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Israelische Verteidigungsstreitkräfte befreien zwei Geiseln aus Händen der Hamas

Die Familien der beiden Geiseln nehmen die Befreiten in den Arm
Die Familien der beiden Geiseln nehmen die Befreiten in den Arm (© Imago Images / ZUMA Wire)

In einem auf präzisen Geheimdienstinformationen beruhenden und seit geraumer Zeit geplanten Rettungseinsatz befreite Israel zwei am 7. Oktober nach Gaza verschleppte Geiseln.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben in der Nacht auf Montag zwei der immer noch mehr als 130 von der Hamas am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Geiseln gerettet. Dabei stürmten die IDF eine schwer bewachte Wohnung im Gazastreifen und befreiten die Gefangenen in einer dramatischen Rettungsaktion, die einen kleinen, aber symbolisch bedeutsamen Erfolg für Israel darstellt.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte wurden schwere Luftangriffe auf das Gebiet in der Nähe der als Gefängnis benutzen Wohnung in Rafah geflogen, jener Stadt am südlichen Rand des Gazastreifens, die als eine der letzten Hamas-Hochburgen im Gazastreifen gilt. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörden seien bei der Operation mindestens 67 Palästinenser getötet worden.

Die israelische Armee identifizierte die geretteten Geiseln als den sechzigjährigen Fernando Simon Marman und den siebzigjährigen Louis Har, die am 7. Oktober, aus dem Kibbuz Nir Yitzhak entführt worden waren. Netanjahus Büro erklärte, dass sie neben der israelischen auch die argentinische Staatsbürgerschaft besitzen. Die beiden Männer gehören zu den etwa 240 Personen, die während des Terrorangriffs der Hamas gefangen genommen wurden, bei dem rund 1.200 Menschen, zumeist Zivilisten, getötet wurden.

Während eines einwöchigen Waffenstillstands Ende November wurden über hundert dieser Geiseln freigelassen, darunter drei Verwandte der beiden jetzt Befreiten. Nach israelischen Angaben befinden sich noch etwa hundert lebende Geiseln sowie die sterblichen Überreste von etwa dreißig Personen in der Gewalt der Hamas. Letztere wurden entweder direkt am 7. Oktober getötet oder starben später in Gefangenschaft.

Die beiden befreiten Geiseln treffen auf ihre Familien

Hauptkriegsziele

Neben der Zerschlagung der militärischen und regierungstechnischen Kapazitäten der Hamas hat die israelische Regierung die Befreiung der Dutzenden verbleibenden Gefangenen zu einem ihrer wichtigsten Kriegsziele erklärt. So wiederholte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu am Montag seine Position, anhaltender militärischer Druck würde die Befreiung der Gefangenen bewirken. »Nur die Fortsetzung des militärischen Drucks bis zum vollständigen Sieg wird die Freilassung aller unserer Gefangenen herbeiführen«, sagte Netanjahu in einer Erklärung.

Zuvor hatte Israel angedeutet, seine generelle Bodenoffensive auf Rafah, wo weitere Geiseln und viele der Hamas-Führer vermutet werden, könnte bald beginnen. Dabei hatte Premier Netanjahu zugesagt, dass die IDF sichere Korridore für die im Zuge der Kämpfe um den nördlichen Gazastreifen nach Rafah geflüchteten Palästinenser schaffen würde.

In gutem Zustand

Nach Schilderungen des israelischen Militärsprechers Daniel Hagari seien Spezialeinheiten am Montag kurz vor zwei Uhr nachts unter Beschuss in eine Wohnung im zweiten Stockwerk in Rafah eingedrungen, während die Luftwaffe Angriffe auf die umliegenden Gebiete flog. Die Geiseln seien von bewaffneten Hamas-Terroristen bewacht wurden und Mitglieder des israelischen Rettungsteams hätten die Geiseln mit ihren Körpern geschützt, als ein heftiges Gefecht mit Hamas-Kämpfern ausbrach.

Nach ihrer Befreiung, die laut Hagari auf präzisen Geheimdienstinformationen beruhte und seit geraumer Zeit geplant war, seien die Geiseln in Sicherheit gebracht, kurz medizinisch untersucht und dann mit dem Flugzeug in das Sheba Medical Center in Zentralisrael geflogen worden. Am Montagmorgen veröffentlichte das Spital dann erste Fotos der geretteten Geiseln, deren Gesundheitszustand als gut bezeichnet wurde.

Louis Hars Schwiegersohn, Idan Bejerano, erzählte gegenüber Medien, die beiden Männer seien dünn und blass gewesen, hätten aber problemlos kommunizieren und ihre Umgebung wahrnehmen können. »Um drei Uhr morgens sagten die Behörden uns: »Wir haben sie, kommt nach Tel Hashomer«. Sein Schwiegervater stehe zwar unter Schock, habe sich aber »erkundigt, wie es uns und den Enkelkindern geht. Er hat nicht einmal vergessen, dass ich heute Geburtstag habe und mir gleich gratuliert«, erzählte Bejerano.

Clara Marmans Tocher Geffen fügte hinzu, seitens der Entführer habe es ständigen Psychoterror gegen die beiden Geiseln gegeben: »Fernando erzählte mir, dass sie ihm sagten, in Israel wären alle wieder in ihr normales Leben zurückgekehrt und niemand suche nach ihnen.« Aber untereinander hätten sich Hars und Marmann »immer wieder bestärkt, indem sie sich gegenseitig versicherten: ›Das darfst du nicht glauben‹«.

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