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Militärischer Arm der libanesischen Muslimbruderschaft wieder aktiv

Die Muslimbruderschaft beteiligt sich am Terror an der Grenze des Libanon zu Israel
Die Muslimbruderschaft beteiligt sich am Terror an der Grenze des Libanon zu Israel (Imago Images / Xinhua)

Das Revival der Al-Fajr-Kräfte, dem bewaffneten Flügel des libanesischen Muslimbruderschaft-Ablegers, steht im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza und und löst Unbehagen im Nahen Osten aus.

Der Name der Al-Fajr-Kräfte kursierte bereits in den vergangenen Wochen in den libanesischen Medien, in denen von einer »Wiederbelebung des militärischen Flügels der Islamischen Gruppe« die Rede war. Seit dem 18. Oktober haben die Al-Fajr-Kräfte Angriffe auf Stellungen der israelischen Armee entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon durchgeführt. 

Diese Entwicklung hat sowohl die Libanesen als auch Beobachter im Ausland überrascht, die nicht nur nicht damit gerechnet hatten, dass sich die Islamische Gruppe, die der libanesische Zweig der Muslimbruderschaft ist, an den Angriffen an der libanesischen Grenze beteiligen würde, sondern auch verblüfft waren, dass deren bewaffneter Arm wieder offen auftritt. Die Al-Fajr-Kräfte traten zwar früher schon in Erscheinung, erstmals während des Kriegs mit Israel im Jahr 1982, waren nach diesem jedoch nicht mehr auf der libanesischen Bühne präsent. 

Die gefährlichste Entwicklung an der Rückkehr von Al-Fajr in den letzten Wochen ist die enge Zusammenarbeit zwischen ihr und der Hisbollah, die vom Leiter des Politbüros der Islamischen Gruppe im Libanon, Ali Abu Yassin, bestätigt wurde. Diese Koordinierung bedeutet, dass die Hisbollah die Aktivitäten der Al-Fajr-Kräfte im Südlibanon zuließ und erleichterte.

Beiderseitige Interessen, gemeinsame Ziele

Laut der Website des katarischen Senders Al Jazeera verdankt sich die Koordination zwischen der schiitischen Hisbollah und den aus der sunnitischen Islamischen Gruppe hervorgegangenen Al-Fajr-Kräften gemeinsamen politische Zielen und unmittelbaren Interessen der Hisbollah. Diese ist sich der »Sensibilität ihrer Position im Land sehr wohl bewusst, da der libanesische Schauplatz jeden Moment unter den zahlreichen sektiererischen Problemen explodieren kann«.

Daher versuche die Hisbollah, sich mit mehreren libanesischen Parteien, insbesondere den sunnitischen, zu koordinieren, um ihre Isolation zu beenden und in den Krisen, die den Libanon erschüttern, nicht alleine dazustehen.

Was wiederum die Ziele der Islamischen Gruppe zur Wiederbelebung ihrer Al-Fajr-Kräfte betrifft, so versucht die Organisation, das Vakuum unter den libanesischen Sunniten zu füllen, das seit dem Niedergang der Zukunftsbewegung nach dem Rückzug des ehemaligen Ministerpräsidenten Saad Hariri aus der Politik herrscht.

In diesem Zusammenhang bestätigte der Generalsekretär der Islamischen Gruppe, Muhammad Taqoush, dass die Beziehungen der Gruppe zu den meisten libanesischen politischen Parteien gut seien, man sich aber geweigert habe, sich explizit auf eine Seite zu stellen.

Die Zeitung Al-Majalla zitierte libanesische Quellen, nach denen die Al-Fajr-Kräfte nach dem Jahr 2016 internen Spaltungsprozessen unterworfen waren, wobei es einem extremistischen Flügel gelungen sei, die Kontrolle über die Kräfte zu übernehmen. Danach begann ein Versuch, auch die Mutterorganisation Islamische Gruppe zu übernehmen, der mit der Wahl von Muhammad Taqoush, der enge Verbindungen zur Hamas pflegt, zu deren Führer erfolgreich endete.

In einem von Muhannad Al-Haj Ali, dem stellvertretenden Direktor des Malcolm Kerr-Carnegie Middle East Center, am 15. September 2022 veröffentlichten Bericht heißt es, diese Wahl habe eine deutliche Verschiebung in der Islamischen Gruppe zugunsten des mit der Hamas und der Hisbollah verbundenen Flügels gezeigt. Während die Organisation nur einen Vertreter im libanesischen Parlament hat, gilt sie dennoch als eine der ältesten sunnitischen politischen Gruppierungen und ist in allen sunnitischen Gebieten des Libanon vertreten.

Darüber hinaus zitierte die Zeitung Al-Majalla weitere Quellen dahingehend, dass die Aktivitäten der Al-Fajr-Kräfte in den letzten Wochen Besorgnis unter den regionalen Mächten im Nahen Osten ausgelöst hätten. Den Quellen zufolge haben die Aktionen der Al-Fajr-Kräfte auch eine negative Reaktion in sunnitischen Kreisen im Libanon und außerhalb des Landes ausgelöst, insbesondere wegen deren enger Beziehungen zur Hisbollah. 

In diesem Zusammenhang erklärte der Autor Sameh Ismail, dass »Ägypten und seine traditionellen Verbündeten am Golf das Auftauchen eines neuen bewaffneten Flügels der Muslimbruderschaft in der Region mit großer Sorge betrachten«. Die Aktivitäten der Fajr-Kräfte würden regionalen politischen Druck auf den Libanon nach sich ziehen, um diese Milizen aufzulösen, ist Sameh Ismail überzeugt.

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