erzeugt nur neuen Terror«

Klassische Floskel: Israels Krieg gegen Hamas-Terroristen erzeugt nur neue Hamas-Terroristen
Klassische Floskel: Israels Krieg gegen Hamas-Terroristen erzeugt nur neue Hamas-Terroristen (Quelle: JNS)

Stimmt diese Behauptung, oder ist sie eine jener Floskeln, die ihre scheinbare Evidenz nur dadurch gewinnen, dass sie geglaubt werden, weil sie geglaubt werden wollen?

Immer wieder hört und liest man, auch von als namhaft geltenden Journalisten, die Hamas sei weniger eine Organisation als vielmehr eine Idee und also solche lasse sie sich militärisch nicht besiegen. Vielmehr erzeuge Krieg gegen Terroristen nur immer neue Terroristen und Gewalt immer nur Gegengewalt – die Phrase von der »Gewaltspirale« lässt grüßen. Die Terrorgruppe könne man nicht erfolgreich bekämpfen, sondern man müsse ihr mit einer politischen Lösung das Wasser abgraben.

Abgesehen von der naheliegenden Frage, wie eine politische Lösung denn aussehen soll, die islamistischen Antisemiten den Wind aus den Segeln nimmt, lohnt es auch, bei der Behauptung der angeblichen militärischen Unbesiegbarkeit von Terrorgruppen näher hinzusehen. Stimmt das, was da angeblich so auf der Hand liegen soll, oder handelt es sich nicht eher um eine der klassischen (Nahost-)Floskeln, die ihre scheinbare Evidenz nur dadurch gewinnen, dass sie geglaubt werden, weil sie geglaubt werden wollen – und dies ganz unabhängig von ihrem tatsächlichen Wahrheitsgehalt?

Wie nicht zuletzt jüngste Meinungsumfragen zeigen, sind es gerade nicht die Niederlagen, sondern die Erfolge, die Terrorgruppen stark machen und ihnen Gefolgschaft bescheren. So sei, wie das Meinungsforschungsinstituts Palestinian Center for Policy and Survey Research unlängst feststellte, die Zustimmung zur Hamas seit dem 7. Oktober 2023 vor allem deswegen gestiegen, weil viele Palästinenser das Hamas-Massaker in Israel insofern für erfolgreich halten, als es »das palästinensisch-israelische Problem in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt hat, nachdem es jahrelang auf regionaler und internationaler Ebene vernachlässigt wurde«.

Terror, so die einfache Schlussfolgerung, erhält Unterstützung, wenn er als erfolgreich wahrgenommen wird.

Terror muss sich als Sackgasse erweisen

Um dem entgegenzuwirken, gilt es klarzumachen, dass Terrorismus sich nicht auszahlt – indem man die Terroristen bekämpft und besiegt. In diesem Sinne meinte etwa der Gründer und Präsident der Foundation for Defense of Democracies (FDD), Clifford D. May, man müsse den ebenfalls im Gazastreifen zu bemerkenden Unmut über die Hamas und ihren Führer Yahya Sinwar, durch äußeren Druck bestärken, der klarmacht, dass Terror sich nicht lohnt, weil er nichts erreicht.

»Angesichts des Bildungssystems in den von der Hamas geführten Schulen in Gaza« sei es unwahrscheinlich, »dass viele Menschen in diesem Gebiet eine friedliche Koexistenz mit Israel befürworten«, sagte May Ende Februar, aber dies könne sich nur ändern, wenn die Hamas besiegt wird. Gewinne die Terrorgruppe den von ihr begonnenen Krieg hingegen – und allein schon ihr bloßes Überleben wäre ein solcher Gewinn –, »werden die Palästinenser wahrscheinlich die Lehre ziehen, dass sich Terrorismus auszahlt, dass ihre Opfer notwendig waren, weil nur so Fortschritte auf dem Weg zur Vernichtung Israels erzielt werden können«.

May wies darauf hin, dass die Palästinenser angesichts der anhaltenden Dezimierung der Hamas durch Israel zu einer ganz anderen Schlussfolgerung kommen könnten als jene, die von den eingangs erwähnten Stimmen im Westen gezogen wird, die behaupten, die Menschen in Gaza würden sich dadurch nur enger um die Terrorgruppe scharen. 

»Wenn die Hamas nicht siegt, könnten die Palästinenser zu dem Schluss kommen, dass der Terrorismus eine Sackgasse ist, im übertragenen und im wörtlichen Sinne. Sie werden sich fragen: Zu welchem guten Zweck hat die Hamas diese Zerstörung über Gaza gebracht? Warum hat sie Tunnel gebaut, um sich zu schützen und uns – unschuldige Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder – als menschliche Schutzschilde zu benutzen?« Statt sich also in die Reihen der Terroristen einzureihen, so May abschließend, könnten die Palästinenser »anfangen, über Alternativen nachzudenken«.

Sein FDD-Kollege Richard Goldberg stimmte May zu, indem er darauf hinwies, dass letztlich die Forderung, nicht militärisch gegen die Militanz des Terrors vorzugehen, selbst den Terror stärke, weil sie auf seine Belohnung hinauslaufe und den Gedanken erzeuge, dass er sich allem Unbill zum Trotz schließlich doch lohne. Die Vorstellung, dass Israel durch die Bekämpfung der Hamas noch mehr Terroristen schaffe und das aus ihr folgende Drängen auf Entgegenkommen seitens Jerusalems »läuft auf eine BDS-Kampagne hinaus, um Israel zu Zugeständnissen zu zwingen, die seine Sicherheit gefährden«, kritisierte Goldberg den Gedanken einer »Gewaltspirale«, die zu durchbrechen bezeichnenderweise immer ausschließlich vom jüdischen Staat gefordert wird.

Teil 1 zur klassischen Nahost-Floskel: »Israel muss zu schmerzhaften Kompromissen bereit sein« finden Sie hier.

Teil 2 zur klassischen Nahost-Floskel: »Die Gewaltspirale dreht sich weiter« finden Sie hier.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 03. April. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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