Von Juden wird Toleranz besonders gerne eingefordert. Schließlich, so die Begründung, hatten gerade sie selbst häufig unter Intoleranz zu leiden. Ganz besonders tolerant sein sollen Juden, wenn es ihnen an den Kragen geht, meinen manche gar. Groß ist das Unverständnis unter toleranten Deutschen deshalb, wenn jüdische Organisationen BDS den öffentlichen Raum nicht ungehindert überlassen, nur weil die Boykottbewegung die Zerstörung Israels zum Ziel hat. Das ist nur schwer zu tolerieren. Intolerant finden viele auch, dass Juden nicht mit Muslimbrüdern in interreligiösen Dialogveranstaltungen plaudern mögen, bloß weil die sie als ‚Söhne von Affen und Schweinen‘ bezeichnen. Und dass die AfD bei Schoa-Gedenkveranstaltungen nicht willkommen ist, zeugt nach Meinung dieser Partei ebenfalls von mangelnder Toleranz. Möglicherweise haben wir tatsächlich ein Toleranzproblem. Man sehe es uns bitte nach. Sprachlich geht das Wort Toleranz auf das lateinische ‚tolerare‘ zurück, übersetzt ‚erdulden‘, ‚ertragen‘. Im Erdulden und Ertragen hat das jüdische Volk sein historisches Soll übererfüllt.“ (Michael Wuliger: „Toleranz ist schön. Dessous sind schöner“)
