Die Annahme, dass der Islamische Staat der seinen Aufstieg als Symptom des von Assad begonnen Kriegs begründete – mit einer begrenzten Antiterrorstrategie, die den breiteren Konflikt außer acht ließ, besiegt werden könnte, war von Anfang an eine Fantasterei. Die kürzlich erfolgte Vermengung des Koalitionskriegs gegen den Islamischen Staat mit dem Bürgerkrieg signalisiert lediglich den Einbruch der Realität. Es handelte sich schon immer um ein- und denselben Krieg. Während die von den USA angeführte Koalition das Kalifat zerstörte, verteilte sie Gebiete an verschiedene Bewerber in Syrien und veränderte dadurch das politische und militärische Gleichgewicht in dem gesamten Krieg – und zwar in erster Linie zu Lasten der Aufständischen, denen der Islamische Staat den größten Teil seines Territoriums abgenommen hatte. Dennoch scheint für viele im Westen eine Sache immer noch ausgemacht zu sein – die in der Realität jedoch nicht aufgeht: ‚Assad ist ein Bösewicht aber der Islamische Staat ist ein Ungeheuer! Sie ertränken Menschen in Käfigen und versklaven Jesiden. Diese mittelalterliche Barbarei muss doch wohl für jeden die oberste Priorität darstellen.‘ Mustafa Khalifas Roman von 2008 – The Shell – zerstört die moralische Illusion einer Wahl zwischen einer jihadistischen Organisation, die in ihrer Brutalität schwelgt, und einem Regime, das stillschweigend ein System von unbeschreiblicher Grausamkeit implementiert, von dessen Ausmaß der Islamische Staat nur träumen kann.“ (Kyle Orton: „Book Review | The Shell“)
