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Warum die palästinensischen Proteste keine Massenbasis haben

Warum die palästinensischen Proteste keine Massenbasis haben„Während in der Türkei und in Indonesien Zehntausende demonstrieren, findet sich lediglich ein Dutzend palästinensischer Jugendlicher ein, um Reifen zu verbrennen und Steine auf israelische Soldaten zu werfen. Der Ort, an dem die Zusammenstöße zwischen den palästinensischen Jugendlichen und den israelischen Streitkräften stattfinden, liegt zu Fuß fünf Minuten von dem Mercedes-Benz-Händler, der sich in El-Bireh im Brazil-Turm befindet. Daneben liegt der Jawwal-Laden, in dem Anwohner Telefondienste erwerben können. Der Kontrast zwischen den blühenden Unternehmen in Ramallah und El-Bireh einerseits und den apathischen Protesten andererseits, die sich in Israel infolge der Entscheidung der US-amerikanischen Regierung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, zugetragen haben, sticht ins Auge. Am Montag schrien Palästinenser, die von Rammallah aus nach Hause fahren wollten, Jugendliche an, die versuchten, aus Protest eine Straßensperre zu errichten. (…) Die Erfordernisse des täglichen Lebens übertrumpften das Bedürfnis nach einer weiteren Intifada gegen Israel. (…)

In Ramallah sind die Straßen voller Kunden. Junge Männer werben mit Flyern, aus einem mit rosa Luftballons geschmückten Laden tönt über Lautsprecher die Stimme einer singenden Frau. Auf den Kampf gegen Israel verweisen Lippenbekenntnisse und Symbole. Ein neues Wandbild in der Nähe des Busbahnhofs zeigt einen riesigen Schlüssel, den Felsendom und die palästinensische Fahne, Symbole für den Wunsch nach einem ‚Rückkehrrecht’ nach Israel und den Anspruch auf Jerusalem. Überall in der Stadt hängen Plakate, die den 100. Jahrestag der Balfour Declaration beklagen. Auf ihnen ist Lord Balfour mit einer blutigen Hand zu sehen. Die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) hat zudem Plakate aufgehängt, die den 50. Jahrestag ihrer Gründung feiern. Auf ihm sind eine Karte der arabischen Welt und das Bild eines palästinensischen Kindes zu sehen, das Israel umschubst. Das Kind hält ein Gewehr vom Typ AK-47. Offizielle Plakate der Palästinensischen Autonomiebehörde, die gegen die Jerusalementscheidung protestieren, scheint es keine zu geben. (…)

Ein gutes Beispiel für die [schwache] Reaktion findet man auf der Straße von Ramallah nach Jerusalem bei Kalandiya. Seit Jahren schmücken dort die Betonmauer, die Israel von den palästinensischen Gebieten trennt, symbolträchtige Graffitis, die den ehemaligen palästinensischen Anführer Yasser Arafat und Marwan Barghouti abbilden. Barghouti verbüßt in einem israelischen Gefängnis fünf lebenslängliche Haftstrafen. Inzwischen werden die beiden teilweise von einer riesigen Reklametafel verdeckt, auf der für die zweite Phase einer neuen Immobilienentwicklung geworben wird. Zurzeit scheint der Kampf um Immobilien und ein zureichendes Auskommen wichtiger zu sein als das Demonstrieren für Jerusalem.“ (Seth J. Frantzman: „Economics and apathy outweighing protest in Ramallah“)

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