Immer wieder bestätigen iranische Funktionäre implizit, was das Regime offiziell stets bestritten hat: dass die Islamische Republik ein geheimes Atomwaffenprogramm betrieben hat.
Der ehemalige Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali-Akbar Salehi, wurde in einem am 11. Februar im iranischen Fernsehsender Nasim ausgestrahlten Interview gefragt, ob der Iran die Fähigkeit besitze, eine Atombombe herzustellen, worauf er die Antwort gab: »Wir haben alle wissenschaftlichen und technologischen nuklearen Schwellenwerte überschritten. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben, damit Sie es selbst verstehen können.«
Vom Interviewer unterbrochen und darauf hingewiesen, dass er nur wissen wolle, ob der Iran den Atombombenbau durchführen könne oder nicht, erwiderte Saleih erneut, er wolle ein Beispiel geben, und fuhr dann fort: »Was braucht man, um ein Auto zu bauen? Man braucht ein Fahrgestell, einen Motor, ein Rad, ein Getriebe …« Auf den erneuten Einwurf des Interviewers, dass Saleh sehr diplomatisch auftrete, antwortete der iranische Funktionär: »Wenn Sie mich fragen, ob wir das Getriebe und den Motor gebaut haben, lautet meine Antwort: Ja. Jedes Teil hat seine eigne Rolle.«
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Weitere InformationenZwei Tage nach dem Interview warnte der Leiter der den Vereinten Nationen angeschlossenen Internationalen Atomaufsichtsbehörde, dass der Iran in Bezug auf sein Atomprogramm »nicht völlig transparent« sei, und bezog sich dabei unter anderem auf die Aussagen Salehis, die Islamische Republik habe alle Teile für eine Waffe »in unseren Händen«.
In seiner Rede auf dem Weltgipfel der Regierungen in Dubai am Persischen Golf verwies IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi, auch darauf, dass der Iran seit dem Scheitern des 2015 mit den Weltmächten geschlossenen Atomabkommens eine nukleare Anreicherung betreibe, die knapp unter dem Niveau von Waffenqualität liegt.
Nicht das erste Mal
Bereits im Juli 2022 hatte ein hochrangiger Berater von Irans Oberstem Führer Ayatollah Ali Khamenei der Welt und vor allem Israel empfohlen, sich möglichst rasch mit einem Iran abzufinden, der jederzeit eine Atombombe bauen kann. »Es ist kein Geheimnis, dass wir zu einem nuklearen Schwellenstaat geworden sind. Das ist die Realität. Das ist eine Tatsache. Es ist kein Geheimnis, dass wir über die erforderlichen technologischen Fähigkeiten verfügen, um eine Atombombe herzustellen«, sagte Kamal Kharrazi damals.
Wenige Wochen später bestärkte der aktuelle Chef der iranischen Atomenergiebehörde Mohammad Eslami diese Aussage und erkläre, der Iran sei technisch dazu in der Lage, eine Atombombe zu bauen, habe aber nicht vor, dies auch zu tun.
Bei den internationalen Reaktionen auf das iranische Bekenntnis, die Bombe bauen zu können, stand damals vor allem das Thema Urananreicherung im Mittelpunkt, was nicht überraschend war, denn ohne spaltbares Material gibt es keine Atomwaffen.
Aber so wichtig das spaltbare Material zweifellos auch ist, zu den technischen Fähigkeiten, die man zum Bau einer Atombombe beherrschen muss, »gehört deutlich mehr als bloß die Herstellung von waffenfähigem Uran – und diese Fertigkeiten und Kenntnisse gewinnt man nicht durch theoretisches Studium, sondern durch zahlreiche praktische Experimente und Tests«, schrieb Mena-Watch kurz drauf in der Einleitung zu seinem Dossier »… haben die Fähigkeit, die Bombe zu bauen …« Das iranische Atomwaffenprogramm im Lichte des geheimen Atomarchivs.
Bei den Reaktionen auf Kharrazi und Eslami sei damals jedoch untergegangen, hieß es weiter, »was die beiden quasi zu Protokoll gegeben haben: Indem sie behaupteten, der Iran sei technisch zum Bau der Bombe befähigt, bestätigten sie implizit, dass das Regime nicht nur ein Atomwaffenprogramm betrieben hat, sondern auch, dass es alle sich dabei stellenden technischen Hürden bewältigt habe«.
Kama Kharrazi und Mohammad Eslami haben also vor eineinhalb Jahren ebenso wie Ali-Akbar Salehi heute implizit eingestanden, was der Iran offiziell immer bestritten hatte: dass die Islamische Republik ein geheimes Atomwaffenprogramm betrieben hat.