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Löst der Iran ein nukleares Wettrüsten im Nahen Osten aus?

Iran startetet unlängst erneut Rakete, die als Trägersystem für Atomwaffen eingesetzt werde könnte
Iran startetet unlängst erneut Rakete, die als Trägersystem für Atomwaffen eingesetzt werde könnte (© Imago Images / ZUMA Wire)

Der Iran treibt sein Atomprogramm stetig voran und dürfte ein nukleares Wettrüsten im Nahen Osten auslösen, wie jüngste Äußerungen des saudischen Kronprinzen zu belegen scheinen.

Anfang der Woche erklärte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, die Aktivitäten zur Überprüfung des iranischen Atomprogramms gemäß den mit Teheran geschlossenen Vereinbarungen hätten nicht die erhofften Fortschritte gebracht. »Nur eine umfassende Kooperation des Irans«, so Grossi, »kann die Agentur davon überzeugen, dass sein Atomprogramm friedlichen Zwecken dient«.

Der Iran unternimmt allerdings eine ganze Reihe von Schritten, die Zweifel am Charakter seines Atomprogramms und seiner Erklärung, keine Massenvernichtungswaffen besitzen zu wollen, aufkommen lassen. Der jüngste solche Schritt war die Entscheidung, rund ein Drittel der im Land eingesetzten Inspektoren die Akkreditierung zu entziehen und Uran auf ein Niveau anzureichern, das nur für ein Atomwaffenprogramm Sinn macht.

Dennoch beteuert der Iran öffentlich, sein Atomprogramm sei friedlich und er strebe keine Atomwaffen an. Seine Handlungen in Bezug auf die Urananreicherung und die Behinderung der Arbeit der Inspektoren im Besonderen und der Atomenergiebehörde im Allgemeinen zeugen jedoch vom Gegenteil.

Angesichts dieser Ungewissheit über das Atomprogramm der Islamischen Republik sagte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in einem Interview mit dem amerikanischen Sender Fox News unlängst, sein Land werde ebenfalls Atombomben anstreben, gelänge es dem Iran, sich in den Besitz solcher Waffe zu setzen. 

Auf die Frage, was passieren würde, bekäme der Iran eine Atombombe, antwortete bin Salman: »Wenn er eine bekommt, müssen wir aus Sicherheitsgründen und im Interesse des Gleichgewichts der Kräfte im Nahen Osten ebenfalls eine bekommen. Aber das wollen wir nicht.« Der saudische Kronprinz fügte hinzu, der Besitz von Atomwaffen sei »nutzlos … und wenn man sie einsetzt, muss man in eine große Schlacht mit dem Rest der Welt eintreten«. Bin Salman wies darauf hin, dass »die Welt kein neues Hiroshima aufgrund von Atomwaffen tolerieren kann«.

Drei Optionen

Der Nahost-Forscher Ali Bakir nannte drei Möglichkeiten für Saudi-Arabien, sich eine Atomwaffe zu beschaffen, falls das Golfkönigreich dies anstrebt. Die erste Option sei, selbst »autonome Fähigkeiten vor Ort zu entwickeln«. Dies setze »voraus, dass das Königreich viel Zeit, Geld und Mühe in die Entwicklung eines Atomwaffenprogramms und von Trägerraketen für die Bombe investiert. Dieser Weg wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen.«

Es gebe auch die Möglichkeit, »eine Atombombe zu kaufen, eine Option, die oft genannt wurde«. Vor allem Pakistan wird »oft als starker Kandidat genannt«, der es dem Königreich ermöglichen könnte, seine Waffe zu entwickeln oder ihm eine Atombombe zu verkaufen. Diese Option sei allerdings schwach, fügte Bakir hinzu.

Die dritte und logischste Option in diesem Zusammenhang scheint zu sein, »dass Saudi-Arabien Sicherheitsgarantien von einem nuklearen Verbündeten einholt, insbesondere, wenn der Iran innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe erhält«, sodass Riad ins Hintertreffen gerät.

Der amerikanische Wissenschaftler Richard Weitz erklärte gegenüber dem emiratischen Fernsehsender Al-Mashhad, käme der Iran in den Besitz von Atomwaffen, würde die ganze Welt beunruhigt sein, nicht nur Saudi-Arabien. »Wenn das passiert, zeigt das die Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, der Atomenergiebehörde und die Unfähigkeit der Sanktionen, den Iran von diesem Schritt abzuhalten.«

Weitz fuhr fort, dass einige Beamte in mit den Vereinigten Staaten verbündete Staaten »an der Fähigkeit der amerikanischen Regierung zweifeln, sie im Falle eines nuklearen Angriffs zu schützen, was sie dazu veranlasst, die Beschaffung dieser Waffen zur Abschreckung eines möglichen Angriffs zu fordern«. So bedaure etwa die Ukraine, ihre Atomwaffen aufgegeben zu haben und glaubt, »dass Russland es nicht gewagt hätte, in den Krieg zu ziehen, würde sie diese noch besitzen«.

Währenddessen zitierte die Zeitung Al-Araby Al-Jadeed den Spezialisten für saudische Angelegenheiten und die Golfstaaten am Moshe Dayan Center der Universität Tel Aviv, Nahum Shela, mit den Worten: »Wenn der Iran und Saudi-Arabien eine Atomwaffe besitzen, werden Ägypten und die Türkei das auch wollen, und wir werden einen nuklearen Nahen Osten haben.«

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