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Wie die EU antisemitische und schwulenfeindliche Hetze finanziert

Regelmäßiger Autor bei den EU-geförderten „Ma’an News“: ehemaliger Hamas-Sprecher Mustafa Al-Lidawi
Regelmäßiger Autor bei den EU-geförderten „Ma’an News“: ehemaliger Hamas-Sprecher Mustafa Al-Lidawi (Quelle: BU Research, MEMRI)

Ein ehemaliger Hamas-Sprecher macht auf einer von der EU geförderten Nachrichtenwebsite Juden für Homosexualität verantwortlich.

Juden verbreiteten Homosexualität in der Welt – das sagt Mustafa Yousuf Al-Lidawi, der ehemalige Vertreter der Hamas in Syrien, dem Libanon und dem Iran. Die Äußerungen sind Teil eines Pamphlets, das am 20. November von Ma’an News, einer von der EU mitfinanzierten Nachrichtenagentur in den Palästinensischen Autonomiegebieten, veröffentlicht wurde. Das Middle East Media Research Institute (MEMRI) mit Sitz in Washinton D.C hat den Beitrag aus dem Arabischen ins Englische übersetzt und auf seiner Website veröffentlicht.

Al-Lidawi beginnt seinen Text mit der Geschichte der Ächtung und Verfolgung Homosexueller (die seiner Meinung nach beibehalten werden müsse). Nicht nur in muslimischen Gesellschaften, sondern auch in Europa, Russland und Amerika seien Homosexuelle zu allen Zeiten als „stinkende und abscheuliche Perverse“ beschrieben worden, als „Wahnsinnige“, „Menschen, die gegen die menschliche Natur verstoßen und von ihren Instinkten kontrolliert werden, Zerstörer und Verderber von Familien und Verderber der menschlichen Gesellschaft, die lebendige Häuser zerstören“. Darum hätten sie immer einen „schlechten Ruf“ gehabt, so Al-Lidawi.

„Wenn Leute ihnen begegneten und die Wahrheit über sie erfuhren, dann fürchteten sie um ihre Söhne und verbannten die Homosexuellen, sie hielten sie auf Abstand, hatten aber gleichzeitig ein Auge auf sie, damit sie nicht die Kontrolle über ihre Kinder übernähmen, deren Unschuld ausnutzten und ihre von Gott gegebene Natur korrumpierten.“

Wer steckt wohl dahinter?

So eingestimmt erfährt der Leser, was angeblich hinter Homosexualität steckt: „Diese Homosexuellen“, so Al-Lidawi, „waren Juden“.

„Hollywood-Filme und das internationale Kino stellten sie ins Rampenlicht und enthüllten ihre kranke Natur, ihre abscheulichen Eigenschaften, ihren verzerrten wahren Charakter und ihre Perversität. …

Sie lieben Perversion und Geschlechtswechsel, sie ermuntern und predigen Homosexualität, denn sie machen es sich zur Gewohnheit, verabscheuungswürdige Szenen und abscheuliche Dialoge zu produzieren, die ihre perversen Neigungen offenbaren und ihre faule psychologische Verfassung und die widerwärtige Wahrheit über sie enthüllen.“

Im nächsten Teil kommt Al-Lidawi auf die israelische Gesellschaft zu sprechen. Er lässt sich darüber aus, dass Homosexualität in Israel „nicht als etwas Schändliches“ gelte, dass dort dazu „aufgerufen“ werde, Homosexuelle „nicht zu verfolgen“, ja dass Homosexuelle dort sogar die „Macht“ übernommen hätten:

„Die israelischen homosexuellen Perversen, die zahlreich wurden und Macht und Einfluss erlangten und die ihre [homosexuellen] Beziehungen zur Schau stellten und stolz auf ihre Perversionen waren, organisierten sich und sprachen mit einer Stimme.

Sie forderten die Israelis dazu auf, sie als Teil der respektablen Gesellschaft anzuerkennen, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu billigen, ihnen öffentliche Rechte zu gewähren, ihre persönlichen Freiheiten zu achten und zu versprechen, ihnen weder physisch noch emotional Schaden zuzufügen, sondern ihre Forderungen und Bedürfnisse zu erfüllen.“

Paradies für Homosexuelle

Die Homosexuellen in Israel, so Al-Lidawi, hätten die Macht, Politiker „nach ihrem Willen zu verbiegen“. Dank ihrer zahlreichen Wählerstimmen könnten sie den israelischen Ministerpräsidenten und die Parteichefs zwingen, „ihre Bedingungen zu akzeptieren und ihre Forderungen zu erfüllen“ und so „die Realität zu ihren Gunsten verändern“. Das alles mache Israel zu einem der besten Länder für sexuelle Minderheiten:

„Die zionistische Enität gilt als eines der Länder, die für Homosexuelle, Transgender und Bisexuelle und für ihr Zusammenleben am besten geeignet sind, da das israelische Recht damit begonnen hat, jede Art von Zusammenleben auf der Grundlage im Land oder im Ausland geschlossener [Ehe-] Verträge zu erlauben.“

Tel Aviv gelte als „eine der LGBT-freundlichsten Städte der Welt“ und als deren „Hauptstadt im Nahen Osten“. Es gebe dort „Strände für Schwule“ und Organisationen, die sich für deren „Wohlergehen“ einsetzen. „2018 haben über 250.000 von ihnen eine Demonstration in den Straßen der Stadt veranstaltet.“

Laut MEMRI meint Al-Lidawi damit offenbar eine Demonstration gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten, die im Juli 2018 in Tel Aviv stattfand und an der etwa 100.000 Personen teilnahmen. Al-Lidawi fährt fort:

„Die israelischen Perversen haben jetzt Gewerkschaften, Verbände, Organisationen und Institutionen, die Aktivitäten organisieren und durchführen, ihre Bemühungen koordinieren und [Homosexuellen] helfen, Konferenzen, Symposien und Vorträge abzuhalten und Versammlungen, Paraden und Proteste zu organisieren, um ihre Meinung zu äußern und ihre Rechte zu verteidigen.“

Homosexuelle organisierten nicht nur „Paraden“ in Tel Aviv und anderen Städten, sondern seien auch in den Parteien, der Knesset und der Regierung vertreten, einige von ihnen seien gar Offiziere im Militär.Auch Verteidigungsminister Benny Gantz unterstütze diese „Aktivitäten“, so dass einige Israelis ihn angeblich „beschuldigten, selbst homosexuell zu sein, und behaupteten, er gehöre zu dieser Gemeinschaft von Perversen“.

Vielleicht, so Al-Lidawi könne man über diese „Krankheiten“ der israelischen Gesellschaft sogar froh sein, weil diese schließlich daran zerbrechen müsse:

„Es ist mir eigentlich egal, ob die israelische Gesellschaft Homosexualität akzeptiert oder verbietet und bekämpft, denn dies ist eine Nation, die seit ihrer Gründung für diese perversen Tendenzen bekannt ist, eine Nation, die mit [Homosexualität] in Verbindung gebracht wurde und sich damit identifiziert.

Vielleicht freuen wir uns sogar über die Krankheiten, die es befallen und schädigen, ob es sich nun um medizinische oder soziale Krankheiten handelt, denn nichts schadet den Gesellschaften mehr als diese perversen Beziehungen.Vielleicht wird der Tag kommen, an dem sich ihre Gesellschaft und ihre Familien auflösen, ihre Generationen auseinanderfallen, sie sich nicht mehr vermehren und ihr Ende kommt.“

„Traurig“ sei eigentlich nur, „dass diese Perversen – Homosexuelle, Transgender, Sodomisten und Lesben – unser Land besetzen, unsere Heiligtümer entweihen, Zerstörung und Korruption säen, uns an Stärke übertreffen, unsere Zukunft kontrollieren und unser Schicksal bestimmen.“

Diejenigen, die bereit seien, die Israelis „trotz ihrer Minderwertigkeit anzuerkennen, ein Bündnis mit ihnen zu schließen und ihnen zu helfen, uns unserer Rechte zu rauben und unser Volk zu unterdrücken“ warnt Al-Lidawi, dass „Allah, der die Erde dazu gebracht hat, Menschen wie sie zu verschlingen, sie beobachtet“. Sie hätten „zwei Möglichkeiten“: entweder ihr Handeln zu bereuen und „zu Allah zurückzukehren, oder vom Blitz getroffen und von Allahs Zorn getötet zu werden, denn er wird wütend auf sie bleiben, solange sie nicht wieder ihrer eigenen Nation und deren Werten den Vorzug geben“.

Alter antisemitischer Topos

Juden mit „zügelloser“ Sexualität und „Perversion“ in Verbindung zu bringen, ist ein alter antisemitischer Topos, den der Stürmer in den 1920er und 1930er Jahren häufig nutzte ebenso wie islamistische Organisationen heute. 2009 beschuldigte die Hamas Israel, im Gazastreifen „Kaugummis, die den Sexualtrieb verstärken“, an Jugendliche zu verteilen. „Die Israelis wollen mit diesen Produkten die soziale Infrastruktur der Palästinenser zerstören und die junge Generation schädigen, indem sie Drogen und Sexstimulanzien verteilen“, sagte der Hamas-Polizeisprecher im Gazastreifen, Islam Shahwan, laut israelischen Medienberichten.

Der tragische Hintergrund dieser bizarren Äußerung war möglicherweise der reale Drogenmissbrauch im Gazastreifen, insbesondere von Opioiden wie Tramadol, eine Droge, die von ihren Konsumenten tatsächlich wegen ihrer angeblichen Eigenschaft geschätzt wird, die „sexuelle Ausdauer“ zu steigern.

Wenn Islamisten die Dinge, die aus ihrer Sicht „unislamisch“ sind  – wie etwa Homosexualität und Drogenkonsum – mit Israel in Verbindung bringen, hat das aus ihrer Sicht mehrere Vorteile.

  • Erstens bietet es eine Erklärung, warum diese Phänomene im Gazastreifen überhaupt existieren, wo es sie doch ihrer Meinung nach in islamischen Gesellschaften gar nicht geben dürfte.
  • Zweitens verstärkt es den Druck, die inkriminierten Verhaltensweisen zu ächten, wenn sie nicht nur als ein Verstoß gegen die Scharia gebrandmarkt werden, sondern auch als eine Waffe der Zionisten.
  • Drittens verdeutlicht es nach Meinung von Autoren wie Al-Lidawi die Dringlichkeit des Kampfes gegen Israel: Wird die „zionistische Entität“ nicht vernichtet, wird sie langfristig die islamischen Gesellschaften mithilfe von Drogen und Homosexualität zerstören, so die Vorstellung.

Die von der Hamas verbreiteten Ideen sind immer wieder tödlich. Mahmoud Ishtiwi, ein 34-jähriger Hamas-Kommandant, der 2014 im Krieg gegen Israel gekämpft hatte und laut einem Bericht der New York Times „für 1.000 Kämpfer und ein Netzwerk von Tunneln verantwortlich“ war, wurde im Februar 2016 von der Hamas im Gazastreifen wegen seiner Homosexualität mit Gewehrschüssen hingerichtet.

Betreibt Al-Lidawi Pinkwashing?

Wie steht eigentlich die Israelboykott-Kampagne BDS zu Al-Lidawis Kommentar? Schließlich verbreitet „BDS“ ja das Theorem des Pinkwashing: Das ist eine Verschwörungstheorie, deren Anhänger glauben, dass die israelische Gesellschaft nur scheinbar liberal gegenüber sexuellen Minderheiten sei, um von den ihr unterstellten „Menschenrechtsverletzungen am palästinensischen Volk“ „abzulenken“.

Wenn Al-Lidawi davon schreibt, wie gut Homosexuelle in Israel leben könnten und dass Tel Aviv die „LGBT-Hauptstadt des Nahen Ostens“ sei – betreibt er dann eigentlich Pinkwashing?

Al-Lidawi ist bekannt für seine Propaganda im Nazistil. Erst vor wenigen Monaten verbreitete er die antisemitische Blutlüge, wonach Juden zu Pessach Matzen mit dem Blut von Nichtjuden backten. Auf Anfrage von Mena-Watch sandte MEMRI einen Link zum arabischen Original des Artikels und teilte mit, dass Ma’an News seit 2015 regelmäßig Kommentare von Mustafa Lidawi veröffentlicht.

Der Chefredakteur von Ma’an News, Dr. Nasser al-Laham, gilt manchen westlichen Journalisten als respektabel. Vor einigen Jahren sagte er gegenüber einem Korrespondenten des Berliner Tagesspiegel: „Nur wir liefern noch unabhängigen Journalismus.“ Ma’an News wurde 2005 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Bethlehem. Zu den Geldgebern gehörten in der Vergangenheit europäische Staaten wie Dänemark, Großbritannien, die Niederlande und Norwegen.

Auch die Europäische Union (EU) unterstützt Ma’an News mit reichlich Geld. So flossen im Dezember 2016 von der EU-Entwicklungshilfeagentur EuropeAid 427.200 Euro und 32 Cent (hier kann man den Etat als Word-Dokument herunterladen). Der Name des Förderprogramms für Ma’an lautete: „Medien für den Wandel: Nutzung von Medieninitiativen zur Förderung des partizipativen Engagements im Friedensprozess“. Die bislang letzte Rate der EU an Ma’an News wurde am 31. März 2020 überwiesen.

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