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Die Ironie hinter der momentanen Situation im Gazastreifen

Die Ironie hinter der momentanen Situation im Gazastreifen„Bislang genoss die Hamas die Freiheit, ihr ganzes Geld in ihr Militär zu investieren: sicher in dem Wissen, dass die Bedürfnisse der Zivilisten im Gazastreifen entweder durch ihren Rivalen, die in Ramallah ansässige Palästinensische Autonomiebehörde (PA), oder durch internationale Spenden abgedeckt würden. Doch vor einem halben beschloss der Präsident der PA Mahmoud Abbas, dass es ihm reicht und er nicht weiter – in seinen Worten – als Geldautomat der Hamas fungieren wolle. Also hörte er damit einfach auf. (…) Hier haben wir es mit einer doppelten Ironie zu tun. Die erste besteht darin, dass Abbas ausnahmsweise tatsächlich etwas unternommen hat, um die palästinensische Gewalt einzudämmen. Sein Ruf als Friedensstifter ist durch seine wiederholte Ablehnung von Friedensangeboten, durch seine brutale antiisraelische Hetze und die Bereitstellung von Anreizen zum Terrorismus mittels Zahlung überdurchschnittlicher Gehälter an inhaftierte Terroristen nie ernsthaft angekratzt worden. Nun, da er die Hamas zwingt, ihre Mittel vom militärischen in den zivilen Sektor umzuleiten, und so durch sein Vorgehen einen weiteren Gazakrieg weniger wahrscheinlich gemacht hat, wird er international tatsächlich (verhalten) kritisiert, weil er humanitäres Leiden verursache.

Die weitergehende Ironie besteht jedoch darin, dass die drei Kriege zwischen der Hamas und Israel, die im vergangenen Jahrzehnt stattfanden, alle hätte vermieden werden können, wenn die internationale Gemeinschaft sich nicht so sehr darum bemüht hätte, die Zivilbevölkerung des Gazastreifens zu ‚schützen’. Nach der Machtergreifung der Hamas im Gazastreifen vor zehn Jahren versuchte Israel ebenfalls, wirtschaftlichen Druck auszuüben, doch genügte dieser Druck zu keinem Zeitpunkt, um eine so weitgehende Krise wie diejenige, in der der Gazastreifen sich dieses Jahr befindet, zu verursachen. So hat Israel beispielsweise zu keinem Zeitpunkt die Energieversorgung des Gazastreifens infrage gestellt. Folglich genoss die Hamas die Freiheit, ihre gesamten Mittel in die Raketen und Tunnel zu investieren, die die drei Kriege verursachten. Und diese Kriege verursachten im Gazastreifen größere Verwüstung als Abbas’ Mittelkürzungen. Hätte man Israel vor zehn Jahren gestattet, das zu tun, was Abbas diese Jahr getan hat, stünde es jetzt vermutlich besser um den Gazastreifen, denn die Kriege wären ihm erspart geblieben. (…) Sorge um unschuldige Zivilisten ist selbstverständlich lobenswert. Doch mitunter, wie im Falle der Hamas im Gazastreifen, ist sie auch kontraproduktiv. Das ist eine Lektion, die die ‚internationale Gemeinschaft’ dringend lernen sollte.“ (Evelyn Gordon: „Humanitarian Crises Can Be Good News for Gaza“)

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