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USA: Eine neue Ära des Judenhasses

Auch im New Yorker Stadtteil Brooklyn ereigneten sich im Vorjahr physische Attacken auf Juden. (© imago images/Dean Pictures)
Auch im New Yorker Stadtteil Brooklyn ereigneten sich im Vorjahr physische Attacken auf Juden. (© imago images/Dean Pictures)

Noch nie wurden in den USA so viele antisemitische Vorfälle verzeichnet wie im vergangenen Jahr. Drei Viertel der religiös motivierten Verbrechen zielten auf Juden.

Mehrere jüngst veröffentlichte Berichte zeigen, dass die Zahl antisemitischer Vorfälle in den Vereinigten Staaten dramatisch gestiegen ist. So verzeichnete die Anti-Defamation League im Jahr 2022 insgesamt 3.697 judenfeindliche Vorfälle, 36 Prozent mehr als noch im Jahr 2021.

Seit 1979 veröffentlicht die ADL jährlich Berichte über antisemitisch motivierte Belästigungen, Sachbeschädigungen und Fälle körperlicher Gewalt. Seitdem sind ihr noch nie so viele Vorfälle zur Kenntnis gekommen wie im vergangenen Jahr. In den letzten fünf Jahren wurden nicht weniger als drei Mal neue Höchstzahlen verzeichnet.

Aufgeschlüsselt ergaben sich laut ADL folgende Werte: Die Zahl antisemitischer Belästigungen stieg im Jahresvergleich um 29% auf 2.298, die Zahl judenfeindlicher Sachbeschädigungen um 51% auf 1.288 und die Zahl antisemitischer tätlicher Angriffe um 26% auf 111. 53% dieser Attacken richteten sich gegen orthodoxe Juden.

241 Vorfälle standen der ADL zufolge im Zusammenhang mit Zionismus und Israel. Das waren zwar weniger Fälle als im Jahr davor, doch war 2021 aufgrund der Vielzahl der verzeichneten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas im Frühsommer ein außergewöhnliches Jahr. Die aktuelle Zahl liegt allerdings 35% über derjenigen aus dem Jahr 2020.

Für 70 der antisemitisch-israelfeindlichen Vorfälle waren Personen verantwortlich, »die mit feindseligen antizionistischen Aktivistengruppen in Verbindung gebracht werden, vor allem mit Witness for Peace und Students for Justice in Palestine und angeschlossenen Gruppen«, schreibt die ADL. Sie betont, keineswegs »Kritik an Israel oder anti-israelischen Aktivismus« mit Antisemitismus gleichzusetzen, Fälle bloßer »Gegnerschaft zu Israel« seien nicht in die Statistik eingegangen.

Mehr als die Hälfte aller Vorfälle ereignete sich in nur fünf der fünfzig Bundesstaaten: New York, California, New Jersey, Florida und Texas.

Antisemitismus wurde normalisiert

ADL-Chef Jonathan Greenblatt kommentierte die erhobenen Daten gegenüber der New York Times:

»Wir haben erlebt, wie Antisemitismus in einer Weise normalisiert wurde, die vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre. Wenn die Menschen hinter jedem Unglück eine Verschwörung sehen, dauert es nicht lange, bis sie auf die Juden kommen und sagen, dass sie das Problem sind.«

Von einer »neuen Ära des Antisemitismus« spricht Brian Levin vom Zentrum für das Studium von Hass und Extremismus an der California State University in San Bernardino. Einem neuen Bericht des Zentrums zufolge ist die Zahl der »religiös motivierten Hassverbrechen« im Jahr 2022 um 27 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. 78% dieser Verbrechen richteten sich gegen Juden, obwohl Juden, je nach Zählweise, nur zwischen zweieinhalb und viereinhalb Prozent der amerikanischen Bürger ausmachen.

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