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Kurznachrichtendienste als Lügen- und Verschwörungsplattformen

Im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter werden das von der Hamas verübte Massaker an und die Geiselnahme von Israelis bejubelt, verharmlost und geleugnet sowie Israels Reaktion auf den Terror verteufelt.

Als General Eisenhower, der Oberkommandant der Alliierten in Europa im Zweiten Weltkrieg, am 12. April 1945 die Schrecken des NS-Zwangsarbeitslager Ohrdruf, eines Außenlagers des KZ Buchenwald, sah, wusste er, dass er sie sofort dokumentieren musste, weil es später Versuche geben würde, sie zu leugnen. Er ließ aus den USA und Großbritannien Zeitungsredakteure und Abgeordnete nach Deutschland schicken, denn:

»Ich war der Meinung, dass die Beweise sofort der amerikanischen und britischen Öffentlichkeit vorgelegt werden sollten, und zwar auf eine Weise, die keinen Raum für zynische Zweifel lässt.«

Das Leugnen der von der Hamas am 7. Oktober verübten Massaker hat längst begonnen. Diejenigen, die dies tun, sind oft dieselben, die sie Tage zuvor noch bejubelt haben.

Man muss nur auf der Plattform X, ehemals Twitter, auf Englisch nach Schlagworten wie »Gaza«, »Israel« oder »Hamas« suchen und wird sehen, dass dort Millionen Nutzer, deren Profile sie in der Regel entweder als antiisraelisch eingestellte Muslime oder als Rechts- oder Linksextremisten aus dem Westen ausweisen, die Hamas zu einer ehrenhaften Organisation erklären, die niemals Kinder töten würde.

Kein Kind ist tot, angeblich. Alle Beweise seien von Israel gefälscht. Ein beliebtes Angriffsziel dieser Propaganda ist ein Tweet mit einem Foto, das den blutverschmierten Fußboden eines Kinderzimmers nach dem Gemetzel der Hamas zeigt. Auf dem Boden liegt ein aufgeschlagenes Malbuch, in dem offenbar ein Mädchen der Jahreszeit entsprechend einen Granatapfel rot ausgemalt hat. Zudem sind auf der Seite, außerhalb des Granatapfels, rosa Flecken, die von demselben Filzstift stammen könnten. Der Stift liegt neben dem Malbuch.

Auf diese rosa Flecken konzentrierten sich nun die Leugner des Massakers: Blut, so argumentierten sie, hinterlasse keine rosa Flecken, darum müsse das gesamte Foto eine »Fälschung« sein. Zeitweilig gelang es diesen Kräften sogar, eine sogenannte »Community Note« an den Tweet anzuheften. So heißen bei X Hintergrundinformationen zu Tweets, die andere Nutzer schreiben und von einer bestimmten Zahl von Nutzern für »hilfreich« gehalten werden. Im Fortspinnen dieser Logik werden dann alle Gräueltaten der Hamas zu einem falschen Gerücht, das eine böswillige israelische Regierung in Umlauf gesetzt habe.

  • Der rechtsextreme amerikanische Blogger Jackson Hinkle (fast 800.000 Follower) schreibt auf X:

»Israel’s offizieller X-Account (@israel) hat:
– Über die Geschichte von 40 enthaupteten Babies gelogen.
– Ein Bild eines Kinderzimmers mit falschem Blut auf dem Boden gepostet.
– Sie griffen mich persönlich an, weil ich ihre Lügen aufdeckte.
Warum sollte irgendjemand noch glauben, was sie zu sagen haben?«

Dafür bekommt er viel Applaus; 1,7 Millionen Nutzer haben diesen Tweet bislang aufgerufen.

Der israelische Account The Mossad, Satirical Yet Awesome, der früher für seine humorvollen Tweets bekannt war, derzeit aber ganz ohne Humor und Ironie schreibt, fasst die groteske Situation prägnant zusammen:

»In Israel haben wir es mit der Art von Menschen zu tun, die in ein Kinderzimmer eindringen und dort Kinder abschlachten. In den sozialen Medien haben wir es mit der Art von Menschen zu tun, die sich ein Bild dieser blutigen und schrecklichen Szene ansehen und sich nur auf die rosafarbene Farbe auf den von dem Kind ausgemalten Granatapfel konzentrieren und behaupten, es sei gestellt.

In Israel haben wir es mit der Art von Menschen zu tun, die vierzig Babys nehmen und sie abschlachten, verbrennen und verstümmeln. In den sozialen Medien haben wir es mit der Art von Menschen zu tun, die die Berichterstattung über diesen Vorfall nehmen und sich nur darauf konzentrieren würden, Beweise für die Enthauptung der Babys zu fordern. Wir haben es mit Leuten zu tun, die ein Bild eines verkohlten Babys nehmen und es durch einen Welpen ersetzen, um uns zu diskreditieren. Wir haben es mit Menschen zu tun, die lernen müssen, wie man ein menschliches Wesen ist. Antisemitismus ist Geistesgift.«

Während die israelischen Bombenangriffe auf die in Wohngebieten versteckte Terrorinfrastruktur der Hamas von vielen Nutzern der sozialen Medien sofort als »Genozid« und »Krieg gegen Zivilisten«, gegen »Frauen und Kinder« angeprangert wurden, wird jegliches Leid von Juden geleugnet und verspottet. Dies veranschaulicht sehr gut diese immer wieder verbreitete Karikatur. Sie zeigt auf der linken Seite ein, so soll es scheinen, grundlos weinendes Kind mit einer Kette  mit einem Davidstern. Das sollen die Juden sein. Auf der rechten Seite, wo »Gaza« steht, sieht man Tote in Blutlachen und abgetrennte Körperteile. Zwei Kameraleute, die mit »BBC« und »CNN« beschriftet sind, filmen nur das weinende jüdische Kind.

Die Aussage ist, dass Israelis gar nichts passiert sei. Das Massaker an Tausenden von Menschen, von denen bislang etwa 1.400 tot sind? Halb so schlimm! Die Entführungen? Nicht der Rede wert! Gleichzeitig werden die Juden fürchterlicher – und wohl aus bloßem Sadismus begangener – Gewalttaten bezichtigt. Eine Täter-Opfer-Umkehr. Zudem, so suggeriert das Bild, kontrollieren die Juden angeblich die Massenmedien. Dass diese Karikatur mehrere grundlegende Motive des Antisemitismus vereint, macht wohl ihre Popularität aus.

Videospiel als Wirklichkeit

  • Nutzer Aalia_khan, nach eigener Darstellung aus Pakistan und in Kanada wohnhaft, ist aus dem Häuschen. Er teilt Bilder, die zeigen sollen, wie israelische Hubschrauber abgeschossen werden:

»Zum ersten Mal in der Geschichte schossen die palästinensischen Mudschaheddin mit Flugabwehrkanonen auf die israelischen Hubschrauber zurück. Bisher wurden neun Armeehubschrauber von den palästinensischen Mudschaheddin zerstört, und der Krieg geht weiter.«

Hier funktioniert die Selbstreinigung des Mediums: Zahlreiche Personen wiesen darauf hin, dass die Bilder aus einem Videospiel stammen. Bis zum 12. Oktober wurde der Tweet 142.000-mal aufgerufen.

  • Nutzerin Jannat amin khan, offenbar ebenfalls aus Pakistan, ist etwas Großem auf der Spur. Sie teilt Aufnahmen von einem Filmset mit Arabisch sprechenden Schauspielern. Ein Junge liegt in einer Blutlache. Sie kommentiert:

»Israels Propaganda gegen den palästinensischen Widerstand entlarvt. Die israelischen Verteidigungsstreitskräfte (IDF) arbeiten mit den israelischen Medien zusammen, um die Hamas-Freiheitskämpfer zu beschuldigen, Zivilisten und insbesondere Kinder zu töten. Der Clip zeigt eindeutig ein inszeniertes Ereignis wie eine Filmkulisse.«

Der Tweet wurde bislang 100.000-mal angesehen, hinzu kommen zahlreiche gleichlautende Tweets anderer Nutzer. In Wahrheit sind die fraglichen Aufnahmen, wie die Nachrichtenagentur Reuters schon im April 2022 herausfand (denn Propaganda in den sozialen Medien wird immer wieder aufbereitet), »Filmmaterial von den Dreharbeiten zu dem palästinensischen Kurzfilm Empty Place‹, der auf der Geschichte des inhaftierten Palästinensers Ahmed Manasra basiert«.

»Die palästinensischen Mudschaheddin haben ein neues Video veröffentlicht, das den Feind beim Anblick der modernen Waffen zittern lassen wird.«

Zu sehen sind Stalinorgeln, die auf sowjetischen Lastkraftwagen montiert sind, die offenbar aus den 1950er oder 1960er Jahren stammen. Terror business as usual also. Das Video wurde 130.000 Male aufgerufen.

»Der Flughafen Ben Gurion wird Berichten zufolge von Tausenden von Siedlern überflutet, die aus den besetzten Gebieten fliehen wollen.«

Die allermeisten, die jetzt Israel verlassen, dürften Ausländer sein, die von ihren Regierungen dazu aufgefordert wurden. Umgekehrt reisen Juden aus dem Ausland zurück in ihre Heimat, um Israel zu verteidigen. Hier finden sich Bilder vom New Yorker Flughafen John F. Kennedy.

Freude über das Massaker

»Während sich die arabischen Regime mit der israelischen Besatzungsmacht normalisieren und behaupten, dass das israelische Militär zu stark sei, obwohl es nie eine Kugel auf sie abgefeuert hat, haben die palästinensischen Widerstandsgruppen in einem vollständig belagerten kleinen Gebiet die israelische Armee gedemütigt.«

Unterlegt mit arabischen Kriegsgesängen zeigt Hussein Filmaufnahmen, die entkleidete und gefesselte Entführungsopfer zeigen sollen. Von solchen vermeintlichen »Siegesbildern« von den Entführungen von Israelis gibt es auf Twitter immer noch viele. So auch hier.

»Der palästinensische Widerstand hat mit wenig bis gar keiner Unterstützung der internationalen Gemeinschaft die illegale Besatzung Israels, einen von den USA finanzierten und mit Massenwaffen ausgerüsteten Goliath, öffentlich gedemütigt. In einer trostlosen Welt ist es verdammt an der Zeit, dass das Gute siegt.«

»1.100 Tote – der größte Preis, den Israel seit der Besatzung des Landes Palästina gezahlt hat«, lautet ein anderer Kommentar von einem Nutzer namens Hisham Khan.

  • Eine Hamas-Sympathisantin, die bereits genannte Jannat amin khan, schreibt über die Schändung einer provisorischen Gedenkstätte für die Terroropfer:

»Hamas-Anhänger sind vor der israelischen Botschaft in Kopenhagen, Dänemark, aufgetaucht, um die von der örtlichen jüdischen Gemeinde und den Dänen als Zeichen der Solidarität dort niedergelegten Blumen zu entfernen. Lang lebe Palästina.«

Dazu zwei Herzchen. Lob und Freude bei den Anhängern. Sie feiern ihre eigene Bösartigkeit und Unbarmherzigkeit. Am Montagabend wurde eine Gruppe, die Blumen und Kerzen vor der israelischen Botschaft in Dublin, Irland, abstellte, von der Polizei aufgefordert, den Ort zu verlassen, als eine große Menge pro-palästinensischer Demonstranten eintraf. Die Demonstranten zerstörten daraufhin die Gedenkstätte.

  • Ein Nutzer richtet an die akademische Welt, welche die Handlungen der Hamas als »Freiheitskampf« gegen die »Unterdrücker« betrachtet, die Frage, warum die Hamas Arbeiter aus Thailand und den Philippinen verschleppt und ermordet hat, »die definitiv niemanden unterdrückt haben«. Jemand antwortet, solche »Kollateralschäden« seien eben »Teil jedes bewaffneten Kampfes«.
  • Ein skurriles Bild, das an Sultan Saladin, den Eroberer von Jerusalem, erinnern soll, zeigt eine Reiterhorde mit vermummten Männern und einer islamischen Flagge vor dem Felsendom.
  • Die Hamas veröffentlicht ein Video, das zeigt, wie sie Wasserrohre ausgräbt, um daraus Raketen zu bauen. Ein Nutzer lobt den »erstaunlichen Erfindungsreichtum« der Terroristen. Offenbar ohne Ironie.
  • Ein Bild von einer Anti-Israel-Kundgebung in New York zeigt eine Demonstrantin mit einer Hakenkreuzflagge auf ihrem Smartphone.
  • Ein Twitter-Nutzer aus Pakistan veröffentlicht ein historisches Schwarz-Weiß-Foto von KZ-Häftlingen hinter Stacheldraht. Dazu schreibt er: »Schweine«.
  • Ein Nutzer namens Lucas Gage (85.000 Follower) schreibt, fast jede »Vorhersage« der »Protokolle der Weisen von Zion« sei eingetroffen.
  • Ein offenbar muslimisch-indischer Account mit 22.000 Followern teilt ein Bild von Adolf Hitler, verbunden mit einem ihm zugeschriebenen Fake-Zitat:

»Hitler, der sechs Millionen Juden getötet und ein Drittel der jüdischen Bevölkerung vernichtet hat, hat gesagt, dass ›ich einige Juden am Leben lasse, damit die Welt sehen kann, warum ich sie getötet habe‹. Und tatsächlich sieht es die Welt heute.«

Hunderte Nutzer stimmten zu.

  • Ein Nutzer, der sich auf X Sheikh Hitler Al-Almanci nennt und nach eigenen Angaben in Deutschland wohnt, schreibt:

»Und da wundert man sich, warum sie aus 109 Ländern rausgeschmissen wurden. Diese zionistischen Bastarde sind unmenschlich.«

Wie sähen antisemitische Karikaturen des Stürmers aus, wären sie in Farbe? Vielleicht so. Das Bild (39.000 Aufrufe) zeigt einen Arm, der einem israelischen Soldaten gehören soll und mit einem Messer in Form der Landkartenumrisse Israels ein Kind tötet. Blut spritzt. Die Ritualmordlegende im 21. Jahrhundert. Der verantwortliche »Künstler« Zeon hatte 2013 eine antisemitische Karikatur für die Einladung zu einer Anti-Israel-Veranstaltung von Belgiens Sozialistischer Partei im Brüsseler Stadtteil Molenbeek beigesteuert. Nach Protesten war die Veranstaltung abgesagt worden.

Hamas kam wegen der Bananen

  • Nutzer MuhammadSmiry, nach eigenen Angaben wohnhaft in Gaza, hat 450.000 Follower und macht Propaganda für die Hamas, indem er diese in seinen regelmäßigen Berichten aus Gaza niemals erwähnt, sondern so tut, als wohnten im Gazastreifen nur friedfertige Zivilisten. Ein Tweet, in dem er die Massaker der Hamas leugnet, wurde mehr als 210.000 Male aufgerufen:

»Die ›Welt‹ glaubte eine Lüge ohne jeden Beweis …«

  • Von Leugnern des Massakers immer wieder geteilt wird ein Video, das ein Gespräch eines israelischen Fernsehsenders mit einer Frau zeigen soll, die am Tag des Massakers in ihrer Wohnung Besuch von der Hamas, die aber sehr höflich gewesen sein soll, erhielt. Einer der Tweets lautet:

»Unbedingt ansehen: Eine israelische Frau erzählt von ihren Erfahrungen mit palästinensischen Kämpfern: Ich habe ihnen gesagt, dass ich zwei Kinder habe. Sie sagten: ›Habt keine Angst. Wir sind Muslime, wir werden euch nichts tun.‹ Einer von ihnen fragte sogar, ob er eine Banane aus der Küche essen dürfe.«

Die Authentizität und das Alter der Aufnahmen lassen sich von hier aus nicht überprüfen. An den Fakten ändert es nichts. Jene, die den Tweet teilen, weil sie ihn für einen Beleg halten, dass es gar kein Massaker gegeben habe, sind wie Holocaustleugner durch keinerlei Beweise zu überzeugen.

  • In einem Propagandavideo ist ein vermummter, bewaffneter Hamas-Dschihadist zu sehen, der offenbar an einem Krankenbett steht, in dem regungslos und mit geschlossenen Augen eine alte Frau liegt. Ob sie schläft oder tot ist, ist nicht zu erkennen. Vor dem Bett kniet eine junge Frau, vielleicht die Pflegerin, und blickt starr auf den Fußboden. Eine schreckliche Szene. Laut den englischen Untertiteln sagt der Dschihadist:

»Wir Mudschahedin töten keine Frau, kein Kind, keinen Alten, keinen Gläubigen, sondern nur Krieger.«

  • Ein Kurzvideo zeigt Ausschnitte aus einem Video, auf dem offenbar singende und tanzende israelische Soldatinnen zu sehen sind. Anschließend werden uniformierte Frauen gezeigt, die schreiend Deckung suchen und Richtung Himmel zeigen. Angeblich sollen es Aufnahmen sein, die während des Massakers der Hamas entstanden sind.  Nutzer Adnan Malik (Pakistan, 5.000 Follower) schreibt:

»Israelische Streitkräfte vor und nach ihrer Begegnung mit palästinensischen Soldaten.«

Die Aussage des Tweets (40.000-mal aufgerufen) ist deutlich: Freude am Leid der Opfer.

»Die Hamas hat auf dem Musikfestival nicht auf Zivilisten gezielt – die IDF haben die Hamas aus der Menge der Zivilisten heraus angegriffen. Die Zivilisten standen im Kreuzfeuer.«

  • Ein besonders verstörendes Video postet Younis Tirawi, der sich »Reporter für palästinensische Angelegenheiten« nennt (37.000 Follower). Es zeigt offenbar vermummte und bewaffnete Hamas-Terroristen mit Kleinkindern auf dem Arm oder im Kinderwagen. Der Kommentar:

»Der militärische Arm der Hamas zeigt, wie er im Kibbuz Holet mit Kindern umging.«

Der Tweet wurde innerhalb von Stunden nach seiner Veröffentlichung mehr als 60.000-mal angeklickt, mehr als tausendmal geteilt und mit über zweitausend Herzchen versehen. Einige wenige Nutzer stellten die Frage, was mit den Eltern passierte. Ein Nutzer behauptete, dieser Tweet werde von der Plattform X immer wieder gelöscht, ist also unter dem obigen Link möglicherweise nicht mehr aufzurufen.

Propaganda, halbamtlich:

  • DasQuds News Network(165.000 Follower) behauptet, den entführten israelischen Frauen gehe es gut. Als »Beweis« wird ein Video präsentiert, das offenbar Frauen in einem Schutzraum zeigt, man hört Detonationen. Zahlreiche Nutzer wundern sich darüber, dass viele dieser Frauen Mobiltelefone in ihren Händen halten und sie auch benutzen. Geiseln können das nicht sein. Der Tweet wurde bislang 1,3 Millionen-mal aufgerufen. Weiters behauptete Quds News Network in einer »Eilmeldung«:

»Nach Angaben des israelischen öffentlichen Rundfunks Kan wurden mehrere israelische Besatzungssoldaten bei Straßenkämpfen mit palästinensischen Widerstandskämpfern im Regionalrat von Shaar Hanegev neutralisiert.«

Eine Google-Bildersuche ergibt, dass das beigefügte Foto die Beerdigung eines israelischen Soldaten im Mai 2020 zeigt. Etliche Nutzer geben ihrer Freude Ausdruck und schreiben höhnische Bemerkungen über die israelischen Soldaten.

  • In einer anderen Geschichte schreibt Quds News Network:

»Israelische Besatzungssoldaten wurden nach israelischen Angaben an der libanesisch-palästinensischen Grenze von anderen IDF-Soldaten verletzt, nachdem diese sie fälschlicherweise als Widerstandskämpfer identifiziert hatten.«

Die Meldung hat einen realen Hintergrund, doch das Foto, das die Situation illustrieren soll, stammt vom Mai 2015. Quds News lässt seine Leser glauben, es sei aktuell. Auch hier wieder Hohn und Spott der Leser – nicht über Quds News, sondern über die israelischen Soldaten.

  • In einem Video ist zu sehen, wie eine Frau mit Kuffiya die Opfer des Massakers verhöhnt. Sie simuliert ein Weinen, dann tut sie so, als würde sie spucken – so wie Bewohner des Gazastreifens auf die halbnackte Frauenleiche gespuckt haben, mit der die Hamas auf einem Pickup durch die Straßen zog.
  • Unmittelbar nach den Massakern und Entführungen der Hamas behaupten einige Twitter-Nutzer, der israelische Brigadegeneral Nimrod Aloni sei in der Gewalt der Hamas. Ein einziges dieser Postings wurde neunzehn Millionen Male aufgerufen. Die Nachricht ist falsch.

Was sonst geschah

  • An einem Tag, als es im Gazastreifen regnet, nehmen etliche muslimische Twitter-Nutzer das Wetter als Beweis dafür, dass Allah auf der Seite der Hamas sei. Ein Nutzer namens Alhamdulillaaah (1,5 Millionen Follower) mit grüner Dschihadistenflagge schreibt:

»Kurz nachdem die israelischen Besatzungstruppen die Wasserversorgung des Gazastreifens unterbrochen hatten, schickte Allah Regen herab. Allah ist derjenige, der für alles sorgt.«

Von solchen Tweets gab es an jenem Tag und in den folgenden Tagen viele. Regen im Oktober ist in Israel und im Gazastreifen nicht selten. Wie der Niederschlag den Bewohnern des Gazastreifens helfen soll, bleibt unklar.

  • Der Playboy kündigte die Zusammenarbeit mit der libanesischen Pornodarstellerin Mia Kalifa, nachdem diese die Massaker der Hamas gefeiert und die mordenden Terroristen dazu aufgerufen hatte, ihre Gräueltaten nicht im Hoch-, sondern im Querformat zu filmen und in die sozialen Medien zu stellen. Auf Twitter erklärte Mia Khalifa ihren 5,7 Millionen Followern:

»Ich möchte nur sicherstellen, dass es 4k-Filmmaterial von meinen Leuten gibt, wie sie die Mauern des Freiluftgefängnisses niederreißen, in das sie gezwungen wurden, damit wir gute Optionen für die Geschichtsbücher haben, die darüber schreiben, wie sie sich von der Apartheid befreit haben.«

»Ein Volk, das seine eigene Flagge verbrennt, lässt Sie das nicht aufhorchen, wer die wahren Barbaren in diesem Konflikt sind? Ich fordere Sie auf, kein Fernsehen mehr zu schauen, denn alle hassen dieses Land. Es gibt nur einen Terrorismus und der ist (Israelflagge).«

Der Tweet wird eine Million Male aufgerufen.

  • Der Nachrichtensender CNN schickte kürzlich ein Kamerateam in die Nähe des Gazastreifens, wo immer wieder Raketen und Mörsergranaten einschlugen. Ein Parodie-Account machte sich über das dabei gefilmte Video lustig, indem die vermeintliche Stimme eines Regisseurs darübergelegt wurde, der der Reporterin scheinbar Anweisungen gibt: »Versuch, nett und verängstigt auszusehen, wie in ›Blair Watch Project‹.«

Ein Nutzer namens Sulaiman Ahmed (126.000 Follower) hielt die Parodie für echt und wertete sie als Beweis dafür, dass CNN den Anschlag in Israel »gefälscht« habe und nun »überführt« worden sei. Sein Tweet hat 4,1 Millionen Aufrufe.  Auch Palestine Online (190.000 Follower) hielt die CNN-Parodie für echt und schrieb empört:

»Der CNN-Direktor weist am Telefon den Reporter vor Ort und den Kameramann an, vorzutäuschen, dass sie von palästinensischen Kämpfern angegriffen würden. Hey, Sie Heuchler @CNN. Erklären Sie das!!«

Fazit

Freude über das Massaker an Juden, das Leugnen des Massakers und das Klagen über die israelische Reaktion gehen Hand in Hand. Diejenigen, die meinen, die Hamas habe das Recht, Juden zu töten, gestehen Israel keinerlei Recht zu, seine Bürger – Juden und Nichtjuden – und ausländische Touristen zu schützen und die Hamas anzugreifen. Die humanitär verbrämten Klagen über Israels Krieg gegen die Hamas sollen die Terrororganisation schützen. Der Jubel über das Abschlachten von Männern, Frauen, Kindern und Babys ist dabei noch nicht verklungen. Beispielhaft dafür steht ein Kommentar des katarischen Nachrichtensenders Al-Jazeera:

»In der gesamten islamischen Welt, in allen Teilen der Welt, werden Sie unter den zwei Milliarden Muslimen niemanden finden, der mit dem, was die Izz al-Din al-Qassam-Brigaden am Samstag erreicht haben, unzufrieden war, es sei denn, es handelt sich um einen Heuchler oder einen Andersdenkenden. (…) Diese Invasion hat in den Herzen der Palästinenser im In- und Ausland sowie in den Herzen der arabischen und islamischen Völker auf beispiellose Weise Hoffnung geweckt. (…)

Unabhängig vom Ausmaß der bevorstehenden Zerstörung der palästinensischen Infrastruktur und unabhängig von der Zahl der Märtyrer und Verwundeten aufgrund der Vergeltungsaggression wird das palästinensische Volk dem keine Aufmerksamkeit schenken angesichts der Sonne dieses Sieges, dessen Ausmaßes und der daraus resultierenden Ergebnisse und Gewinne. Eine Botschaft an die Vereinigten Staaten und westliche Länder.

Zum ersten Mal in der Geschichte der usurpierenden zionistischen Einheit in Palästina hat das jüdische Volk die Bedeutung von Krieg gespürt, die Bedeutung von Zerstörung, Tötung und Leid. Die kommenden Jahre in der Geschichte des jüdischen Volkes werden nicht wie die vergangenen Jahre sein, und die Zerstörung wird nicht nur das palästinensische Volk treffen, sondern in erster Linie das jüdische Volk.«

Ein Todeskult, der auf nichts anderes aus ist als darauf, immer mehr Leichen aufzutürmen. Welchen »Kompromiss« mit der Zivilisation und dem Leben kann es da geben?

Den vielleicht schockierendsten Twitter-Fund haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Ein Video, das bärtige pakistanische Männer dabei zeigt, wie sie die Überreste einer israelischen Kunststoffflagge verspeisen. Offenbar eine Ersatzhandlung: Eigentlich wollen sie ihre Zähne in das Fleisch von Juden bohren.

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