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Iranischer Angriff auf Israel: »Wenig überzeugende Leistung«

Abgeschossene iranische Rakete im Toten Meer
Abgeschossene iranische Rakete im Toten Meer (Bildquelle: Facebook)

Gestern Abend griff der Iran Israel mit einem Schwarm von Drohnen und Raketen an. Viel erreicht hat er damit nicht.

Es war ein Angriff mit Ansage. Schließlich hatten, wie damals im Fall der Ukraine auch, die USA ihn öffentlich angekündigt. Und dann kam er auch und ein paar bange Stunden, in denen man sich fragte: Steigt auch die Hisbollah mit ihrem Raketenarsenal so richtig ein? Sollen die Tore der Hölle jetzt geöffnet werden, auch wenn alles darauf hindeutet, dass gerade das iranische Regime für einen großen Krieg nicht in Stimmung ist?

Noch bevor die erste Drohne den israelischen Luftraum erreichte, war klar, nein, ist es nicht; es sagt sogar selbst, dass es mit dieser Aktion zunächst einmal war. 

»Die iranische Militäraktion, die auf der Grundlage von Artikel 51 der UN-Charta über die legitime Verteidigung durchgeführt wurde, war eine Reaktion auf die Aggression des zionistischen Regimes gegen unsere diplomatischen Einrichtungen in Damaskus. Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Antwort des Irans wesentlich härter ausfallen. Es ist ein Konflikt zwischen dem Iran und dem schurkischen israelischen Regime, aus dem sich die USA heraushalten müssen.«

Schuss ins Knie?

Lazar Berman brachte heute, Sonntagmorgen, deshalb in der Times of Israel auf den Punkt, was sich gestern schon gegen Mitternacht abgezeichnet hatte: »Der Iran musste seinen regionalen Vertretern und seinen eigenen Bürgern zeigen, dass er Israel einen Preis abverlangen kann, insbesondere, nachdem die Hamas mit ihrem Überraschungsangriff vom 7. Oktober bewiesen hatte, dass Israel gedemütigt werden kann. Das Ergebnis war, gelinde gesagt, enttäuschend. Bei den Angriffen wurde nur ein Israeli, ein siebenjähriges muslimisches Mädchen, verletzt.«

Ein Großteil der Drohnen wurden, abgesehen von Israel selbst, von den USA, Großbritannien und, was symbolisch wichtig ist, von Jordanien abgeschossen. Letzteres zeigte nicht nur, an wessen Seite, handelt es um den Iran, die arabischen Länder stehen, sondern auch, dass selbst sie inzwischen in der Lage sind, mit iranischen Drohnen umzugehen.

Das waren nicht die Höllenhunde, die reiten, nein, wie ein Freund schrieb, mussten sie förmlich zum Armageddon, das sie gerade nicht wollen, getragen werden. Die Iraner sind jetzt ein paar hundert Drohnen los und mussten, noch während sie flogen, auf X erklären, dass es das auch schon wieder war – und nun warten und bangen sie, ob und wie die Israelis reagieren. 

Denn nun sind sie selbst direkt und nicht durch irgendwelche Stellvertretermilizen der Angreifer und Aggressor. Dementsprechend liegt es, das ist die Logik jeder Kriegsführung, beim Angegriffenen, sich zu entscheiden, wann, wie und ob er reagiert. Zudem könnte das Ganze auch noch, wie Berman schreibt, für den Iran politisch und diplomatisch nach hinten losgehen: 

»Dem Iran ist es gelungen, die USA und die europäischen Spitzenmächte auf die Seite Israels zu ziehen. Die USA, das Vereinigte Königreich und Frankreich haben nicht nur ihre unmissverständliche Unterstützung für Israel zum Ausdruck gebracht, sondern sich auch aktiv an dessen Verteidigung beteiligt, indem sie ein Netz von Satelliten, Flugzeugen und Radargeräten am Boden und auf See eingesetzt haben.

Und anstatt dass der UN-Sicherheitsrat über die Notwendigkeit eines Waffenstillstands im Gazastreifen diskutiert, wird er am Sonntag über die iranische Bedrohung und das Recht Israels auf Selbstverteidigung debattieren, wobei sich drei ständige Mitglieder sicherlich zusammenschließen werden, um Teheran und Moskau zu verurteilen. Die Hamas hat den Angriff unterdessen öffentlich verteidigt. Eine bessere Erinnerung für Israels schwankende Verbündete, was in Gaza für die Region und für die Welt auf dem Spiel steht, kann es nicht geben.«

Und Deutschland?

Anzumerken wäre zudem, dass, wenn schon jeder Zeitungsleser wusste, dass der Angriff kommen wird, die deutsche Bundesregierung darum mit Sicherheit auch Bescheid wusste. Während die USA und Großbritannien ihre Raketenabwehr im Nahen Osten scharf machten, geschah in Berlin erst einmal gar nichts, bis ein 08/15-Statement aus dem Auswärtigen Amt erfolgte.

Umso schneller kamen dagegen die so erwartbaren Stellungnahmen, etwa von SPD-Außenpolitiker Ralf-»Frieden-mit-Russland«-Stegner: Statt sich mit Israel solidarisch zu erklären, erklärte Stegner das Land für den »drohenden Flächenbrand« als mitverantwortlich, wie ihn der Spiegel zitierte: Weder die Regierung Netanjahu noch sonst ein regionaler Akteur sei bereit gewesen, ernsthaft eine Lösung anzustreben, »die sowohl Israels Sicherheit gegen Terrorismus als auch eine Perspektive für Selbstbestimmung und Demokratie des palästinensischen Volkes auch nur einen kleinen Schritt näher gebracht hätte«.

Artikel zuerst erschienen bei JungleBlog.

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