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Wie gefährlich ist Irans neue Hyperschallrakete?

Irans neue Hyperschallrakete bei ihrer öffentlichen Präsentation am 7. Juni in Teheran. (© imago images/ZUMA Wire)
Irans neue Hyperschallrakete bei ihrer öffentlichen Präsentation am 7. Juni in Teheran. (© imago images/ZUMA Wire)

Experten zufolge sollte die neue iranische Hyperschallrakete Israels vielstufiges Raketenabwehrsystem nicht überwinden können.

Von Yaakon Lapin

Eine kürzlich vorgestellte iranische Rakete, die von ihren Machern als die erste im eigenen Land hergestellte Hyperschallwaffe der Islamischen Republik bezeichnet wird, stellt in der Tat eine Bedrohung für Israel dar. Entgegen den iranischen Behauptungen gibt es jedoch Verteidigungssysteme, die sie aufhalten können, so ein führender israelischer Raketenexperte.

Tal Inbar, Senior Research Fellow bei der Missile Defense Advocacy Alliance, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die öffentliche Unterstützung von Raketenabwehrsystemen einsetzt, erklärte am Mittwoch gegenüber Jewish News Syndicate (JNS), die Behauptungen des Irans über die Eigenschaften, die Reichweite und die Präzision der Rakete scheinen zuzutreffen.

Die Rakete sei ein »neues Produkt, das in der übrigen Welt bislang keine Entsprechung hat. Sie kann für den Iran eine neue operative Tür öffnen.« Laut Inbars Einschätzung befinde sie sich jedoch noch in der Testphase. »Es handelt sich um eine Rakete, die aus iranischer Planung hervorgegangen ist und neben beeindruckenden technischen Fähigkeiten auch originelles Denken erkennen lässt«, so Inbar, um hinzuzufügen: »Was die Behauptung angeht, sie könne jedes aktive Verteidigungssystem übertreffen: Das ist unzutreffend.«

Am 6. Juni veröffentlichten iranische Staatsmedien Bilder der Fattah-Rakete bei einer Zeremonie, an der der iranische Präsident Ebrahim Raisi und hochrangige Kommandeure der iranischen Revolutionsgarden teilnahmen. »Die präzisionsgelenkte Hyperschallrakete Fattah hat eine Reichweite von 1.400 Kilometern und ist in der Lage, alle Verteidigungsschilde zu durchdringen«, sagte Amirali Hajizadeh, Leiter der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden, laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Hyperschallraketen fliegen mindestens fünfmal schneller als die Schallgeschwindigkeit und haben nicht vorhersehbare Flugbahnen, sodass sie im Vergleich zu herkömmlichen ballistischen Raketen schwerer abzufangen sind. Die Fattah-Rakete verfügt über ein Wiedereintrittsfahrzeug – den Teil der Waffe, der aus dem Weltraum wieder in die Atmosphäre eintritt – mit vier Lenkflossen und wird von einem Feststoffraketenmotor angetrieben.

»Sie kann die fortschrittlichsten antiballistischen Raketensysteme der Vereinigten Staaten und des zionistischen Regimes, einschließlich Israels Iron Dome, umgehen«, so das iranische Staatsfernsehen, das behauptete, ihre Höchstgeschwindigkeit betrage Mach 14, also knapp über 17.000 Kilometer pro Stunde.

Eine westliche Quelle erklärte gegenüber JNS, die Rakete bedeute wahrscheinlich, dass der Iran bei der Entwicklung künftiger Raketen weniger von Nordkorea abhängig sein wird, als das bisher der Fall gewesen ist, und Israel vor neue Herausforderungen in Bezug auf das Erkennen von Bedrohungen stellt.

Mehrstufiges System

Israels Luftabwehrsystem Arrow 3 fängt ballistische Bedrohungen im Weltraum ab, während das Arrow-2-System in der oberen Atmosphäre operiert. Das David’s-Sling-System arbeitet unterhalb von Arrow 2. Das letzte Glied in der Kette stellt der Iron Dome dar, der Bedrohungen aus noch geringerer Höhe abwehren kann. Dadurch entsteht ein mehrstufiges Verteidigungssystem, das von vielen Beobachtern als das fortschrittlichste der Welt bezeichnet wird.

Im Februar 2021 gab das israelische Verteidigungsministerium bekannt, mit der Entwicklung von Arrow 4 begonnen zu haben, dem Luftverteidigungssystem der nächsten Generation, das sowohl oberhalb als auch innerhalb der Atmosphäre eingesetzt werden soll. Bisher wurden nur wenige weitere Details bekannt gegeben; unklar ist daher auch, ob es mit Hyperschallraketen umgehen kann.

Die westliche Quelle wies darauf hin, Hyperschallraketen untergraben die Fähigkeit der Luftabwehrsysteme, selektiv vorzugehen, wodurch in einer Situation mit mehreren Angriffen weniger Zeit zur Verfügung steht, um die dringendste Bedrohung auszuwählen.

Der Iran verfügt über das größte und vielfältigste Raketenprogramm des Nahen Ostens und baut außerdem ein Arsenal unbemannter Luftfahrzeuge auf, darunter die Shahed 136, die von Russland gegen die Ukraine eingesetzt wird. Die Shahed-Drohnen verfügen zwar nur über kleine Sprengköpfe, sind aber präzise und haben eine große Reichweite.

Die vom Iran unterhaltene Terrorgruppe Hisbollah im Libanon verfügt Schätzungen zufolge über mehr als 200.000 Raketen und Flugkörper verschiedener Typen.

(Der Artikel ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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