„Mindestens 25.000 Männer und Frauen aus rund hundert Ländern sind nach Syrien und in den Irak gezogen, um dort für den IS zu kämpfen. Rund ein Fünftel der Jihadisten kommt aus Westeuropa, die meisten von ihnen aus Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und Belgien. Viele sind tot, doch Tausende von ausländischen Jihadisten sitzen in irakischen und syrischen Gefängnissen, unter ihnen Hunderte von Europäern. Damit steht Europa vor einem Dilemma: Was tun mit den eigenen Staatsbürgern? Sie der irakischen oder der syrischen Justiz überlassen oder nach Europa zurückholen, wo sie möglicherweise Anschläge verüben könnten? (…)
Die Kurden in Nordsyrien, die mehrere tausend IS-Kämpfer gefangen genommen haben, unter ihnen einige der berüchtigtsten europäischen Jihadisten, wollen die Ausländer so schnell wie möglich loswerden. Doch die Europäer – mit der Ausnahme Deutschlands – blocken. (…) Französische und britische Minister erklärten offen, dass sie die Jihadisten lieber tot als lebendig sähen. ‚Ein toter Terrorist kann Großbritannien nicht mehr schaden‘, sagte der britische Verteidigungsminister Gavin Williamson Ende letzten Jahres. Und seine französische Amtskollegin Florence Parly: ‚Ich würde sagen, das Beste ist, wenn sie in diesem Kampf umkommen.‘ Im Irak und in Syrien kann dies von Kriegsparteien leicht als Aufforderung zur Lynchjustiz verstanden werden. (…)
Inzwischen fordern auch die Amerikaner von ihren europäischen Verbündeten die Repatriierung ihrer Bürger. Sie hat die Erfahrung im Irak gelehrt, dass Gefängnisse der beste Nährboden für künftige Jihadisten sind.“ (Inga Rogg: „Gefangene Jihadisten stellen Europa vor ein moralisches Dilemma“)