
„Wir haben Aden kaum in Richtung Wüste verlassen, als wir Dutzende Flüchtlinge sehen, zu Fuß, mit ihren wenigen Besitztümern. Ihre Füße sind geschunden vom langen Weg. Viele von ihnen haben tagelange Märsche hinter sich, um von der jemenitischen Küste, wo sie mit Booten gelandet waren, nach Aden zu gelangen. (…)
Geld, Arbeit, etwas Stabilität – das ist, was Zehntausende zu finden hoffen, die sich auf die gefährliche Überfahrt vom Horn von Afrika in den Jemen begeben. (…) Diejenigen, die es an Land schaffen, müssen anschließend tagelang durch die Wüste laufen. Die hauptsächlich jungen Männer zahlen mehrere hundert US-Dollar, um in den Jemen zu kommen. Eigentlich wollen viele weiter nach Saudi-Arabien. Aber bei all den Unsicherheiten und Unwägbarkeiten im Jemen ist völlig unklar, wo ihre Reise endet.
Wie viele Menschen überhaupt von Ostafrika in den Jemen aufbrechen ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von 50.000 bis zu 150.000 pro Jahr aus, aber das lässt sich in einem Kriegsgebiet kaum seriös überprüfen. (…)
In Aden treffe ich einen jemenitischen Schleuser, der anonym bleiben will. Der Krieg im Jemen habe ihn zum Schleuser gemacht, sagt er: ‚Es gibt keine Jobs, wir sitzen nur herum und es gibt keine Arbeit außer die am Meer.‘ In einem Land, wo niemand die Einhaltung der Gesetze überwacht, ist das Schleusertum ein einträgliches Geschäft. Er sagt, er verdiene umgerechnet 400 US-Dollar mit jedem Migranten. Während also die Jemeniten mit Armut und Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben, strandet in ihrer Mitte eine weitere Gruppe: Migranten aus Afrika.“ (Fanny Facsar: „Der gefährliche Weg durch den Jemen“)