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Alternativer Nobelpreis für türkische Zeitung

„Der Friedensnobelpreis werde auf ‚politische Bestellung‘ vergeben, polterte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im vorigen Jahr. ‚Der Westen‘ würde es daher niemals zulassen, dass die Türkei für die Aufnahme von zwei bis drei Millionen syrischer Flüchtlinge ausgezeichnet würde. Dieses Engagement wäre tatsächlich preiswürdig – gäbe es keine endlos lange Liste von Vergehen, die es verbietet, die Wörter Erdogan und Nobelpreis auch nur in einem Satz zu erwähnen. Verdient ist hingegen der Alternative Nobelpreis, den in diesem Jahr – neben der syrischen Organisation Weißhelme, der ägyptischen Feministin Mozn Hassan und der russischen Bürgerrechtlerin Swetlana Gannuschkina – die türkische Tageszeitung Cumhuriyet erhält.

Seit die letzte große Mediengruppe sich dem Erdogan-Regime unterworfen hat, ist die Cumhuriyet eine der wenigen, die versucht, die vornehmste und wichtigste Aufgabe von Zeitung zu erfüllen: schreiben, was ist. Das allein verleiht einer Zeitung in der Türkei das Attribut ‚oppositionell‘. Und allein dadurch riskiert sie, von der Regierung angefeindet, von Behörden verfolgt und von Anzeigenkunden boykottiert zu werden. Der Preis für die Cumhuriyet ist daher auch ein Preis für die wenigen anderen türkischen Medien, die dem Regime trotzen. (…) Doch eines unterscheidet die Cumhuriyet von den übrigen Preisträgern: Diese haben es nicht mit Regimen zu tun, die zu den engen Verbündeten des Westens zählen. Zu ihnen gehört die Türkei schon, erst recht seit dem Flüchtlingsdeal. Der Preis für die Zeitung ist daher nicht nur ein verdienter Tadel für Erdogan, sondern ebenso für Europa.“

(Deniz Yücel: „Der Alternative Nobelpreis ist ein Tadel für Europa“)

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