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Harvard: »Es wird mehr und mehr antisemitische Taten geben«

Antisemitismus: Gilt Harvards Diversitätsgebot nicht für jüdische Studenten?
Antisemitismus: Gilt Harvards Diversitätsgebot nicht für jüdische Studenten? (©Imago Images / Xinhua)

Das Umfeld an der US-Eliteuniversität Harvard ist dermaßen antisemitisch aufgeladen, dass sechs jüdische Studenten jetzt Klage gegen ihre Alma Mater eingereicht haben.

Die Universität Harvard gilt als Hochburg des Antisemitismus in den USA. Sechs jüdische Studenten der Universität haben vergangenen Monat vor Gericht Klage gegen ihre Alma Mater eingereicht. Sie werfen Harvard vor, die Bürgerrechte jüdischer Studenten verletzt zu haben: die Universität toleriere, dass jüdische Studenten belästigt, angegriffen und eingeschüchtert würden – Missstände, die sich seit den Hamas-Massakern vom 7. Oktober noch verstärkt hätten.

Zu den Klägern gehören der Harvard-Student Alexander »Shabbos« Kestenbaum und Mitglieder der Organisation Students Against Antisemitism (SAA). In einem Interview mit Daily Mail sagte Kestenbaum, dass er und die anderen Studenten auch eine Rückerstattung ihrer Studiengebühren forderten. Für einige Studenten, die an Harvards juristischer Fakultät eingeschrieben sind, sind das laut Daily Mail mehr als 75.000 US-Dollar pro Jahr.

Rechtsanwalt Mark Ressler von der Kanzlei Kasowitz Benson Torres LLP vertritt die Gruppe vor Gericht. Die Kanzlei hat auch Klagen gegen die New York University (NYU) und die University of Pennsylvania (UPenn) wegen Vertragsbruch und Nichteinhaltung von Diskriminierungsgesetzen eingereicht. Harvard habe seinen Teil des Vertrags nicht eingehalten, da jüdische Studenten nicht vor Diskriminierung geschützt würden, argumentiert er. »Wie hoch auch immer die Studiengebühren pro Jahr an der Harvard Law School sind, sie sollten zurückerstattet werden. Harvard hat den mit den Studenten geschlossenen Vertrag gebrochen.«

»Bastion des zügellosen Judenhasses«

In der Klageschrift, die von der Kanzlei ins Internet gestellt wurde, heißt es, Harvard sei zu einer »Bastion des zügellosen Judenhasses und der Schikanen geworden«. Seit dem 7. Oktober 2023 sei der Antisemitismus in Harvard »besonders schlimm und allgegenwärtig« geworden. »Mobs von Pro-Hamas-Studenten und -Mitarbeitern marschieren zu Hunderten durch den Campus von Harvard, rufen abscheuliche antisemitische Slogans und fordern den Tod von Juden und Israel.«

Sie hätten »Gebäude, Hörsäle, Bibliotheken, Studentenlounges, Plätze und Lesesäle besetzt, oft für Tage oder Wochen am Stück«; sie propagierten »Gewalt gegen Juden« und belästigten jüdische Studenten auf dem Campus. Jüdische Studenten würden »in den sozialen Medien angegriffen«, Harvard-Mitarbeiter propagierten in ihren Kursen Antisemitismus; Studenten, die sich dagegen aussprächen, würden abgekanzelt und eingeschüchtert.

Besonders erschreckend daran sei, dass Harvard »keinen Finger« gerührt habe, um dem Einhalt zu gebieten und Strafen gegen die Täter auszusprechen. Im Gegenteil: Die Hochschule stelle Professoren ein, die antijüdische Gewalt unterstützten und antisemitische Propaganda verbreiteten, und ignoriere die Bitten jüdischer Studenten um Schutz.

Über das von den Klägern kritisierte Lehrpersonal heißt es, diese Professoren lehrten und verträten »eine binäre Sichtweise von Unterdrückern und Unterdrückten«; in dieser Weltsicht würden »die Juden, eines der am meisten verfolgten Völker der Geschichte, typischerweise als Unterdrücker‹ bezeichnet werden, die daher keine Unterstützung oder Sympathie« verdienten. Harvard erlaube Studenten und Dozenten, »ohne Konsequenzen die Ermordung von Juden und die Zerstörung Israels, des einzigen jüdischen Landes der Welt, zu befürworten«.

Dass die Führung von Harvard aus Antisemitismus heraus handle, sei daran abzulesen, dass sie mit zweierlei Maß messe. Harvard setze seine Richtlinien gegen Diskriminierung »selektiv« durch; anders als andere Gruppen von Studenten würden Juden nicht geschützt. Harvard verlange von seinen Studenten, dass sie einen Kurs besuchten, in dem ihnen gedroht werde, dass sie disziplinarisch belangt werden könnten, falls sie sich abfällig über jemandes Körpergröße äußerten (sizeism), über sein Körpergewicht (fatphobia) oder wenn sie sich rassistisch, transphob oder anderweitig missbilligend verhielten. Für Juden jedoch gebe es keinerlei Schutz.

Bonbons für Judenhasser?

Dieses Messen mit zweierlei Maß habe seinen Ursprung an der Spitze der Universität. Die Klageschrift erinnert daran, dass Harvard-Präsidentin Claudine Gay am 5. Dezember bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus gesagt hatte, Rufe nach einem Genozid an Juden verstießen nicht notwendigerweise gegen Harvards Regeln.

Daraufhin, so die Kläger, sei der einzige Rabbi in Harvards kürzlich ernanntem Beratungsgremium zu Antisemitismus zurückgetreten und habe gesagt, dass sowohl die »Ereignisse auf dem Campus« als auch »die schmerzlich unzureichenden Aussagen« ihn in dem Gedanken bestärkt hätten, dass er »nicht die Art von Veränderung bewirken kann«, die er sich erhofft habe. Erst nach dem Bekanntwerden der Plagiate in ihren wissenschaftlichen Arbeiten trat Claudine Gay zurück. Zuvor hatte der Vorstand der Harvard Corporation ihr noch den Rücken gestärkt.

Harvards Problem mit dem Antisemitismus sei »seit Jahren« bekannt. Dennoch sei nichts dagegen unternommen worden, heißt es in der Klageschrift weiter. »Die Mitglieder der Fakultät sind so weit gegangen, dass sie Seminare ausfallen ließen, damit die Studenten an antisemitischen Kundgebungen teilnehmen und Juden ohne Konsequenzen belästigen und einschüchtern konnten. Als ein Mob von Studenten unter eindeutigem Verstoß gegen die Harvard-Richtlinien ein Campus-Gebäude in Beschlag nahm, um ihre antisemitische Agenda voranzutreiben, bestand die Reaktion von Harvard nicht darin, sie zu entfernen und zu disziplinieren, sondern sie mit Burritos und Süßigkeiten zu versorgen.«

Weil Harvard sich seit langem weigere, seine Regeln auch gegen Antisemiten durchzusetzen, hätten die Massaker vom 7. Oktober zu einem enormen Anstieg der Übergriffe gegen jüdische Studenten geführt. Juden würden öffentlich beschuldigt, selbst schuld daran zu sein, wenn sie ermordet werden. Die Agenda der Hamas, ihre Taten, ihre Einstufung als Terrororganisation und ihr Gelöbnis, Massaker wie das vom 7. Oktober so lange fortzusetzen, bis sie ihre Ziele erreicht habe, seien bekannt; dennoch könne an der Harvard-Universität unbehindert für die Hamas Partei ergriffen und Unterstützung bekundet werden.

Jüdische Studenten würden nicht geschützt. Am 18. Oktober sei ein jüdischer Student in Harvard von einem Mob angegriffen worden. Dieser Vorfall wurde dokumentiert: Ein Video zeigt, wie eine Gruppe von groß gewachsenen und teilweise vermummten Männern einen Studenten, der deutlich kleiner ist als sie, umringen, ihn am Weitergehen hindern, ihm mit (offenbar eigens für diesen Zweck mitgeführten) »Palästinensertüchern« (kufiyyat) die Sicht versperren und ihn anschreien: »Schande! Schande! Schande!«

Antisemitische Aufmärsche

Am folgenden Tag konnten jüdische Studenten laut der Klage aus Angst vor einem Mob einen Raum nicht verlassen. Dieser Vorfall wird wie folgt beschrieben: Mit Lärminstrumenten, Trommelstöcken, Eimern und Megaphonen stürmte der Mob am 19. Oktober 2023 mehrere Universitätsgebäude im Nordwesten des Campus. Genannt werden das Science Center, das Harvard Law’s Caspersen Student Center, die Gebäude der Wasserstein Hall, der Innenhof der Harvard Kennedy School und der Harvard Square. Sie skandierten »vom Fluss bis zum Meer«, bezichtigten Israel des »Völkermords« und forderten, dass Harvard »sich von der Finanzierung der israelischen Apartheid trennt«.

Der Mob störte mehrere Vorlesungen und veranlasste jüdische Studenten, in Sicherheit zu flüchten, wobei einige von ihnen Kleidungs- und Schmuckstücke ablegten, die sie als Juden zu erkennen gaben, um Angriffen zu entgehen. »Harvard unternahm keine Schritte, um die Störungen zu verhindern«, so die Kläger. Vier von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt in einem Seminarraum im Hauptgebäude der juristischen Fakultät und nahmen an einer Diskussion mit Jason Greenblatt teil, einem früheren Berater von US-Präsident Donald Trump bei Fragen, die Handelsabkommen und den Staat Israel betrafen. Als sie den Lärm hörten, blickten sie aus dem Fenster und sahen eine Menge von Hunderten Personen mit einem Transparent, auf dem stand: »Stoppt den Genozid in Gaza«.

Obwohl sich auf dem Campus nur Studenten und Mitarbeiter der Universität aufhalten dürfen und es am Eingang Scanner gibt, an denen die Ausweise, die sie zum Betreten berechtigen, gescannt werden, waren nach Aussagen der Kläger zahlreiche Auswärtige unter der Menge, was sie daran hätten erkennen können, dass diese ohne Ausweis an den Scannern vorbeigegangen seien. Das Sicherheitspersonal von Harvard war anwesend, schritt aber nicht ein.

In der Klageschrift heißt es: »Die Gruppe stürmte das Hauptgebäude von Harvard Law, marschierte den Hauptflur des Gebäudes im ersten Stock hinunter und blockierte den Flur vor dem Seminarraum, in dem sich die SAA-Mitglieder und Greenblatt versteckten. Aus Angst vor einem gewalttätigen Angriff legten die Studenten im Seminarraum ihre jüdischen Kleidungsstücke wie Kippot ab oder versteckten sich unter den Tischen.«

Zwei der Kläger suchten den für Studenten- und Community-Angelegenheiten zuständigen Dekan auf. Er hatte sich in seinem Büro eingeschlossen. Er sei lediglich für dreißig Sekunden an die Tür gekommen, habe sein Bedauern über das Eindringen des Mobs geäußert, den Studenten aber keine Gelegenheit zur Rede gegeben. Die Kläger zeigten sich schockiert. Kestenbaum erinnert sich, wie er an dem Tag an dem Mob habe vorbeigehen müssen, weil dieser den Ausgang blockierte. Dabei seien ihm »From the river to the sea« und andere Parolen entgegen geschrien worden, die zur Zerstörung Israels aufriefen. Er habe an diesem Tag aus Angst um seine Sicherheit keine Lehrveranstaltungen besucht.

»Haftbefehle« gegen Juden

Die Beispiele für antisemitische Bedrohungen und Belästigungen, die in der Klageschrift aufgeführt werden, sind zahlreich. Die der Muslimbruderschaft zughörigen Students for Justice (SJP in Palestinesowie eine Organisation namens Harvard College Palestine Solidarity Committee (PSC) werden als häufige Täter hervorgehoben. Mit ihrem lauten Geschrei gegen »israelische Apartheid« und ihren Anti-Israel-Transparenten störten Mitglieder dieser Gruppen etwa Begrüßungsveranstaltungen für Erstsemester und andere offizielle Veranstaltungen der Universität, ohne dass diese dagegen vorgehen würde.

Besonders richtet sich der Hass gegen Veranstaltungen des jüdischen Studentenverbands Hillel. Hakenkreuze wurden an dessen Büro geschmiert. Bei einer Veranstaltung mit einem israelischen Soldaten riefen die Organisationen dazu auf, diese mit einem »Die-in« zu stören. Ein anderes Mal wurden vor dem Hillel-Büro »Apartheidsmauern« aus Pappe errichtet oder vermeintliche »Haftbefehle« gegen jüdische Studenten ausgehängt, auf denen diesen vorgeworfen wurde, Palästinenser zu misshandeln. Harvards Studentenzeitung veröffentliche ein Lob der antisemitischen Boykottkampagne BDS.

Als Antwort auf eine Nachricht, die ein jüdisch-israelischer Student in einer WhatsApp-Gruppe schrieb, antwortete ein arabischer Jurastudent: »Wir vergießen euer Blut mit Steinen.« Beschwerden blieben folgenlos. Dem Studenten wurde gesagt, er solle das »ignorieren« oder selbst darauf antworten.

Im Mai 2021 wurde im Gebäude des jüdischen Studentenverbands Hillel zweimal marodiert. Zwei Vermummte hefteten eine palästinensische Flagge mit einem Anti-Polizei-Slogan an die Tür und warfen dann die Scheiben ein. Ermittlungen verliefen ergebnislos. Im September letzten Jahres lud Harvards theologische Fakultät PLO-Sprecherin Dianna Buttu zu einem Vortrag ins Hauptgebäude ein. In ihrer Rede sagte Buttu, Juden würden »trainiert, Palästinenser zu misshandeln«, ein Verhalten, dass sie »bei den Nazis in Auschwitz gelernt« hätten.

„Harvard PSC, die SJP und ähnliche Gruppen belästigen seit Jahren Juden auf dem Campus, ohne dass dies Konsequenzen nach sich zieht, was ein Beispiel für die bewusste Gleichgültigkeit von Harvard gegenüber seinem schweren Antisemitismusproblem ist«, heißt es in der Klage.

Wenn man bedenke, wie scharf Harvard gegen andere Formen der Diskriminierung vorgehe, bestätige das Schweigen angesichts von Übergriffen auf Juden »das antisemitische Messen mit zweierlei Maß«, so die Kläger. Jüdische Studenten in Harvard seien »der Möglichkeit beraubt wurden, in vollem Umfang an den Bildungs- und anderen Programmen von Harvard teilzunehmen, und sie wurden einer schweren emotionalen und physischen Gefahr ausgesetzt«.

Harvard senkt Zahl jüdischer Studenten

Die Kläger prangern auch Harvards umstrittene Aufnahmepolitik an; Harvards aktive Diskriminierung bestimmter Ethnien – Opfer sind vor allem die Bewerber aus asiatischstämmigen und jüdischen Familien – war im letzten Jahr von Amerikas oberstem Gericht für verfassungswidrig erklärt worden.

In der Klageschrift heißt es dazu: »Darüber hinaus hat Harvard in den vergangenen zehn Jahren eine Zulassungspolitik eingeführt, die die Zahl der jüdischen Studenten stark reduziert hat – um bis zu sechzig Prozent – ein enormer Rückgang, der auf eine bewusste Anstrengung hindeutet, Juden auszuschließen, ähnlich wie die Quotenregelung von Harvard vor hundert Jahren.«

Angespielt wird hier darauf, dass die Universität Harvard 1922 Schritte unternahm, um den Anteil jüdischer Studenten zu senken. Der damalige Harvard-Präsident Lawrence Lowell ließ die Vor- und Nachnamen der Bewerber untersuchen und diese in drei Kategorien sortieren: »J1 (fast sicher ein Jude)«, »J2 (wahrscheinlich ein Jude« und »J3 (vielleicht ein Jude)». Lowell begründete dies damals damit, dass dies gut für die Juden sei, da ein zu hoher Anteil jüdischer Studenten zu Antisemitismus führe. Er sagte: »Das antisemitische Gefühl unter den Studenten nimmt zu, und es wächst proportional zur Zunahme der Zahl der Juden. Wenn ihre Zahl auf vierzig Prozent der Studentenschaft ansteigen würde, würde sich das Rassengefühl intensivieren.«

2013 waren noch 25 Prozent der Harvard-Studenten jüdisch, 2023 nur noch rund fünf Prozent. Dies sei nicht anders zu erklären als durch eine zielgerichtete Politik der Universitätsleitung, den Anteil jüdischer Studenten zu senken, so die Kläger. Dies sei einhergegangen mit einem »dramatischen Anstieg des Antisemitismus« im selben Zeitraum.

In der Weigerung der Universität, jüdische Studenten zu schützen und ihnen in vollem Umfang die Teilnahme an den Lehrangeboten zu ermöglichen, sehen die Kläger einen Verstoß gegen Title VI des Civil Rights Act von 1964. Darin steht, dass Unternehmen, die staatliche Beihilfen bekommen – was bei der Universität Harvard der Fall ist –, nicht »aufgrund von Rasse, Hautfarbe oder nationaler Herkunft« diskriminieren oder jemanden aus diesen Gründen von dem Genuss von Vorteilen ausschließen dürfen.

Mögliche Maßnahmen

Die Kläger nennen Maßnahmen, die die Universität Harvard ihrer Ansicht nach ergreifen müsste, um die aufgeführten Missstände zu lindern:

  • Disziplinarmaßnahmen, bis hin zur Kündigung, gegen Lehrpersonal, das antisemitische Diskriminierung oder Schikanen betreibt oder duldet.
  • Disziplinarmaßnahmen, bis hin zur Suspendierung oder Exmatrikulation, gegen Studenten, die derartig handeln.
  • Jegliche Geldmittel ablehnen oder zurückerstatten, wenn diese implizit oder explizit an die Bedingung geknüpft sind, dass ein Professor angestellt oder befördert wird, der Antisemitismus unterstützt oder antisemitische Lehrinhalte in den Lehrplan aufgenommen werden.
  • Hinzufügung von Schulungen über Antisemitismus zu den von der Harvard-Community verlangten Trainingsprogrammen.
  • »Angemessener« Schadensersatz für jüdische Studenten, u.a. für entgangene oder verringerte Bildungschancen.

Enttäuschte Hoffnung: Claudine Gay

Kestenbaum besitzt ein Selfie mit der ehemaligen Harvard-Präsidentin Claudine Gay, das bei den Feiern am Tag ihrer Amtseinführung aufgenommen wurde. Er erinnert sich, wie glücklich er darüber war, dass eine schwarze Frau Präsidentin wurde und gedacht habe: »Seht, wie weit wir gekommen sind.« Nur Monate später war er enttäuscht, dass sie weder die Massaker der Hamas verurteilte noch die Glorifizierung dieser Massaker auf dem Harvard-Campus.

In ihrem Gastbeitrag in der New York Times, in der sie ihren Rücktritt erklärte, relativierte und verharmloste Gay eigenes Verschulden und machte »Demagogen« für ihren Rücktritt verantwortlich, die das »Erbe« Harvards zerstören wollten. »Sie öffnete die Schleusen, indem sie sich weigerte, persönliche Verantwortung zu übernehmen, und stattdessen diese ›Demagogen‹ von außen beschuldigte, was sie mit einem netten Augenzwinkern an viele verschiedene Akteure weitergab, und wir, die jüdischen Studenten, waren die Leidtragenden«, sagt Kestenbaum. Nach dem Rücktritt habe es eine Flut von antisemitischen Kommentaren auf der Studenten-Chat-Website SideChat gegeben.

Derzeit sind Semesterferien. Kestenbaum sieht dem Beginn des Sommersemesters pessimistisch entgegen. Es herrsche eine »enorme Anspannung, Nervosität, Angst«. Er sei in den Semesterferien zu Hause, und seine Eltern wollten nicht, dass er wieder nach Harvard gehe. »Sie haben Angst um meine körperliche Sicherheit.« Es würde ihn »nicht im Geringsten überraschen, wenn es physische Angriffe auf jüdische Studenten gibt, wenn wir zurückkehren«. 

Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass das Sommersemester besser sein werde als das vergangene. »Wir haben sogar Grund zu der Annahme, dass es angesichts der zunehmenden antisemitischen Beiträge in den sozialen Medien mehr und mehr antisemitische Taten geben wird.«

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