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Marokko: Historischer Besuch aus Israel

Das Parlament in Rabat, der Hauptstadt von Marokko. (© imago images/Pond5)
Das Parlament in Rabat, der Hauptstadt von Marokko. (© imago images/Pond5)

Israel überlegt, dem amerikanischen Beispiel zu folgen und die Souveränität Marokkos über das umstrittene Gebiet Westsahara anzuerkennen.

Etgar Lefkovits

Der Präsident der Knesset, Amir Ohana, hat sich am Donnerstag für die marokkanische Souveränität über die Westsahara ausgesprochen. Ohana ist der erste israelische Parlamentspräsident, der dem Parlament eines muslimischen Landes einen offiziellen Besuch abstattete. Dort überreichte er seinem marokkanischen Amtskollegen den kleinsten Koran der Welt, der mit israelischer Nanotechnologie gedruckt wurde.

»Israel sollte sich auf das Ziel der Anerkennung der marokkanischen Sahara zubewegen, so wie es unser engster Verbündeter, die Vereinigten Staaten, getan haben. … Ich habe dieses Ziel unterstützt und vorangetrieben«, sagte Ohana auf einer Pressekonferenz in Rabat. »Ernsthafte Gespräche« zwischen den Ländern zu diesem Thema seien im Gang, wobei Premierminister Benjamin Netanjahu »seine Entscheidungen in naher Zukunft bekannt geben [wird]«, fügte er hinzu.

Die bahnbrechende Reise erfolgte Wochen vor dem in Marokko geplanten Treffen der Außenminister Israels und jener vier arabischen Länder, die im Rahmen des von den USA vermittelten Abraham-Abkommens 2020 Frieden mit dem jüdischen Staat geschlossen hatten. Ohana, Sohn marokkanisch-jüdischer Einwanderer in Israel, ist Mitglied von Netanjahus Likud-Partei.

Der Chip mit der Nano-Version des Korans in einem Glaskasten wurde Rachid Talbi el-Alami, dem Präsidenten des marokkanischen Repräsentantenhauses, überreicht, der seinen israelischen Amtskollegen zu dem Besuch eingeladen hatte. Mit 320.000 Buchstaben ist diese Ausgabe des Koran 4,7 Millimeter hoch und 500 Mikrometer breit, schrieb Ohana auf seiner Facebook-Seite.

»Der Durchbruch in den israelisch-marokkanischen Beziehungen auf parlamentarischer Ebene ist eine wunderbare Gelegenheit, eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Alt und Neu herzustellen und die israelische Innovation und Technologie zu würdigen«, so Ohana.

Im Windschatten der Abraham-Abkommen

Ohana begann seine Reise am Mittwochabend mit einem Besuch der Synagoge in der marokkanischen Hauptstadt, in der sein Vater zu beten pflegte, bevor seine Eltern in den 1950er Jahren nach Israel auswanderten. Der Knessetpräsident und sein Gastgeber unterzeichneten eine Vereinbarung über die Entwicklung der interparlamentarischen Zusammenarbeit zur Stärkung der Beziehungen zwischen dem Staat Israel und dem Königreich Marokko. Ohana traf auch mit hochrangigen Mitgliedern der marokkanischen Regierung und mit führenden Vertretern der jüdischen Gemeinde zusammen.

»Der Traum vom Frieden mit den islamischen Ländern liegt uns seit jeher am Herzen, und es ist nur angemessen, dass von den vielen Ländern das Königreich Marokko das erste ist, das einen der höchsten Regierungsvertreter und das Oberhaupt der Legislative des Staates Israel, der zufällig auch der erste Knessetpräsident marokkanischer Herkunft ist, zu einem offiziellen Besuch in sein Haus einlädt«, sagte Ohana. »Vor unseren Augen wird Geschichte geschrieben, und dies ist ein Vorbote für die Stärkung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, für eine größere Nähe zwischen den Nationen und für die Ausweitung der Zone des Friedens.«

Ebenfalls am Mittwoch traf der nationale Sicherheitsberater Israels, Tzachi Hanegbi, mit dem marokkanischen Außenminister Nasser Bourita in Rabat zusammen. Israel erwägt, dem amerikanischen Beispiel zu folgen und eine ähnliche Anerkennung der Souveränität Marokkos über die Westsahara auszusprechen. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump erkannte im Jahr 2020 Marokkos Herrschaft über die Westsahara als Gegenleistung für die teilweise Verbesserung der Beziehungen des Königreichs zu Israel an.

Außenminister Eli Cohen erklärte diese Woche, er und seine Amtskollegen aus den Ländern der Abraham-Abkommen würden »in den nächsten Wochen« in Marokko zu einem Treffen des sogenannten Negev-Forums zusammenkommen, benannt nach der israelischen Wüste, in der sich die Staats- und Regierungschefs im vergangenen Jahr erstmals trafen.

Seit ihrem Normalisierungsabkommen entwickelten sich die Beziehungen Marokkos zu Israel immer weiter. Rabat erwirbt von Israel fortschrittliche Drohnen und andere militärische Ausrüstung sowie Produkte für die Cybersicherheit. Rund 700.000 Israelis sind marokkanischer Abstammung, von denen viele noch enge Beziehungen zur alten Heimat unterhalten. Letzte Woche verbrachte Verkehrsministerin Miri Regev, deren Vater aus Marokko stammt, eine Woche im Königreich, um drei bilaterale Verkehrsabkommen zu unterzeichnen.

(Der Bericht ist auf Englisch beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Florian Markl.)

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